So funktioniert die maschinelle Aufbereitung von Altpapier. Die Zahlen beweisen es: Papier zählt in Deutschland zu den nachfragestärksten Gütern. Rein rechnerisch wurden im Jahr 2020 pro Kopf knapp 220 kg Papier, Pappe und Karton verbraucht. 

Inbegriffen sind dabei sowohl der Verbrauch in den privaten Haushalten als auch im gewerblichen Bereich. Laut Erhebungen von Intectus (Ingenieur- und Beratungsunternehmen für Abfallwirtschaft) beträgt die jährlich verbrauchte Papiermenge in privaten Haushalten rund 105 kg pro Kopf. Zusammengenommen entspricht das einem Gesamtverbrauch von 18,3 Millionen Tonnen Papier.

Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist die Altpapieraufbereitung. Auch das spiegeln die Zahlen wider: Kommunale und private Entsorger sammelten im gleichen Zeitraum etwa 14,7 Millionen Tonnen Altpapier. Auf das Jahr 2020 bezogen, ergibt sich dabei eine Altpapierrücklaufquote von knapp 80 Prozent.

Zum Vergleich: Im Jahr 1990 setzte die Papierindustrie gerade einmal 49 Prozent Altpapier ein. Dank der deutlichen Steigerung von rund 30 Prozent senkte sich gleichzeitig der Wasser-, Holz- und Primärenergieverbrauch pro Tonne Papier. Das Recyceln von Altpapier genießt einen entsprechend hohen Stellenwert.


So ist die deutsche Papierindustrie beim Thema Recycling aufgestellt

Die deutsche Papierindustrie steigerte alleine in den vergangenen 20 Jahren die Altpapiereinsatzquote um insgesamt 18 Prozent. Das ist nicht nur als wirtschaftlicher Parameter ein wichtiger Erfolgsfaktor, sondern beschert uns zusätzlich einen wesentlichen Nebeneffekt.

Symbolbild: Palme

Denn dank dieser Steigerung konnte die in Deutschland ansässige Papierindustrie die spezifischen Umweltbelastungen, die zum Beispiel durch Produktion und Transport entstehen, deutlich reduzieren. Aber: Zukünftig wird es schwerer, die hohe Einsatzquote von Altpapier noch weiter zu erhöhen.

Dies liegt in erster Linie an der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung und dem damit verbundenen Rückgang der Nachfrage nach grafischen Papieren bei gleichzeitiger Zunahme von Papieren für Verpackungen. Das macht sich aktuell gerade im Bereich der Fertigung von Hygienepapieren deutlich bemerkbar.

Laut aktuellen Zahlen ist der Altpapiereinsatz bei der Produktion von den so bezeichneten Hygienepapieren auf unter 50 Prozent gefallen. Schuld daran ist der Mangel an weißen Altpapieren, der durch einen der Digitalisierung geschuldeten Rückgang der grafischen Papiere zustande kommt.

 

Die sinkende Nachfrage nach grafischen Papieren als erfolgskritischer Faktor

Kann die Nachfrage nach grafischen Papieren in Zukunft nicht wieder gesteigert werden, wird Altpapier in den nächsten Jahren zu einem knappen Rohstoff. Das Problem dabei: Wachstumspotenzial hat vor allem der Markt für Hygienepapiere, während die digitale Transformation die klassischen Schreibunterlagen und Druckerzeugnisse immer weiter ins Abseits drängen.

Fasern aus Hygienepapieren stehen aber nach der einmaligen Verwendung

Symbolbild: Vogel

nicht mehr für eine weitere Aufbereitung zur Verfügung. Es handelt sich bei diesen Papieren nicht um Kreislaufprodukte. Ganz anders präsentiert sich die Ist-Situation bei der Produktion von Zeitungsdruck- und Wellpappenrohpapier.

Statistisch betrachtet, wurden in dieser Sparte zum Beispiel im Jahr 2020 mehr als 100 Prozent Altpapier eingesetzt. Grund für diese überdimensionale Einsatzquote sind Sortierreste und verunreinigte Fasern, die bei der Sortierung und weiteren Prozessschritten abgeschieden werden.

In geringem Umfang gehen dabei zusätzlich auch Papierfasern verloren. Dadurch wird bei der Herstellung bis zu 20 Prozent mehr Rohstoff (inklusive papierfremder Bestandteile) eingesetzt. Setzt du den gesamten Papierverbrauch ins Verhältnis zum Altpapierverbrauch, ergibt sich auf Grundlage der vergangenen Jahre eine Altpapierverwertungsquote zwischen 85 und 90 Prozent. 2020 erzielte die deutsche Papierindustrie sogar eine Verwertungsquote von 93 Prozent.

Basis für ein effizientes Recycling + die Getrenntsammlung von Altpapier

Infografik: Stationen des Papierrecyclings


Bis aus Altpapier wieder neues Papier entstehen kann, durchläuft es mehrere Prozessschritte. Die Voraussetzungen für das spätere Recycling werden dabei bereits in der ersten Phase gelegt: durch eine bestmöglich flächendeckende Sammlung unterschiedlichster Ausprägung.

Organisatorisch und strukturell berührt die Sammlung von Altpapier alle Bereiche des privaten Konsums und der Wirtschaft. Neben kommunalen Abfallentsorgern sammeln auch private Entsorgungsunternehmen und mittlerweile auch Vereine sowie Organisationen aus Eigenantrieb oder teilweise auch im Kundenauftrag Altpapier, das im gewerblichen Bereich, in Privathaushalten, bei den Behörden und bei der Papierverarbeitung anfällt.

 

Info

Die einzelnen Bereiche unterscheiden sich dabei im Hinblick auf das jeweilige Sammelaufkommen. So stammen rund 50 Prozent des Altpapiers aus dem gewerblichen Bereich, während die haushaltsnahe Erfassung auf einen Anteil von etwa 40 Prozent kommt. Lediglich zehn Prozent stammen direkt aus der Papierverarbeitung.

 

Sammelsysteme weisen unterschiedliche Stärken und Schwächen auf

Die Basis für die Getrenntsammlung bilden dabei der Verbund aus einem Holsystem mit Umleer-, Spezial- oder Großbehältern, gewerblichen Annahmestellen und einem Bringsystem aus Recyclinghöfen. Sowohl Privatpersonen als auch Gewerbetreibende können an diesen Stellen ihr Altpapier und andere Wertstoffe entsorgen.

Symbolbild: Waage

Die einzelnen Sammelsysteme weisen große Unterschiede im Hinblick auf die Qualität des recyclingfähigen Papiers, die Reinheit der Sorten, die jeweiligen Logistik- und Sammelkosten sowie den Service- und Dienstleistungskomfort.

Grundsätzlich gilt hier: Bringsysteme führen zu besseren Papierqualitäten, während Holsysteme einen höheren Komfort bieten. Letzteres ist allerdings gleichzeitig dann auch wieder mit höheren Kosten verbunden.

Regionale und gesetzliche Spezifikationen müssen berücksichtigt werden

Bei der Beurteilung der einzelnen Systeme solltest du immer auch die regionalen Verhältnisse, die gesetzlichen Vorgaben zur Andienungspflicht sowie die wirtschaftlichen und sozialen Ziele der jeweiligen Sammlung berücksichtigen.

Es zeigt sich zum Beispiel, dass sich die Trends und Entwicklungen für die Systeme in Deutschland von Bundesland zu Bundesland uneinheitlich präsentieren. Allerdings sorgt hier das Kreislaufwirtschaftsgesetz mittlerweile für deutschlandweit umsetzbare Konzepte und Vorgehensweisen.

Sammelsysteme für Altpapier unterscheiden sich zudem aufgrund ihrer gesetzlichen Grundlage. Im Rahmen der haushaltsnahen Sammlung von Altpapier besteht zum Beispiel eine Andienungspflicht. Daher werden Sammlungen dieser Art vorzugsweise auf kommunaler Ebene organisiert.

Diese erfolgt wiederum hauptsächlich via Holsystem in Form einer so bezeichneten Umleersammlung (hier: Blaue Tonne). Auch auf Recyclinghöfen von kommunalen Entsorgern wird Altpapier angenommen. Im bundesweiten Vergleich stellen kommunale Recyclinghöfe vor allem im Süden Deutschlands ein weit verbreitetes Sammelsystem dar.

Gewerbliche und haushaltsnahe Sammlungen – Das sind die entscheidenden Eckpunkte

Sammlungen gewerblicher Art sind in allen haushaltfernen respektive nicht andienungspflichtigen Bereichen zu finden. Gerade die Papierbank oder ähnliche Annahmestellsysteme, die in vergleichbarer Form wie das SERO-System dem Bürger die Abgabe von Zeitungen und Zeitschriften vergüten, rücken hier immer mehr in den Fokus.

Grundsätzlich gilt dabei: Jede Art von Altpapier-Sammlungen müssen im

Symbolbild: Recycling

Rahmen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes angemeldet werden. Bei Sammlungen von anderweitigen Wertstoffen kommt es insbesondere im Bereich der kommunalen Sammlungsgebiete mitunter zu Schwierigkeiten.

Branchenkenner schreiben diese Unschärfen in Bezug auf die klare Abgrenzung zwischen Andienungs- und Beseitigungspflichten von Abfällen und der Verwertung zu. Bei gewerblichen Altpapier-Sammlungen gibt es demgegenüber hier keine Probleme, da es klar bestimmte Trennlinien zwischen Getrenntsammlung und Verwertung gibt.

Handelt es sich dagegen um eine haushaltsnahe Sammlung, profitieren das Recycling-Vorhaben von gleichgestellten Anfallstellen und auch von der flächendeckenden Mitbenutzung durch die dualen Systeme.

Dabei werden rücknahmepflichtige Verpackungen aus Papier gleich miterfasst und anschließend der entsprechenden Verwertung zugeführt. Die hierfür anfallenden Kosten rechnen die Entsorgungsunternehmen dann mit den dualen Systemen ab.

Die Sortierung von Altpapier erfolgt nach klar definierten Standards und Qualitäten

Nach der Sammlung und Erfassung von Altpapier startet der Sortiervorgang. In Deutschland wird die Sortierung regional in den Anlagen von privaten und kommunalen Betreibern vorgenommen. Insgesamt gibt es in Deutschland über 1.100 Sortieranlagen. Nicht mitgezählt sind dabei vorgeschaltete Sortieranlagen der Papierfabriken.

Symbolbild: Mülleimer

Durch eine sorgfältige Sortierung können Druck- und Verpackungspapiere getrennt und Fremd- bzw. Störstoffe aussortiert werden. Für die Umsetzung der Sortierung kommen mechanische und opto-elektronische Verfahren zum Einsatz. In der Regel werden die beiden Verfahren von den Anlagenbetreibern miteinander kombiniert und zusätzlich durch eine Handsortierung ergänzt.

Als Grundlage fungiert dabei die Liste der europäischen Standardsorten und entsprechend definierter Qualitäten (CEPI/B.I.R). Inhaltlich beschreibt diese Liste die einzelnen Standardsorten und definiert klar die diesbezüglich erlaubte Material- und Stoffzusammensetzung.

So funktioniert die maschinelle Aufbereitung von Altpapier

Sobald die Sortierung abgeschlossen ist, wird das Altpapier auf seinem Weg zu recyceltem Papier dann von oftmals voluminösen Aufbereitungsanlagen weiterverarbeitet. Die in Deutschland eingesetzten Aufbereitungsanlagen für Altpapier arbeiten dabei unabhängig vom Hersteller im Allgemeinen immer nach dem gleichen Prinzip. Wir haben die Kernpunkte im Folgenden für dich aufgelistet:

  1. Während des ersten Prozessschrittes wird das Altpapier in den Pulper gegeben. Aussehen und Funktionsweise eines solchen Pulpers ähneln einer Art Rührbottich mit integriertem Küchenmixer im Großformat.

    Hier wird das Altpapier erst zerkleinert und zerfasert. Ausgestattet ist das Gerät dabei zusätzlich mit Komponenten und Mechaniken für die Unrat-Beseitigung. Durch die Zugabe von Wasser entsteht dann ein Altpapier-Faserbrei, der mittels Sieb-Einrichtungen abgezogen wird.

  2. Im Rahmen weiterer Prozessschritte sortiert und reinigt die Aufbereitungsanlage das zu Brei verarbeitete Altpapier. Anschließend kann der Altpapier-Faserbrei dann eingedickt werden.

  3. Die Hersteller von grafischen Papieren müssen auch auf einen möglichst hohen Weiß-Grad achten. Um das zu gewährleisten, kommt in diesem Fall das Deinking-Verfahren zur Anwendung.

    Das sorgt dafür, dass sich die Druckfarben durch die Zugabe von bestimmten Chemikalien in das Wasser bzw. den Altpapier-Brei abtrennen. Viele Papierhersteller setzen hierbei auf spezielle Deinking-Maschinen. Alternativ können aber auch kombinierte Deinking- und Aufbereitungsanlagen genutzt werden.

    An diesen Vorgang schließt sich in der Regel der Prozess der Dispergierung an. Das bedeutet: Es werden nicht ausgeschleuste Schmutzpunkte unterhalb der Sichtbarkeitsgrenze zerkleinert. Je nach Anwendungsfall können die Fasern aber auch gemahlen werden. In diesem Fall sprichst du von einer Fraktionierung.

  4. Letztendlich entsteht durch die Aufbereitung ein Altpapierhalbstoff. Je nach späterem Verwendungszweck des neuen Papiers mischen die Hersteller den Altpapierhalbstoff noch mit anderen Faserstoffen oder auch mit verschiedenen Füll- und Hilfsstoffen. Dazu wird das fertig bearbeitete Altpapier in die Mischbütte geleitet und steht nach der Vermengung der Stoffe für die Herstellung von neuem Papier zur Verfügung.

Symbolbild: Recycling

In Deutschland funktioniert die Altpapieraufbereitung immer nach dem gleichen Grundprinzip.

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