78 Kilogramm – so viel Verpackungsmüll ist im Coronajahr 2020 in Deutschland pro Kopf angefallen. Der Trend zeigt weiterhin nach oben – und das ist keine gute Nachricht für die Umwelt. Sowohl die Herstellung als auch die spätere Entsorgung stellen für Umwelt und Klima eine enorme Belastung dar. Um das Abfallaufkommen zu senken, steht mittlerweile die Wiederverwertung von Verpackungen im Fokus. Neben dem Recycling spielt auch die Kompostierung eine wichtige Rolle.

Beide Ansätze haben Vorteile, aber auch ganz klare Grenzen. Wir geben dir einen Überblick über die Verfahren und zeigen die Unterschiede auf.

Recycling – erste Spuren führen in die Antike

Wir stehen für nachhaltige Verpackungslösungen, die nach Möglichkeit wiederverwertet werden können. Doch das Recycling ist kein neuer Trend, der erst in den letzten 20 oder 30 Jahren aufkam. Vielmehr gibt es erste Spuren der Wiederverwertung bereits bei den Ägyptern in der Antike.

So fanden Archäologen auf der ägyptischen Insel Elephantine Hinweise auf eingeschmolzenes Glas und Metall, welches umgearbeitet wurde. Dort waren halbe Köpfe und Zehen von Skulpturen unter den Funden, die die Fachleute als Reste identifizierten.

Die übrigen Bestandteile dieser Skulpturen wurden wiederverwertet und zu neuen Gütern verarbeitet.

Trotzdem wurden die Möglichkeiten des Recyclings hierzulande sehr lange kaum beachtet. Zwar zogen schon früh nach dem zweiten Weltkrieg Alt-Metallsammler durch die Straßen, aber eine Kreislaufwirtschaft für die meisten Rohstoffe fehlte.

Mit dem Aufkommen der Umweltbewegung gegen Ende der Sechziger Jahre und in den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts kam ein Bewusstsein für die Endlichkeit unserer Ressourcen auf.

In der Folge erlebte die Mülltrennung in Haushalten ihre Geburtsstunde. Durch die Trennung von Papier-, Glas- und Hausmüll ließen sich gerade bei Papier und Glas große Erfolge der Wiederverwertung erzielen. Ein großes Symbol dieser Zeit findet du auch heute noch: Die Aufstellung von Glas- und Papiercontainern.

Symbolbild: Recycling

Heute stellen vor allem Kunststoffe wie Plastik eine große Herausforderung im Recycling dar. Dies gilt auch für Verpackungen. Dabei stellt sich die Frage: Können wir heute bereits Plastikverpackungen herstellen, die sich vollständig recyceln lassen? Die Antwort: Ja! Unsere flexiblen Beutel bieten wir auch in einer Variante aus 100 Prozent recyclebarem Material an.


Wie funktioniert Recycling eigentlich?

Recycling bezeichnet grundsätzlich die Aufbereitung und Wiederverwendung von Rohstoffen. Der ideale Recyclingzyklus sähe also so aus:

  1. Ein Produkt wie ein Joghurt in einem Becher wird in einer recycelbaren Verpackung verkauft.
  2. Verbraucher entsorgen die Verpackung nach der Nutzung fachgerecht.
  3. Der Joghurtbecher wird im Zuge des Recyclings gereinigt, leicht aufbereitet und steht als neues Produkt für den Handel wieder zur Verfügung.

Diese ideale Form der Kreislaufwirtschaft gibt es in der Praxis eher selten. Sie findet zum Beispiel bei Mehrwegflaschen Anwendung. Das obige Beispiel funktioniert in der Praxis ebenfalls nicht. Bei richtiger Entsorgung lassen sich jedoch aus den Rohstoffen andere Produkte herstellen. Eine erneute Nutzung als Lebensmittelverpackung war bislang aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt.

Hier tut sich jedoch etwas: Die Commission Regulation (EU) 2022/1616 soll Einzelzulassungen für über 200 mechanische PET-Recyclingverfahren ermöglichen. Durch entsprechende Qualitätskontrolle wird zudem sichergestellt, dass nur sichere recycelte Kunststoffe als Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen können.

Arten von Recycling

Die obigen Beispiele mit dem Joghurtbecher sowie die Mehrwegflaschen zeigen, dass es verschiedene Arten von Recycling gibt. Wir zeigen dir die Unterschiede:

  1. Werkstoffliches Recycling

    Beim werkstofflichen Recycling werden Abfälle so aufbereitet, dass der Werkstoff größtenteils erhalten bleibt. Die oben genannten Mehrwegflaschen für Getränke stellen dafür ein gutes Beispiel dar. Auch in der Papierindustrie findet häufig werkstoffliches Recycling statt.

  2. Rohstoffliches Recycling

    Beim rohstofflichen Recycling werden Abfälle in ihre molekularen Grundbausteine zerlegt. Hierfür kommen bei Kunstoffen oft thermochemische Prozesse zum Einsatz.

  3. Energetisches Recycling

    Energetisches Recycling beinhaltet das Verbrennen der Abfälle, um damit Energie zu erzeugen. Dieser Weg gilt als Notlösung, die heute leider immer noch häufig zum Einsatz kommen muss.


Achte beim Recyclen immer darauf, die einzelnen Komponenten bei Bedarf zu trennen. Manche Verpackungen (zum Beispiel Joghurtbecher) enthalten neben Plastik (Becher) und Aluminium (Deckel) auch eine bedruckte Papierbanderole. Diese kannst du im Altpapier entsorgen und damit zum erfolgreichen Recycling beitragen.


Beispiel für rohstoffliches Recycling: Joghurtbecher

Der oben genannte Joghurtbecher wird über das rohstoffliche Recycling wiederverwertet. Der Ablauf sieht dabei so aus:

Schritt 1: Abholung und Transport

Joghurtbecher werden über das duale System in der gelben Tonne oder im gelben Sack entsorgt. Nach der Abholung transportieren Entsorgungsunternehmen den gesamten Wertstoffmüll zu einer Sortieranlage.

Schritt 2: Trennung nach bestimmten Merkmalen

Die Sortieranlage reißt zunächst die Säcke auf und lockert den Müll insgesamt auf. Danach folgt die Sortierung nach den folgenden Kriterien:

    • Größe

    • Material (Aluminium von Deckeln für Joghurtbecher wird aussortiert und gesondert recycelt).

Schritt 3: Trennung der jeweiligen Kunststoffarten

Per Nah-Infrarotscanner erkennt die Sortieranlage verschiedene Kunststoffarten und trennt diese weiter.

Schritt 4: Sortenreine Pressung

Die verschiedenen Kunststoffarten werden jeweils zu sortenreinen Ballen gepresst und an Verwerter ausgeliefert.

Schritt 5: Einsatz der Rohstoffe zur Herstellung neuer Produkte

Die Verwerter nutzen die gelieferten Kunststoffe als Rohstoffe für neue Produkte.

Kompostieren: Wie funktioniert die Alternative?

Neben dem Recycling gewinnt auch der Einsatz von kompostierbaren Verpackungsmaterialen stark an Beliebtheit. Der Gedanke dahinter klingt verlockend: Die Verpackung wird einfach dem heimischen Komposthaufen oder einer Kompostieranlage hinzugefügt und zerfällt dabei in Grundbestandteile wie Wasser, Methan, CO2 und Biomasse.

Damit Verpackungsmaterialien kompostierbar sind, müssen sie eine entsprechende Molekularstruktur aufweisen. Dazu gehören zum Beispiel diese Materialien:

  1. Polyactide bzw. Polymilchsäure (PLA):

    Dieser Kunststoff besteht aus Milchsäurebakterien, die in Kompostieranlagen biologisch abgebaut werden können.

  2. Polyhydroxyalkanoaten bzw. Polyhydroxyfettsäuren (PHA):

    Die hier „verbauten“ Biopolyester kommen auch in der Natur vor und sind biologisch abbaubar.

  3. Polycaprolacton (PCL):

    Dieser Kunststoff basiert auf Erdöl, ist aber biologisch abbaubar.

Biologisch abbaubar, kompostierbar und biobasiert – wo liegen die Unterschiede?

Die Begriffe biobasiert, biologisch abbaubar und kompostierbar sind Bezeichnungen für Materialien. Sie werden im Zusammenhang mit dem Wort „Biokunststoffe“ immer wieder synonym verwendet und können Verwirrung auslösen. Aus diesem Grund zeigen wir dir hier die jeweils unterschiedlichen Bedeutungen:

biobasiert

biologisch abbaubar

kompostierbar

Ein Material besteht zu einem gewissen Anteil oder sogar komplett aus nachwachsenden Rohstoffen. Es kommen also weniger oder gar keine fossilen Rohstoffe zum Einsatz. Gute Beispiele sind PLA und PHA oder auch Bio-PE.

Das Material lässt sich durch Mikroorganismen in Grundbausteine wie Wasser, CO2, Methan und Biomasse zerlegen. Für die Bezeichnung „biologisch abbaubar“ werden keine weiteren Vorgaben gemacht.

Kompostierbare Materialien müssen gewisse Vorgaben erfüllen, um so bezeichnet werden zu dürfen. Die Norm EN 13432 gibt vor, dass sich das Material spätestens nach 90 Tagen in einer Kompostieranlage zu Kompost zersetzt haben muss.


Recyceln vs. Kompostieren: Welche Alternative ist besser?

Nachhaltige Verpackungen werden heute immer wichtiger. So lassen sich Ressourcen schonen und die Umwelt schützen. Darüber hinaus legen Kunden heute immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und fordern diese ein. Somit haben Unternehmen auch ein vitales wirtschaftliches Interesse an entsprechenden Verpackungen.

Damit stellt sich jedoch auch die Frage: Sollten Verpackungen lieber recyclingfähig oder kompostierbar sein? In unserem Direktvergleich zeigen wir dir die Vor- und Nachteile genauer auf.

  1. Ressourcenverlust

    Die Ressourcen unserer Erde sind begrenzt. Aus diesem Grund sollte eine Verpackung davon möglichst wenig unwiederbringlich verbrauchen. Hier hat das Recycling die Nase vorn: Durch moderne Verfahren lassen sich Rohstoffe und manchmal sogar Werkstoffe zu einem hohen Anteil erhalten. Die durch die Politik vorgegebenen hohen Recyclingquoten unterstreichen die Wichtigkeit: So sollen ab 2022 63 Prozent aller Kunststoffverpackungen wiederverwertet werden.

    Bei der Kompostierung löst sich das Material in Wasser, CO2 und Biomasse auf. Etwaige andere Rohstoffe gehen damit verloren. Die Kompostierung könnte jedoch an Bedeutung gewinnen, wenn auch die Rohstoffe komplett nachwachsend sind. In diesem Fall würde kein Verlust entstehen, sondern eine Art „Bio-Kreislauf“.

    Leider ist ein Kunststoff mit einer positiven Ökobilanz aktuell noch nicht verfügbar. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass dies in der Zukunft durchaus realistisch sein könnte.

  2. Praktikabilität

    Die Praktikabilität der beiden Methoden weist Schwachstellen auf:

    a) Recycling: Viele Zahnräder müssen ineinandergreifen

    Recycling funktioniert nur, wenn alle Beteiligten ihre zugewiesenen Aufgaben erledigen. Der Prozess beginnt bei der Mülltrennung: Landet recyclingfähiges Verpackungsmaterial im Restmüll, wird es einfach verbrannt und im besten Fall noch energetisch genutzt.

    Doch auch die Sortieranlagen müssen akkurat arbeiten, um möglichst viele Kunststoffe sortenrein zu identifizieren. Nur so lassen sich entsprechende Rezyklate später auch wirklich wiederverwenden.

    b) Kompostierung: Eine echte Zeitfrage

    Die Idee der Kompostierung liegt darin, dass sich die Materialien nach einer gewissen Zeit zersetzen. Doch oft reichen selbst die Zeitspannen in Kompostierungsanlagen nicht aus, um eine vollständige Kompostierung zu erreichen. Bleibt der Prozess unvollendet, könnten am Ende Rückstände von Plastik mit dem Kompost in die Umwelt gelangen. Dies ist häufig bei Tüten aus biologisch abbaubarem Material der Fall, mit denen Biomüll gesammelt wird. Diese landen am Ende mit den organischen Materialien in der Biotonne und später in der Komposterde.

    Darüber hinaus sortieren gängige Sortieranlagen für Biomüll, Papiermüll und sogar das duale System (gelber Sack) entsprechende kompostierbare Verpackungen aus. Die Folge: Sie werden am Ende wie der Restmüll verbrannt.

Aktuell hat Recycling die Nase vorn

Palme

Anhand der oben genannten Kriterien gilt Recycling aktuell als die bessere Methode zur Verwertung von Verpackungen. Die Verfahren sind verhältnismäßig ausgereift und die Ressourcenverluste begrenzt. Kompostierbare Kunststoffe existieren zwar schon, aber diese zersetzen sich oft nur schwierig. Darüber hinaus weisen sie noch eine sehr geringe Verbreitung auf, sodass kaum sinnvolle Entsorgungsmethoden existieren.

Doch auch beim Recycling bestehen noch Probleme:

    • Heute kommt vorwiegend das rohstoffliche Recycling zum Einsatz. Bei Extraktion der Grundbausteine entsteht ein nicht zu unterschätzender Energieverbrauch.
    • Die Recyclingquoten für Kunststoff bewegen sich im Bereich von 50-60 Prozent. Hier ist also noch Luft nach oben.

Fazit: Recycling und Kompostierung – in Zukunft noch bedeutender

Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit von Rohstoffen sind eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Angesichts von endlichen Ressourcen sind hier innovative Lösungen gefragt. Wir von Palamo sehen jedoch eine Entwicklung, die definitiv in die richtige Richtung zeigt. Die Kreislaufwirtschaft und das Recycling funktionieren immer besser und die Recyclingquoten steigen auch bei Kunststoffen stetig weiter.

Doch auch bei kompostierbaren Kunststoffen tut sich einiges: Es gibt bereits heute vielversprechende Materialien, die vermehrt zum Einsatz kommen. Auch wenn hier also noch Entwicklungsarbeit nötig ist, freuen wir uns auf weitere Innovationen. Auch diese erfährst du in unserem Blog.

 

Titelbild: adobe.stock.com © Hafiez Razali #241859247

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