Wellpappe in Deutschland und International
Wellpappe ist heutzutage allgegenwärtig. Das Material spielt für viele Branchen eine entscheidende Rolle, es ist inzwischen das wichtigste Verpackungsmaterial für Transportverpackungen, Produktverpackungen und vieles mehr weltweit. Im Vergleich zu anderen Materialien, wie zum Beispiel Plastik, hat Wellpappe zahlreiche Vorteile. Wellpappe ist nicht nur extrem stabil und kostengünstig, sondern außerdem recyclingfähig und nachhaltig.
Aus Sicht der Nachhaltigkeit ist eine exakt konfigurierte Verpackung immer besser. Davon profitieren kleine Start-ups ebenso wie große Unternehmen. |
Was genau ist Wellpappe?
Wellpappe ist ein Papierprodukt, das vor allem für Verpackungen verwendet wird. Wellpappe besteht aus glatten und gewellten Papierbahnen. Die einzelnen Lagen werden miteinander verbunden und so entsteht eine besonders strapazierfähige und stabile Pappe. Für Kartons werden mehrwellige Pappen erzeugt, hierfür können bis zu neun Papierbahnen miteinander verklebt werden. Je mehr Schichten, desto stabiler wird die Pappe.
Die Herstellung von Wellpappe im Detail
Der Produktionsprozess ist durchaus komplex. Denn Wellpappe wird aus mindestens drei Lagen Papier hergestellt. Die beiden außen liegenden Papierbahnen sind glatt, die Bahn dazwischen gewellt.
Das Ausgangsmaterial für die Papierherstellung ist ein Papierbrei, der inzwischen zu 80 Prozent aus recyceltem Altpapier besteht. Der Rest besteht aus fein zerkleinerten pflanzlichen Fasern, unter anderem aus Holz aus nachhaltigem Anbau. Aus dem Papierbrei entstehen zunächst die Papierbahnen.
Um das gewellte Papier für die Zwischenschicht herzustellen, wird diese stark erhitzt und befeuchtet. Das Papier wird auf diese Weise beweglich. Anschließend presst eine Maschine das vorbehandelte Papier zwischen zwei Riffelwalzen mit hohem Druck in die gewünschte Wellenform.
Die Wellenform variiert, das Papier kann je nach gewünschter Beschaffenheit in unterschiedliche Wellenarten geformt werden. Die Wellenarten heißen beispielsweise Grafikwelle, Feinwelle, Mittelwelle, Grobwelle oder Maxiwelle. Die einzelnen Wellenarten unterscheiden sich in der Wellenteilung und der Wellenhöhe und somit auch in ihren Eigenschaften.
Auch bei den glatten Deckblättern gibt es Unterschiede, sie können aus verschiedenen Papiersorten wie zum Beispiel Kraftliner, Testliner oder Schrenz bestehen. So entstehen Kartonprodukte mit unterschiedlichen Spezifikationen.
Je nach Papierart und Wellenform sind die daraus hergestellten Verpackungen und Kartons beispielsweise besonders stabil, biegsam oder feuchtigkeitsresistent.
Die einzelnen Papierschichten werden in der Fertigung miteinander verbunden. Auch hierbei setzt man auf nachhaltige, umweltfreundliche Materialien. Mit einem ungiftigen Leim auf der Basis von Weizen-, Mais- oder Kartoffelstärke werden die Papierbahnen verklebt.
Die einfachste Variante ist die 1-wellige Wellpappe, sie besteht aus drei Schichten. Durch das Hinzufügen weiterer gewellter Papierbahnen und entsprechend glatten Zwischen- beziehungsweise Deckbahnen wird stabile 2-wellige oder sogar 3-wellige Pappe von hoher Tragfähigkeit hergestellt. 3-wellige Pappe besteht aus insgesamt 9 Schichten Papier.
Seit wann gibt es Wellpappe?
Wellpappe in ihrer heutigen Form existiert bereits seit über 150 Jahren. Die Geschichte dieses Verpackungsmaterials begann 1856 in der Modebranche. Edward Charles Healy und Edward Ellis Allen nutzten erstmalig gewelltes Papier in der Hutherstellung, um hohe Zylinderhüte zu stabilisieren. Die Inspiration kam ihnen durch die (in dieser Zeit beliebten) gewellten Plissee-Kragen.
Die Vorlage für die späteren Maschinen zur Herstellung von gewelltem Papier war die 1870 in den USA entwickelte Plissier-Maschine. Sie war in der Lage, Stoffe durch Druckausübung zu falten. Der New Yorker Albert L. Jones entwickelte schließlich eine Riffelwalze für Papier, die er 1871 zum Patent anmeldete. Es begann die industrielle Herstellung von gewelltem Papier, das als hygienische Verpackung unter anderem zum Einwickeln von Flaschen aus Glas verwendet wurde.
Die Kombination aus einer gewellten mit einer glatten Schicht geht auf Oliver Long zurück, der die Wellpappe 1874 erfand und auch eine Handmaschine für die Herstellung patentieren ließ.
Die erste mechanisch betriebene Maschine für die industrielle Herstellung von Wellpappe wurde von dem Unternehmen Thompson & Norris gebaut und 1882 in Betrieb genommen. 1883 eröffneten Thompson & Norris die erste Fertigungsstätte für Wellpappe in Deutschland im Rheinland. Als der eigentliche Erfinder des Wellpappenkartons gilt jedoch der damals in New York lebende Schotte Robert Gair. Er entwickelte eine Maschine, die aus der Wellpappe Kartons herstellen konnte.
Die Wellpappe wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Federführend war unter anderem das erste deutsche selbstständige Wellpappenwerk, gegründet von Fedor Schoen im Jahre 1892 in Köln. In diesem Werk wurde bereits doppelseitige, stabilere Wellpappe gefertigt.
Welche Vorteile bietet Wellpappe?
Wellpappe ist das am häufigsten verwendete Verpackungsmaterial, weil es viele Vorteile bietet. Diese Vorteile möchten wir dir gerne aufzeigen:
Hohe Stabilität und geringes Eigengewicht
Durch die wellenartige Struktur ist Wellpappe sehr stabil bei gleichzeitig geringem Eigengewicht. Sie schützt als Verpackungsmaterial selbst empfindliche Waren. Wellpappe kann in unterschiedlicher Stärke zu Faltkartons verarbeitet werden. So entstehen beispielsweise 1-wellige, 2-wellige oder 3-wellige Kartons von hoher Stabilität. Kartons aus Wellpappe schützen Produkte beim Transport und bei der Lagerung.
Wellpappe ist umweltfreundlich
Wellpappe hat vor allem im Vergleich zu Kunststoff eine sehr gute Ökobilanz. Man kann sogar sagen, dass Wellpappe das umweltfreundlichste Verpackungsmaterial ist, das heutzutage in großen Mengen für den Weltmarkt produziert werden kann. Sie kann mit einem Anteil zwischen 70 Prozent und 100 Prozent an recycelten Materialien hergestellt werden. Für die Fertigung wird überwiegend Altpapier verwendet.
Die übrigen Bestandteile sind ebenfalls umweltfreundlich. Das gilt für die Holzfasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft ebenso, wie für die verwendeten Leime auf natürlicher Stärkebasis.
Bei der Herstellung wird normalerweise auf den Zusatz von Bleichmitteln oder Farbe verzichtet, sodass die Kartons und die entstehenden Abfallprodukte keine starke Belastung für die Umwelt darstellen.
Nicht zuletzt ist Wellpappe selbst auch recycelbar. Sie wird aus Papierbrei hergestellt und kann später wieder für die Herstellung von neuen Kartons aus Pappe verwendet werden. Wellpappe ist also ein Kreislaufprodukt.
Wellpappe spart Energie
Kartons aus Wellpappe sind auch aus einem weiteren Grund umweltfreundlich, denn wegen des geringen Eigengewichts sparen sie beim Transport Energie und somit CO2.
Die Herstellung erfolgt oft lokal, als Ausgangsmaterial wird recyceltes Papier verwendet, das vor Ort anfällt. Die Transportwege der Rohstoffe zur Produktionsstätte sind oft kurz. Auch auf diesem Weg wird Energie und somit CO2 gespart.
Handhabung, Lagerung und Flexibilität
Kartons aus Wellpappe können heutzutage in vielen Formen und Größen hergestellt werden. Damit ist das Material sehr flexibel, es lässt sich an unterschiedliche Anforderungen anpassen. Kunden können Kartons heutzutage zum Beispiel über einen Online-Konfigurator nach ihren eigenen Wünschen gestalten und bestellen.
In der Lagerung sind Kartons aus Wellpappe sehr praktisch, da sie vor der Verwendung flach und somit platzsparend verstaut werden können. |
Zahlen zur Wellpappe in Deutschland
Wie wichtig das Material Wellpappe für die deutsche Wirtschaft ist, zeigen ein paar interessante Zahlen zur deutschen Wellpappenindustrie.
Im Jahr 2021 betrug der Umsatz der deutschen Wellpappenindustrie 6,6 Milliarden Euro. Es wurden allein aus Deutschland 1,3 Millionen t Wellpappe in die ganze Welt exportiert. Der Anteil an Recyclingpapier konnte kontinuierlich gesteigert werden, er lag im letzten Jahr in Deutschland bei 80 Prozent.
Die Wellpappenindustrie sichert auch viele Arbeitsplätze in Deutschland. 2021 waren 21.477 Menschen in diesem Industriezweig beschäftigt. Mit einem Anteil von 65,1 Prozent an allen Transportverpackungen war auch im letzten Jahr die Wellpappe das wichtigste Verpackungsmaterial in Deutschland. Der Verbrauch lag hierzulande bei 11.315 Millionen m².
2021 war die Nachfrage nach Wellpappe sogar außergewöhnlich hoch. Dies lag unter anderem am gesteigerten Bedarf an verschiedenen Haushalts- und Konsumgütern. Die im VDW (Verband der Wellpappen-Industrie e. V.) organisierten Unternehmen meldeten für 2021 eine Absatzsteigerung von 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Gesamtbilanz für 2021 wird jedoch durch die stark gestiegenen Papier- und Energiepreise geschmälert. Die aktuell hohen Gaspreise machen auch der Papierindustrie in Deutschland stark zu schaffen.
Die Bedeutung des Verpackungsmaterials im internationalen Vergleich
Der Absatz von Wellpappe ist in den letzten Jahren in den meisten Industrienationen kontinuierlich gestiegen. Vor allem in China steigt der Verbrauch Jahr für Jahr. China ist weltweit Spitzenreiter mit einem Verbrauch von 85.469 Millionen m².
Die europäische Union kam 2021 insgesamt auf einen Verbrauch von 61,344 Millionen m². In den USA wurden 38.719 Millionen m² Wellpappe verarbeitet.
Die Bedeutung der Wellpappe für Verpackungshersteller
Für Verpackungshersteller ist Wellpappe ein ideales Ausgangsmaterial. Sie lässt sich zu Kartons in vielen verschiedenen Formen verarbeiten. Wellpappe ist flexibel, je mehr Lagen, desto stabiler ist sie. So können aus Wellpappe sogar extrem tragfähige Verpackungen gefertigt werden.
Verpackungshersteller können ihren Kunden inzwischen auch individuelle Konfigurationsmöglichkeiten anbieten. Kunden können zum Beispiel auf der Internetseite des Verpackungsherstellers über einen Konfigurator Kartons nach ihren eigenen Anforderungen erstellen und anschließend produzieren lassen. Diese Flexibilität ermöglicht kein anderes Verpackungsmaterial.
Die Bedeutung als Verpackungsmaterial
Mit einem Anteil von über 65 Prozent ist Wellpappe das wichtigste Verpackungsmaterial sowohl in Deutschland als auch weltweit. Wellpappe ist vergleichsweise günstig herzustellen, extrem stabil und reißfest und lässt sich außerdem zu Kartons in beliebigen Größen und Formen verarbeiten.
Das Material hat ein geringes Eigengewicht und ist daher in der Logistik sehr beliebt. Auch in der Lagerhaltung sind Kartons aus Wellpappe unverzichtbar. Sie können auseinandergefaltet und damit platzsparend aufbewahrt werden. Da das Thema Umweltschutz auch in der Logistikbranche einen hohen Stellenwert einnimmt, ist die aus Recyclingpapier hergestellte Wellpappe zu Recht das beliebteste Material.
Wellpappe wird in der Regel aus 80 Prozent Recyclingmaterial (Altpapier, Karton, gebrauchte Wellpappe) und lediglich aus 20 Prozent Frischfasern hergestellt. Werden die Kartons nicht mehr benötigt, werden sie wiederum über das Altpapier entsorgt und können erneut zu neuen Verpackungen verarbeitet werden. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf.
Wir haben dein Interesse über Wellpappe und andere nachhaltige Materialien geweckt, wir freuen uns über deine Kontaktaufnahme. |
Fazit
Wellpappe ist ein faszinierendes Verpackungsmaterial. Sie ist leicht, stabil und flexibel verwendbar. Sie ist zudem auch ein nachhaltiges Verpackungsmaterial, da sie zu 80 Prozent aus recycelten Materialien hergestellt werden kann und selbst recycelbar ist. Durch das geringe Eigengewicht wird beim Transport außerdem Energie gespart. Wellpappe ist aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile inzwischen das wichtigste Verpackungsmaterial in Deutschland und weltweit.