Ganz gleich, ob es sich um Halbzeuge in der Fertigung handelt, um Produkte im B2B-Bereich oder um Endverbraucherprodukte – sämtliche Waren müssen transportiert werden. Der Art des Transports gehen verschiedene praktische Erwägungen voraus.

Von zentraler Bedeutung hierbei ist die Wirtschaftlichkeit: Eine unter den gegebenen Umständen (beispielsweise der zur Verfügung stehende Platz auf einer Palette) maximal effiziente Ausnutzung aller Faktoren. Damit pro Transport so viele Güter wie möglich mit einem minimalen Aufwand in einem Zeitraum so kurz wie möglich gehandhabt und bewegt werden können.

Für die Logistikbranche bedeutet das: eine Menge mathematischer Berechnungen. Unter den vielen Positionen, die dabei Verwendung finden, spielt das Gebinde immer eine maßgebliche Rolle. Sozusagen eine (in der Praxis sehr variable) Messgröße, um Waren(-mengen) einerseits besser berechnen, andererseits effizienter handhaben zu können.

Allerdings ist Gebinde nicht gleich Gebinde, sondern es kommt in der Praxis stark sowohl auf den Kontext als auch die Verpackungs- und Transportart an. Wir zeigen dir jetzt alles, was du zu diesem so relevanten Begriff wissen musst.

Etymologie: Die Wurzeln des Begriffs Gebinde

Löwe

Wie bei vielen anderen Wörtern, so lässt sich auch beim Gebinde bereits ein Stück weit nachvollziehen, was damit gemeint sein könnte. Hierbei „etwas Ver- oder Zusammengebundenes“. Auf jeden Fall eine Zusammenstellung von mehreren Dingen.

Eine Wurzel dieses Wortes findet sich in der Textilbranche. Dort bezeichnet man verschiedene gleichartige und zusammenhängende Teile als „Gebind“ oder neuzeitlicher „Gebinde“. Bei dieser Anwendung lässt sich das Gebinde als „kleinste (mehrteilige) handhabbare Einheit“ betrachten, konkret bezogen auf mehrere Fäden. Mehrere dieser Einheiten oder Gebinde können zu einer größeren Einheit mit eigener Bezeichnung zusammengefasst werden, diese wiederum ebenfalls – et cetera.

Die Nutzungsweise des Begriffs ist immer ähnlich: Eine Zusammenstellung einer bestimmten oder unbestimmten Menge eines Gutes. Meist mit dem Zweck, es einfacher, respektiv schneller berechnen oder handhaben zu können.

Neben der Verwendung in der Textilbranche ist die Nutzung des Begriffs in der Getränkebranche interessant. Dort war das Gebinde, historisch betrachtet, die zweitkleinste Maßeinheit für abgepackte Getränke: Die kleinste Einheit war die einzelne Flasche; mehrere (buchstäblich mit Schnüren verbundene) Flaschen wurden zum Gebinde.

Bis heute konnte sich der Begriff halten, speziell bei den Winzern und Bierbrauern, wurde dort jedoch etwas unspezifischer. Heutzutage sprechen diese Experten immer dann von Gebinden, wenn sich ihre Waren in Großbehältern oberhalb der einzelnen Flasche befinden. In diesem Sinn kann ein kleines Fünf-Liter-Fass Bier ebenso ein Gebinde sein wie ein Tausend-Liter-Tank voller Wein.

Doch keine Regel ohne Ausnahme: Kleinere Behälter (oberhalb der einzelnen Flasche) werden in dieser Branche als Kleingebinde bezeichnet – je nach Kontext in Abgrenzung zu den Großgebinden.

Du merkst vielleicht, es stimmt auch hier: Eine Zusammenstellung eines Guts bestimmter oder unbestimmter Menge, um es einfacher händeln zu können. Schließlich lässt sich ein Fass definitiv leichter handhaben als viele einzelne Flaschen.

Warum Gebinde statt einzelner Güter?

Lager mit Ware
Gebinde bieten für die Effizienz im Lager viele Vorteile. 


Damit wären wir beim Thema „moderne Logistik“ angelangt. Hier, wo alles auf maximale Effizienz getrimmt wird, damit so viele Güter beziehungsweise Waren wie möglich mit minimalem Aufwand in kürzester Zeit bewegt werden können. Dieser „Aufwand“ kann verschiedene Formen annehmen, etwa:

    • Benötigte Fahrten mit dem Gabelstapler, bis ein LKW-Auflieger befüllt ist.
    • Die Zeit, die benötigt wird, um ein Schiff zu beladen.
    • Die notwendige Anzahl der Arbeitsvorgänge, um eine Palette bis zu ihrer Gewichtsgrenze zu beladen.

Hier kommt nun das Gebinde ins Spiel. Stell dir zum besseren Verständnis beispielsweise vor, es müssten eine Million kleine Schrauben vom Hersteller zu einem Kunden bewegt werden. Würde man jede einzelne Schraube anfassen, dann

    • würde sich das gesamte logistische Prozedere enorm in die Länge ziehen;
    • wäre es praktisch unmöglich, einen Überblick über die Menge zu behalten;
    • bräuchte man einen großen Transportbehälter, der jedoch mitunter nicht effizient ausgenutzt würde.
    • wäre das Be- und Entladen mitunter ein unnötig komplizierter Prozess.

Was machen also die Profis? Sie fassen die eine Million Schrauben zu Gebinden zusammen. Als Ausgangsbasis können das beispielsweise kleine Faltschachteln sein. Man weiß genau, was eine Schraube wiegt. Also lässt sich hochrechnen, wie viel beispielsweise hundert Schrauben wiegen. Jede Faltschachtel wird auf eine Waage gestellt und dann so viele Schrauben hineingeschüttet, bis das errechnete Gewicht erreicht ist.

Diese Schachtel könnte man nun als Kleingebinde bezeichnen – eine zusammengefasste, aber relativ geringe Menge mehrerer gleichartiger Güter. Dieses Gebinde lässt sich schon bedeutend einfacher handhaben als die einzelnen Schrauben – und gibt nebenbei exakte Abmessungen vor.

king of the jungle

Doch die Nützlichkeit der Gebinde – und die mögliche Anwendung des Begriffs – geht noch weiter: Selbst mit diesen Schachteln würde es noch ziemlich lange dauern, etwa einen LKW zu beladen. Ergo würde der Hersteller die Faltschachteln höchstwahrscheinlich unter Zuhilfenahme größerer Versandkartons zu einem weiteren Gebinde zusammenfassen, wodurch bereits zwei „Gebinde-Ebenen“ vorhanden wären.

In einen Karton passen dann beispielsweise 50 Faltschachteln, wodurch ebenfalls wieder eine Gesamtzahl von Schrauben pro Gebinde berechnet werden kann. Außerdem wiegt der Karton zwar einiges, lässt sich aber (bezogen auf die darin verpackten Schraubenmenge) dennoch mit weniger Arbeitsgängen und somit einfacher handhaben.

Da dies aber ebenfalls noch nicht maximal logistisch optimiert ist, folgt nun der finale Schritt: Die Versandkartons mit den Faltschachteln darin werden zu einem weiteren Gebinde zusammengefasst – indem sie auf eine oder mehrere Paletten gestapelt werden. Wahrscheinlich wird dieser Turm noch mit Folie oder Umreifungsband umwickelt, damit er stabiler ist.

Dann braucht es nur noch einige Fahrten mit dem Gabelstapler und eine Million Schrauben sind verladen – und können ebenso leicht entladen werden. Und nicht nur das: Dank der Aufteilung in Gebinde(-Ebenen) kann der Empfänger der Schrauben jederzeit erkennen, wie viele er noch hat. Zudem kann er ohne Zeitverzögerung exakt benötigte Mengen herausgeben, anstatt die gewünschte Anzahl mühselig abzählen zu müssen.

Ganz gleich, in welchen logistischen Bereich du auch blickst: Überall haben Gebinde die gleichen Stärken, indem sie eine große Menge von einzeln unökonomisch handhabbaren Dingen zusammenfassen. Oftmals gehen mit dieser Zusammenfassung noch weitere Vorteile einher. Namentlich der Schutz der Waren gegen verschiedene Gefahren zwischen Witterung und mechanischer Beschädigung.


info

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik hat vor einiger Zeit eine Software namens PUZZLE präsentiert. Unter anderem hilft das Tool dabei, die Beladung von Kartons und Paletten zu optimieren, indem es alle nötigen Berechnungen übernimmt. So kann es beispielsweise aufzeigen, auf welche Weise Versandkartons für optimale Raumausnutzung auf einer Palette gestapelt werden müssen.


Vielseitiger Begriff: Gebinde im Transportwesen

Bereits im vorherigen Abschnitt konntest du lesen, dass es in der logistischen Praxis mehrere Arten von Gebinden gibt. Tatsächlich allerdings ist der Begriff nochmals etwas vielfältiger. Denn was „Gebinde“ besagt, ergibt sich oftmals erst aus dem Kontext, in dem der Begriff genutzt wird.

Konkret lassen sich drei Möglichkeiten definieren, in denen sich das Wort Gebinde korrekt nutzen lässt:

  1. Ein leerer Transportbehälter gleichwelcher Art. In diesem Sinne wäre eine noch nicht mit Flaschen befüllte Getränkekiste ebenso korrekt ein Gebinde wie eine noch nicht aufgeklappte Faltschachtel, ein leerer Versandkarton oder (zumindest theoretisch) sogar ein Seecontainer.
  2. Ein fertig zusammengestelltes und dadurch transportbereites Packstück – also die Zusammenstellung mehrerer Verpackungen, respektive Transportbehälter. Die weiter oben erwähnte verladebereite Palette, auf der sich viele Versandkartons befinden, wäre ein solches Packstück (oder eben Gebinde). Der Gabelstapler muss nur noch seine Zinken darunter schieben und das Gebinde bewegen.

 

info

Du merkst es vielleicht: Stets ist hieran immer eine Verpackung beteiligt. Ein einzelnes Produkt oder eine größere Menge eines Produkts kann niemals ein Gebinde sein, ohne auf irgendeine Art und Weise verpackt zu werden

 

Die Kernfrage: Wie groß muss ein Gebinde sein?

Wenn es in deinem Unternehmen einen Bedarf an Verpackungen gibt, dann steht dahinter fast automatisch (auch) der Wunsch, diese Produkte leichter benutzen zu können. Damit hat eine Verwendung von Gebinden bereits eine Existenzberechtigung.

faultier

In Anbetracht der Tatsache, wie vielfältig ein Gebinde sein kann, besteht die für dich zentrale Frage jedoch darin, wie groß das Gebinde mindestens sein darf und maximal sein kann.

Insbesondere dann, wenn du Gebinde in einem mehrstufigen Prozess wie im erwähnten Schrauben-Beispiel zusammenfassen willst, ist es nötig, verschiedene Faktoren zu beachten:

    • Was ist die handelsübliche Menge, in der deine Zielgruppe das Produkt erwerben möchte? Wenn du beispielsweise getrocknete Nudeln an den Endverbraucher verkaufen möchtest, müsste das Gebinde deutlich kleiner sein, als wenn deine Zielgruppe aus Restaurantbetreibern mit viel größerem Nudelbedarf bestünde.
    • Wie gut oder schlecht lässt sich die einzelne Ware oder das einzelne Gebinde handhaben? Hierbei spielt die Größe eine zentrale Rolle. Beispielsweise werden deshalb Kunststoff-Getränkeflaschen oft mithilfe von Folie zu Sixpacks zusammengefasst. Diese lassen sich unter anderem ungleich leichter auf Paletten stapeln und der Turm behält bei Entnahme einzelner Gebinde viel stärker seine Stabilität, als bestünde er nur aus lose aufeinandergestellten Flaschen.
    • Wie hoch ist das Gewicht von Produkt und/oder kleineren Gebinden und wie verhält sich die Tragkraft der Verpackung dazu? Beispielsweise kann eine Europalette höchstens 2.000 kg tragen. Wenn auf ihr jedoch kleinere Gebinde gestapelt werden, dann müssen deren Verpackungen ebenfalls einberechnet werden, weil sie das Gewicht der darüberliegenden Schichten tragen müssen. Das ist der Hauptgrund, warum es solche Tools wie das oben genannte PUZZLE gibt. Ferner spielt das Gewicht für die Handhabung eine Rolle: Ein Gabelstapler etwa kann naturgemäß völlig andere Lasten bewegen als ein einzelner Mensch.
    • Auf welche Weise werden die Gebinde bewegt? Für den reinen Transport zwischen Hersteller und Händler ist die Palette eine häufige Herangehensweise. Wenn aber beispielsweise der Händler nicht einfach nur die Palette in den Verkaufsraum stellt, sondern ihren Inhalt einzeln in Warenregale räumt, musst du mehrere Transportarten einbeziehen.

Aus all diesen Faktoren heraus ergeben sich für dich drei maßgebliche Größen:

  1. Die Anzahl der nötigen „Gebinde-Ebenen“ zwischen Endverbraucherverpackung und mit Palettentürmen befülltem Seecontainer.
  2. Die Art der notwendigen Verpackungen.
  3. Das Spektrum möglicher Materialien, die Verwendung finden.

Ähnlich, wie es verschiedene Arten von Gebinden gibt, existieren verschiedene Wege, die zum Ziel führen. Sei deshalb stets bestrebt, deine Gebinde zu optimieren – denn sie sind letztlich maßgeblich an deinem unternehmerischen Erfolg beteiligt.

Fazit: Gebinde fassen zusammen und erleichtern dadurch vieles

Bananen

Einzelne Waren mögen zwar das sein, wofür deine Kunden bezahlen. Doch der Weg dorthin ist von einer ganzen Reihe logistischer Realitäten und Notwendigkeiten geprägt. Die verschiedenen Arten und Ebenen von Gebinden ermöglichen es dir, einzelne Waren zu größeren, leichter handhabbaren oder anderweitig effizienteren Einheiten zusammenzufassen.

Dadurch wird stets der gesamte logistische Prozess optimiert, gelangen deine Waren schneller zur Zielgruppe und werden sämtliche Transportrisiken vermindert.

FAQ

  1. Unterliegen Gebinde ebenfalls Normungen und ähnlichen Vorgaben?

    Ja, zumindest bei bestimmten Produkten, Verpackungen und Gebinden. Beispielsweise gibt es im Brauereibereich das „DIN Keg“. Ein Fass mit genau definierten Abmessungen, Volumen und weiteren Merkmalen. Informiere dich deshalb stets, ob es für deine Branche und Produkte ähnliche Vorgaben gibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch.

  2. Ist es immer nötig, mehrere Gebinde-Ebenen zu verwenden?

    Nein, keineswegs. Erneut kommt es auf die Art von Produkt und Verpackung an. Ab einer gewissen Größe/Masse kann das Zusammenfassen von mehreren Gebinden sogar kontraproduktiv werden. Beispielsweise würde kaum jemand mehrere Tausend-Liter-IBC-Container zu einem noch größeren Gebinde zusammenstellen, weil dadurch für die meisten Anwendungen die Handhabung nicht verbessert, sondern das exakte Gegenteil erreicht würde.

  3. Sind Versandkartons gut für größere Gebinde geeignet?

    Ja, definitiv. Denn die verwendete Wellpappe ist vergleichsweise stabil und tragfähig. Sie ist deshalb beispielsweise bestens geeignet, um mehrere Versandkartons auf einer Palette zu stapeln

 

Bild 1: adobe.stock.com © Giordano Aita #563312400

Zurück zum Blog
1 von 3