Nachhaltigkeit und eine breitgesellschaftliche Awareness für die Belange von Umwelt, Natur und Klima sind heutzutage wichtige Themen. Dazu gehört nicht zuletzt ein gestiegenes Bewusstsein dafür, was auf unseren Tellern landet.
Viele Menschen möchten sich zumindest bis zu einem gewissen Grad unabhängiger machen von den teilweise wenig nachhaltigen Produkten aus der Lebensmittelindustrie. Aus diesem Wunsch heraus erlebte das freizeitliche Nutzgärtnern in jüngster Zeit ein starkes Revival:
Immer mehr Menschen möchten damit ihren Speiseplan um selbst angebaute Lebensmittel bereichern. Seien es nur einige frische Kräuter vom Fensterbrett oder – je nach Platzangebot – genügend Kartoffeln, um monatelang versorgt zu sein.
Jedoch sind die dahinterstehenden gärtnerischen Notwendigkeiten davon geprägt, mit im ursprünglichen Zustand sehr empfindlichem Saatgut, kleinen Setzlingen und auspflanzbereiten Pflanzen zu hantieren. Hier können kompostierbare Verpackungen eine äußerst clevere und vielfältige Rolle einnehmen. Zum einen werden die Setzlinge und das Saatgut durch solche Packmittel geschützt. Darüber hinaus wachsen als Ergebnis ökologisch völlig einwandfreie Pflanzen heran.
Doch was sind kompostierbare Verpackungen? Woraus werden sie hergestellt und warum sind sie bei Gärtnern so begehrt? Wir zeigen Dir jetzt alles, was Du über dieses grüne Thema wissen solltest.
Was sind kompostierbare Verpackungen?
Um dir diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einmal darauf eingehen, was das wichtigste „Grundprodukt“ des Gärtners ist, nämlich Erde oder Boden. Es ist der natürliche Lebensraum für praktisch sämtliche gärtnerische relevanten Pflanzensorten.
Konzentriert man sich nur auf die eigentliche Bodenmaterie und lässt die darin vorhandenen Luft- und Wasserschichten außeracht, dann besteht natürlicher Boden aus zwei Dingen:
- Mineralische Bestandteile: Verschiedene Gesteinsarten, Lehm, Kalk etc.
- Organische Bestandteile: Die Überreste verrotteter Pflanzen, Pilze sowie verschiedene tierische Lebensformen.
Hier kommen kompostierbare Verpackungen ins Spiel: Alles, was in irgendeiner Form toter pflanzlicher oder tierischer Natur ist, verrottet unter dem Einfluss von Luftsauerstoff, Wasser und Mikroorganismen sowie Bodenlebewesen. Der Prozess nennt sich Kompostierung, das Produkt ist Kompost.
Dieser Kompost ist als Zwischenprodukt ein wichtiger Teil des natürlichen Kreislaufs. Denn er enthält einerseits wichtige wasserlösliche Mineralstoffe, die unter anderem Pflanzen als Nährstoffe benötigen. Andererseits wandelt er sich durch den Verrottungsprozess in Humus um.
Der wiederum ist ein aufgrund seiner Struktur zentraler Bestandteil des Bodens. Er stellt speziell für die nicht sonderlich tief wurzelnden Nutzpflanzen einen wichtigen Lebensraum dar, ermöglicht durch seine lockere Struktur eine Durchwurzelung, Wasserspeicherung und liefert Nährstoffe.
Anders ausgedrückt: Humus aus abgebautem organischem Material ist der wichtigste Dünger in einem natürlichen Ökosystem und deshalb von zentraler Bedeutung für ein naturnahes, ökologisch unbedenkliches Gärtnern.
Kompostierbare Verpackungen sind durch ihren Aufbau und die verwendeten Materialien dazu in der Lage, diesen Prozess der Kompostierung ähnlich zu durchlaufen wie beispielsweise Garten- oder pflanzliche Küchenabfälle. Das ist nicht nur gut, was die generelle Entsorgung anbelangt, sondern ist obendrein äußerst nützlich für Gärtner.
Strenggenommen wird nur absichtlich herbeigeführtes Abbauen von organischem Material als Kompostieren bezeichnet. |
Aus welchen Materialien werden kompostierbare Verpackungen hergestellt?
Damit eine Verpackung kompostierbar ist, müssen sowohl ihr Grundmaterial als auch alle anderen verwendeten Materialien (etwa Druckfarben) verschiedene Bedingungen erfüllen:
- Alle Bestandteile müssen „biologisch abbaubar“ sein. Das heißt, sie müssen von Lebewesen in ihre Bestandteile zerlegt werden können.
- Das gesamte Verpackungsmaterial zersetzt sich bzw. verrottet komplett, wodurch es schon nach kurzer Zeit nicht mehr von anderen Materialien im Kompost unterscheidbar ist.
- Es gibt keine Inhaltsstoffe, die sich negativ auf den Lebensraum Kompost oder später im Humus, die Pflanzen und deren Konsumenten auswirken.
Um dieses hohe Ziel zu erreichen, können heutige kompostierbare Verpackungen nur auf solchen Materialien fußen, die ihrerseits aus pflanzlichen Grundmaterialien bestehen. Das sind etwa:
- Stärke, die aus besonders stärkehaltigen Pflanzen gewonnen wird, etwa Mais und andere Getreidesorten.
- Langfaserige Pflanzen, etwa Hanf oder Jute.
- Zellulosepapiere, die aus zahlreichen Pflanzen hergestellt werden. Hierzu gehören auch verschiedene Arten von Karton und Pappe.
- Stroh und Gräser, beispielsweise Weizenstroh oder Bambus.
Hierbei hat die Verpackungsindustrie in jüngster Vergangenheit viel Entwicklungsarbeit geleistet. Dadurch ist es sogar möglich, diverse Biokunststoffe herzustellen. Aus Maisstärke etwa lassen sich Folien produzieren, die in Eigenschaften und Anmutung wie herkömmliche (= erdölbasierende) Kunststoffe wirken, sich jedoch in der Natur allmählich zersetzen.
„Allmählich zersetzen“ ist aber ein wichtiges Stichwort: Denn längst nicht jedes natürliche Verpackungsmaterial ist für die hohen Ansprüche einer im Garten kompostierbaren Verpackung geeignet.
Sind alle biologisch abbaubaren Verpackungen kompostierbar?
Klares Nein. Tatsächlich ist eine „kompostierbare Verpackung“ die höchste Güteklasse aller biologisch abbaubaren Verpackungen. Hierzu gibt es die Norm DIN-EN-ISO 13432, die genau definiert, ab wann eine Verpackung als kompostierbar einzustufen ist.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die grundsätzlichen Unterschiede:
- Biologisch abbaubar: Wie bereits weiter oben erklärt, muss das Material sich auf natürlichem Weg zersetzen lassen. Im Idealfall bis in seine elementaren Bestandteile. Bloß: Selbst die dahinterstehenden Normen geben keine konkreten Zeitspannen vor. Deshalb wäre beispielsweise eine Stahlblechverpackung „biologisch abbaubar“, weil sie sich zersetzt – bloß über viele Jahre hinweg.
- Kompostierbar: Diese Verpackungsmaterialien müssen innerhalb eines lediglich mehrwöchigen Zeitraumes biologisch abbaubar sein. Sie müssen außerdem Nährstoffe für ein Pflanzenwachstum abgeben und dürfen den Humus nicht belasten.
Hier nun die erwähnte DIN-EN-ISO 13432: Sie macht strenge Vorgaben, welche Eigenschaften eine Verpackung aufweisen muss, um offiziell als kompostierbar zu gelten.
- Nach 90 Tagen müssen mindestens 90 Prozent des organischen Materials abgebaut sein.
- Der Verpackungshersteller muss alle Inhaltsstoffe offenlegen und diese müssen die jeweils gültigen Grenzwerte für Schwermetalle einhalten.
- Nach 90 Tagen muss der entstehende Kompost durch ein zwei-Millimeter-Sieb gesiebt werden. Dabei dürfen höchstens 10 Prozent Rückstände der Originalmasse verbleiben.
- Die Verpackungsbestandteile dürfen keine negativen Auswirkungen auf den Kompostierungsprozess haben.
- Der entstehende Kompost muss unter anderem einen Öko-Toxizitätstest durchlaufen, um seine Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum nachzuweisen.
Jedoch: Diese Normen gehen von industriellen Kompostierungsanlagen aus. Dort geschieht die Kompostierung unter präzisen Idealbedingungen bei hohen Temperaturen ab 55 °C. Wenn wir jedoch von einer kompostierbaren Verpackung speziell für gärtnerische Belange sprechen, dann ist die Norm NF T51-800 beziehungsweise „DIN Geprüft – gartenkompostierbar“ entscheidend.
Die Vorgaben dafür ähneln denen DIN-EN-ISO 13432. Im Unterschied zu dieser müssen die Verpackungsbestandteile jedoch die Prozesse bei Temperaturen unter 30 °C durchlaufen – was beispielsweise in einem privaten Komposthaufen herrscht.
Was sind die Vorteile einer (garten-) kompostierbaren Verpackung aus Gärtnersicht?
Natürlich ist diese leichte und rasche Umwandlung einer Verpackung in einen biologisch wertvollen Grundstoff – also Humus – schon für sich ein enormer Vorteil.
- Es wird keine zusätzliche Energie benötigt,
- es fallen keinerlei klimaschädigende Transportwege und Entsorgungsarbeiten nach dem Endverbraucher an.
Ja, es gibt nicht einmal Risiken, falls eine solche Verpackung nicht ordnungsgemäß entsorgt wird. Schließlich zersetzt sie sich in der freien Natur einfach so wie ein achtlos weggeworfener Apfelrest.
Eine solche Verpackung ist also im besten Sinne ökologisch einwandfrei, da sie ein Minimum an Belastung mit einem Maximum an Naturnähe kombiniert. Natürlich ist das für Hobbygärtner und andere Pflanzenliebhaber ebenfalls wichtig. Bei ihnen liefert die kompostierbare Verpackung jedoch noch andere Vorteile.
Um sie zu erläutern, ist es nötig, näher auf einige typische Prozesse des Gärtnerns einzugehen:
- Das Vorziehen: Hierbei wird Saatgut unter kontrollierten Bedingungen von Licht und Wärme in hochwertigem Humus zum Keimen gebracht. Diese Methode ist nicht zuletzt bei Hobbygärtnern beliebt, die auf samenfeste Pflanzensorten setzen und daraus ihr eigenes Saatgut gewinnen.
- Das Erzeugen von Stecklingen: Das sind abgeschnittene Ableger von adulten Pflanzen, die ebenfalls in einem hochwertigen Boden zum Ausbilden von Wurzeln angeregt werden.
- Der Umgang mit Setzlingen: Das sind Jungpflanzen, die aus vorgezogenem Saatgut oder Stecklingen hervorgegangen sind. Sie sind bereit, um ausgepflanzt zu werden – ganz gleich ob im Freiland, in Gewächshäusern oder in Pflanzkästen, Blumentöpfen und ähnlichen Behältnissen.
Dabei gibt es jedoch stets eine übergreifende Notwendigkeit: All diese Pflänzchen sind äußerst empfindlich. Allein beispielsweise einen Setzling mit seinem Erdballen aus einem nicht kompostierbaren Anzuchttöpfchen zu entnehmen, stellt eine enorme Gefahr für die haarfeinen Wurzeln dar. Selbst bei vorsichtigster Behandlung ist es möglich, dabei Schäden zu verursachen, an denen die Jungpflanze zugrunde geht oder durch die sich nicht so entwickelt, wie es möglich wäre.
Hier können kompostierbare Verpackungen ihre großen Vorteile ausspielen. Bei ihnen ist es nach dem Befüllen mit Erde und dem Einsäen von Saatgut oder dem Einsetzen einer Jungpflanze nicht mehr nötig, diese direkt zu berühren.
Dadurch können vom Saatgut über Setzlinge bis zu bereits größeren Exemplaren Pflanzen sämtlicher Entwicklungsstadien direkt mitsamt ihrer Verpackung ausgesetzt werden.
Ganz gleich, ob es sich um versierte Hobbygärtner oder um Einsteiger im Bereich der Gartenarbeit handelt: Sie alle bekommen durch kompostierbare Umverpackungen die Möglichkeit, dies auf denkbar einfachstem Weg zu tun.
Die Verpackung wird mit ins Erdreich gesetzt. Da sie gartenkompostierbar ist, verhält sie sich dort nicht anders als jeder Pflanzenbestandteil.
- Sie verrottet,
- bietet den sich ausbreitenden Wurzeln keinerlei Hindernisse,
- gibt überdies bei der Kompostierung noch wertvolle Nährstoffe ab, die wie ein Dünger wirken.
Tatsächlich wäre es sogar möglich, das Verpackungsmaterial gezielt mit weiteren Nährstoffen anzureichen, um diesen Effekt zu intensivieren. Etwa eine Wellpappe, zwischen deren Schichten Kalkdünger liegt.
Dadurch werden kompostierbare Verpackungen für Pflanzen eine hervorragende Herangehensweise, wenn Gärtner die Zielgruppe sind. Tatsächlich können sogar Verpackungen für andere Produkte mit einer Zweitnutzung durch diese Personen konstruiert werden. So könnten kompostierbare Faltschachteln, in denen eigentlich andere Produkte verpackt werden, gezielt zu Anzuchttöpfen gestaltet werden – was sich nicht zuletzt positiv auf das nachhaltige Image der dahinterstehenden Firma auswirken würde.
Fazit: Gartenkompostierbare Verpackungen sind das ideale Verpackungsmedium für Gärtner
Gartenkompostierbare Verpackungen werden zusammen mit der Pflanze ausgesetzt. Damit sind solche Verpackungen nicht nur die Erfüllung eines nachhaltigen Gedankens, sondern haben speziell für die Zielgruppe (Hobby-) Gärtner einen Nutzwert, der weit über das reine Verpacken hinausgeht.
Wenn Dein Unternehmen sich an solche Menschen richtet, solltest Du unbedingt darüber nachdenken, auf diese Weise vorzugehen. Eine bessere Wahl für Natur, Umwelt, Klima und deine Zielgruppe gibt es praktisch nicht.
FAQ
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Können kompostierbare Verpackungen bedruckt werden?
Ja. Dagegen spricht schon aus technischer Sicht nichts. Zudem existieren mittlerweile Druckfarben, die ebenfalls den hohen Ansprüchen einer Kompostierbarkeit gerecht werden.
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Sind kompostierbare Verpackungen empfindlicher als herkömmliche Verpackungen?
Faktisch nicht. Es gelten dieselben Regeln, die für andere Verpackungen aus vergleichbaren Materialien bestehen. Das betrifft primär eine gewisse Empfindlichkeit gegen Nässe.
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Sind kompostierbare Verpackungen wirklich nachhaltig?
Besonders gartenkompostierbare Verpackungen sind es unbedingt. Denn hier ist kein zusätzlicher Energieaufwand für die Kompostierung vonnöten, da der Prozess bereits bei normalen Gartentemperaturen vollständig abläuft.
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Verrotten kompostierbare Verpackungen genau so schnell wie Gartenabfälle?
Nein, das dauert etwas länger. Rein organischer Biomüll zerfällt nach maximal vier Wochen weitgehend. Bei kompostierbaren Verpackungen dauert es etwa dreimal so lang – das ist allerdings der einzige maßgebliche Unterschied.
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Können auch lediglich industriell kompostierbare Verpackungen im Garten verrotten?
Ja. Aber da diese auf die industrielle Kompostierung ausgelegt sind, dauert der Verrottungsprozess im Garten deutlich länger und kann mehrere Monate betragen.