Sicher ist Dir bereits aufgefallen, dass Du bei vielen Produkten inzwischen die Wahl hast zwischen recycelten und originären Ausgangsmaterialien. Dabei gibt es inzwischen eine Diskussion darüber, ob recycelten Ausgangsstoffen aus Umweltschutzgründen und mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Vorzug zu geben ist.

Besonders intensiv wird diese Frage beim Thema Recyclingpapier diskutiert. Viele Stimmen, vorwiegend online, heben hervor, dass Recyclingpapier hier immer die bessere Wahl sei.

Aber stimmt das? Wie unterscheidet sich Recyclingpapier von Frischfaserpapier? Ist Recyclingpapier für jeden Einsatzbereich geeignet? Kann es auch Nachteile haben? Wir hoffen, wir können Dir im folgenden Beitrag diese Fragen beantworten.


Was ist Recyclingpapier und welche Rolle spielt es auf dem Markt?

Recyclingpapier wird aus Papierabfällen hergestellt. Bereits benutztes Papier wird in einem speziellen Herstellungsverfahren gereinigt und wieder zu Papier verarbeitet. Maßgeblich ist wie generell in der Papierherstellung der aufquellende Prozess in Wasser, bei dem die Altpapierreste in die einzelnen Papierfasern zerlegt werden.

Grundsätzlich bietet der Markt verschiedene Papierarten. Unterschieden wird zwischen

    • dem aus Zellulose hergestellten Frischfaserpapier.
    • dem größtenteils aus einheimischem Holz gewonnenen Holzfaserpapier.
    • den zwei Arten von Recyclingpapieren: Das klassische Recyclingpapier und das Umweltschutzpapier das aus Altpapier gewonnen und danach gebleicht wird. Das Umweltschutzpapier, das auf Basis von Altpapier nicht mehr weiter behandelt wird.

Klassisches Recyclingpapier wird aus Altpapier gewonnen und danach gebleicht. Umweltschutzpapier wiederum wird aus dem gleichen Rohstoff hergestellt, allerdings im Produktionsprozess nicht gebleicht.

Vielleicht verbindest Du wie die meisten Menschen mit Recyclingpapier das

Symbolbild Mülleimer

graue, wenig ansprechende Umweltschutzpapier. Weniger bekannt ist, dass es auch Recyclingpapiere gibt, die schonend gebleicht werden und dabei die Anmutung von Frischfaserpapier haben können.

Wenn es um die Marktposition von Recyclingpapier geht, lohnt der Blick auf einzelne Segmente. Etwa spielt Recyclingpapier im Bereich der Wellpappe eine sehr große Rolle. Die Anteile an Recyclingpapier sind hier schon etwa seit mindestens einem Jahrzehnt sehr hoch. Bis zu 80 Prozent der Wellpappe wird aus Kartonresten und Kartonabfall wiederverwertet.

Gleichzeitig lohnt sich ein Blick darauf, inwiefern Recyclingpapier für die Nutzung als Papier im Büro eine Rolle spielt. Aktuell beträgt der Anteil von Recyclingpapier an Büropapieren in Deutschland um die 16 Prozent.

Interessanterweise war bereits 2014 Altpapierabfall mit über 16 Millionen Tonnen der maßgebliche Rohstoff in der gesamten Papierproduktion. Schon damals ruhte die deutsche Papierproduktion zu über 70 Prozent auf dem Rohstoff Altpapier. Bei diesen Zahlen liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Recyclingpapier wirtschaftlich von großer Bedeutung ist.


info

Die Verwertung von Altpapier hat eine große wirtschaftliche Bedeutung in der gesamten Papierproduktion.


Was ist Frischfaserpapier und welche Rolle spielt es auf dem Markt?

Frischfaserpapier wird aus Zellstoff hergestellt. Die Fasern hierfür werden aus anderen Teilen der Welt importiert und stammen teils auch aus Regenwaldgebieten.

Da es keine Altpapierbestandteile aufweist und durch eher aggressive Substanzen wie Chlor gebleicht wird, hat es eine intensive weiße Farbe.

Insgesamt macht Frischfaser als Rohstoff für die Papierherstellung einen untergeordneten Anteil aus. Dabei ist jedoch nicht gemeint, dass die Papierindustrie zurzeit vollständig auf Frischfaserpapier verzichten kann. Aus verschiedenen Gründen ist die Altpapierquote noch nicht so stark, dass die gesamte Papierproduktion auf Altpapier gestützt werden kann.

Der Preisvergleich

Allgemeine Aussagen zu den Preisen bei Frischfaserpapier und Recyclingpapier verbieten sich. Hier kommt es auf die jeweilige Marktlage an. Oft hört man das Vorurteil, dass Recyclingpapier per se teurer sei als Frischfaserpapier. Dies kann nicht bestätigt werden.

Die Preisfrage lässt sich noch unter anderen Gesichtspunkten betrachten. Mit steigenden Energiepreisen kann sich das Gleichgewicht noch weiter positiv hin zum Recyclingpapier verschieben.

Immerhin wird für die Produktion von Frischfaserpapier genauso viel Energie verwendet wie zur Produktion von einer Tonne Stahl. Ebenso ist der Wasserverbrauch bei Papier aus frischen Fasern wesentlich höher als bei der Produktion von Recyclingpapieren.

Optik und Anwendung im Vergleich

Altpapier
Die Umweltbelastung bei der Herstellung von Recyclingpapier
ist in jeder Hinsicht geringer.

Wer an Recyclingpapier denkt, hat vielleicht das graue Toilettenpapier aus den Anfangszeiten des Papierrecyclings in Erinnerung. Recyclingpapier wird heute in Farbtönen zur Verfügung gestellt, die anderen Papiersorten in nichts nachstehen. Auch dieses Papier gibt es inzwischen in Weiß.

Damit sind die Vorurteile gegen Recyclingpapier bei der Optik widerlegt. Auch die Textur lässt sich nicht mehr auf den ersten Blick als recycelt erkennen.

Ebenso lässt sich recyceltes Papier in nahezu allen Anwendungsbereichen einsetzen, die auch für andere Papierarten gelten. Insbesondere ist das Vorurteil widerlegt, dass Recyclingpapiere wegen ihrer verminderten Lebensdauer nicht archivierbar seien. Ausnahmen ergeben sich nach der DIN 9706, die für eine Langzeit-Archivierung Frischfaserpapier empfiehlt.

Recyclingpapier lässt sich auch mit gängigen technischen Geräten wie Druckern einsetzen. Damit eröffnen sich für Recyclingpapiere alle Einsatzbereiche, für die bisher Frischfaserpapiere bevorzugt werden.

Es gibt Qualitätsunterschiede bei Recyclingpapieren, wie es sie bei anderen Papiersorten auch gibt. Beim Einsatz mit technischen Geräten wie Druckern und Kopierern ist auf eine ausreichende Qualität und die Eignung der Papiersorte nach Gewicht im Einzelnen zu achten. Das gilt aber für jedes Papier, das mit diesen Geräten eingesetzt werden soll.

Häufig wird bei recycelten Papieren eine hohe Schadstoffbelastung angenommen. Diese konnte für die derzeitigen recycelten Papiere jedoch nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, der fehlende Einsatz von starken Chemikalien zur Bleichung führt dazu, dass Recyclingpapiere weniger belastet sind als Frischfaserpapiere.

Infografik: Einspareffekte Recyclingpapier contra Frischfaserpapier

Nachhaltigkeit der Varianten im Vergleich

Wie sieht es mit der Umweltbilanz und der Nachhaltigkeit bei den verschiedenen Papiersorten aus?

Die Verwertung des Altpapiers führt zu einer intensiven Energieeinsparung. Das Umweltbundesamt bestätigt, dass bei der Produktion von Recyclingpapier im Vergleich mit Frischfaserpapieren 60 Prozent Energie und 70 Prozent Wasser eingespart werden kann.

Papierfasern können bis zu siebenmal wiederverwendet werden, was die Ressourcen im Wald schont. Frischfaserpapiere sind unter den Gesichtspunkten Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit kritisch zu sehen. Sie stammen häufig aus Holz, das aus bedrohten Urwaldgebieten gewonnen wird.

Mit dem Einsatz dieser Papiere tragen wir zur Vernichtung der ursprünglichen Urwälder bei. Auch der Einsatz von aggressiven Chemikalien bei der Verarbeitung des Papiers aus Frischfasern ist unter Umweltgesichtspunkten bedenklich.

Hier schneidet Recyclingpapier besser ab, weil bei dessen Verarbeitung keine derartigen Chemikalien eingesetzt werden. Interessant sind im direkten Vergleich auch die benötigten Mengen zur Herstellung von den unterschiedlichen Papiersorten: Für ein Kilo Recyclingpapier wird 1,2 kg Altpapier benötigt. Demgegenüber stehen 2,2 kg Holz für die Herstellung von Frischfaserpapier.


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Bei Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit schneidet Papier aus frischen Fasern im Vergleich schlechter ab als Recyclingpapier.


Fazit: Vor- und Nachteile der beiden Varianten

Frischfaserpapier befriedigt auf den ersten Blick in höherem Maße die Anmutung von reinem, weißem und frischem Papier, das wir aus Gewohnheit pflegen. Vielen Menschen ist aber entgangen, dass die Recyclingpapiere heute auch eine hohe Qualität haben und an der Farbe nicht mehr unbedingt zu unterscheiden sind.

Faultier

Papierrecycling ist technisch inzwischen weit fortgeschritten und kann vielmehr aus Altpapier machen, als das früher bekannte graue, recycelte Papier von brüchiger Qualität. Es ist kein Zufall, dass als Rohstoff für die Papierindustrie heute überwiegend Altpapier zum Einsatz kommt.

Die Tendenz ist hier eher steigend, da etwa die Umsatzzuwächse im Online-Handel mit einem verstärkten Anfall an Papier- und Kartonabfall einhergehen.

Frischfaserpapier aus zweifelhaften Quellen kann billiger sein als hier in Deutschland recyceltes Papier. Dafür bezahlen wir nicht nur den jeweiligen Papierpreis, sondern auch mit der einhergehenden Ausbeutung der Natur in anderen Ländern.

Unter dem Strich ist deshalb das Papier aus frischen Fasern teurer als recyceltes Papier. Mit steigenden Energiepreisen ist außerdem damit zu rechnen, dass Frischfaserpapier deutlich teurer wird als das Papier, das aus Altpapier hergestellt wird.

Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten spricht alles für recyceltes Papier. Hier ist zum einen die Industrie gefragt, die Altpapierquoten noch mehr zu erhöhen. Verbraucher und alle Beteiligten, die Papier verbrauchen, können ebenfalls weitere Zeichen setzen, in dem sie verstärkt recyceltes Papier kaufen.

Mit einem drastischen Engpass bei der Papierversorgung ist nicht zu rechnen, wenn sich noch mehr Menschen für Recyclingpapier entscheiden. Über allem steht in puncto Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit auch das Gebot, den Verbrauch von Papier zu senken. Ob Papiertüten, Küchenrollen und Servietten in großem Stil zum Einsatz kommen müssen, ist immer fraglich.

Selbstverständlich stehen auch hinter diesen Produkten Unternehmen, die Produkte verkaufen möchten. Deshalb ist es schwierig, Standardaussagen zu treffen. Allerdings könnte die aktuelle Energiekrise dazu beitragen, dass Verbraucher verstärkt die eigene Nutzung von Papier überdenken.

Auch das Recyclingpapier steigt im Preis, selbst wenn bei seiner Produktion weniger Energie verbraucht wird als bei Papier aus frischen Fasern. Die gestiegenen Preise machen sich bereits jetzt bemerkbar. Vielleicht entscheidest Du Dich zukünftig verstärkt für Recyclingpapier, weil Dich seine Vorzüge bei Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit überzeugen.


FAQ

  1. Ist Recyclingpapier immer die bessere Wahl?

    Unter Umweltschutzgründen und in puncto Nachhaltigkeit hat Recyclingpapier Vorzüge gegenüber Papier aus frischen Fasern.

  2. Könnten wir unsere gesamte Papierproduktion auf Altpapier aufbauen?

    Die Entwicklung könnte in diese Richtung gehen, da schon heute 80 Prozent der Rohstoffe der Papierherstellung auf Altpapier beruhen. Das Altpapier wird dabei noch nicht vollständig ausgenutzt. Es werden einige Restbereiche bleiben, in denen nicht auf Papier aus frischen Fasern verzichtet werden kann. Dieser Bereich ließe sich vielleicht aber auch aus einer nachhaltigen, heimischen Holzproduktion decken.

  3. Wird sich der Trend zum Recyclingpapier verstärken?

    Davon ist auszugehen. Verbraucher und Industrieteilnehmer positionieren sich immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Hier glänzt Recyclingpapier.

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