Hast du dir schon einmal überlegt, wie Kartonhersteller und Druckereien verschiedener Länder und Sprachen miteinander kommunizieren, wenn es um die Pläne für Faltschachteln geht? Wie lässt sich eine Zusammenarbeit für alle so gestalten, dass Missverständnisse über das Aussehen von Faltschachteln und Kartonagen möglichst gar nicht erst entstehen?

Antworten auf diese Fragen bietet eine Standardisierung. Genau diese hat sich schon seit 1960 die European Carton Makers Association (ECMA) zur Aufgabe gemacht. Mit einer Sammlung von Codes schafft sie noch heute die Grundlage für eine Standardisierung von Faltschachtelkonstruktionen.

Das hat den großen Vorteil, dass die Faltschachteln nach den entsprechenden Standards für Hersteller, Händler und Käufer vergleichbar werden, was unter anderem den internationalen Verkauf erleichtert. Mehr zu diesem einzigartigen System der ECMA erfährst Du in diesem Beitrag.


Was ist die ECMA – und was ist der Katalog der ECMA?

Symbolbild: Waage

Die ECMA versteht sich als eine private Normungsorganisation, die Konstruktionsstandards für Faltschachteln anbietet, ohne diese vorzuschreiben. Mit ihrem Hauptsitz in Den Haag und einer Niederlassung in Brüssel fühlt sie sich nicht nur der europäischen Verpackungsindustrie verbunden.

Sie hat außerdem Kontakte in andere Erdteile und Länder außerhalb Europas, die ebenfalls ECMA-Codes einsetzen. In der Verpackungsindustrie ist die Bezugnahme auf ECMA-Codes inzwischen eine Art Gütesiegel.

Ihre Codes stellt die ECMA in einem Katalog zur Verfügung, der ständig aktualisiert wird. Inzwischen gibt es ihn auch in digitaler Form und anpassbar auf computer-aided desgin (CAD)-Anwendungen. Faltschachtelkonstruktionen werden in einem Katalog als Konstruktionsskizze definiert.

Jede Konstruktion ist einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen zugeordnet. Die verschiedenen Buchstabenklassen haben unterschiedliche Bedeutungen, um die möglichen Faltschachteln noch weiter zu kategorisieren.

Maße sind in dem Katalog der ECMA nicht enthalten. Es geht um die Grundkonstruktion, die jederzeit auf individuelle Maße angepasst werden kann. Selbstverständlich können die Anwender des ECMA-Codes auch individuelle Änderungen in der Planung vornehmen. Die Organisation selbst erhebt keinen Anspruch auf Schutzrechte für ihre Konstruktionen. Sie möchte sie den Interessierten und Beteiligten in der Industrie zur Verfügung stellen.


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Die ECMA stellt als private Normungsorganisation Industrieteilnehmern aus Verpackung, Produktion und Druck Standards für Faltschachteln und Stanzverpackungen zur Verfügung.


Für welche Verpackungen ist der Katalog relevant?

Die ECMA-Codes sind anwendbar auf Stanzverpackungen und Faltschachteln. Grundsätzlich öffnet sich damit ein riesiger Anwendungsbereich, der Kartonagen und Umverpackungen aller Art umfasst. Vielleicht ist dir noch gar nicht bewusst, in welchen Bereichen solche standardisierten Verpackungen notwendig sind.

Denken wir einmal an die Kartonverpackung, in der Flaschen wie das bekannte Sixpack beim Bier verkauft werden. Die Flaschen stecken im Vierer- oder Sechserpack in einem sogenannten Flaschenträger, der genau auf Maß zugeschnitten ist, sodass man die Getränke nach dem Kauf praktisch transportieren kann.

Die Palette der vom ECMA-Code umfassten Kartonagen reicht von einfachsten bis zu sehr komplexen Umverpackungen. Es kommen auch immer wieder neue Verpackungskonstruktionen hinzu.

Welche Kategorien bietet der Katalog?

Der aktuelle ECMA-Katalog umfasst nach Buchstaben Kategoriegruppen von A bis X. Die Buchstaben definieren bestimmte Gruppen mit speziellen Eigenschaften. Beispielsweise steht die Gruppe A für Faltschachteln rechteckig mit Längsnahtklebung als Bautyp. In der Übersicht ergibt sich folgende Aufteilung:

    • A Faltschachteln rechteckig mit Längsnahtklebung
    • B Faltschachteln rechteckig ohne Längsnahtklebung, gefaltet
    • C Faltschachteln nicht-rechteckig, mit Längsnahtklebung
    • D Faltschachteln nicht-rechteckig ohne Längsnahtklebung
    • E Faltschachteln mit Produktbezug oder -integration
    • F Sonstige Faltschachteln
    • X Verschlüsse/Hilfsvorrichtungen für alle Gruppen.

In der Gruppe X befinden sich Ergänzungen zu den anderen Bautypen.

Es gibt ebenso noch eine grobe Unterscheidung in Lebensmittelverpackungen und Non-Food-Produkttypen. Die zugeordneten Zahlen zu den Buchstaben stehen für weitere Eigenschaften, die die jeweilige Verpackung hat.

Die oben beschriebene Verpackung für die Bierflaschen befindet sich in der Gruppe E, bei der es um Faltschachteln mit engem Produktbezug geht. Über verschiedene Variablen an Buchstaben und Zahlen ergibt sich ein weiteres, in sich geschlossenes System:

Ein Ziffernpaar, das sich an den Buchstaben anschließt, kann etwa den Verschluss beschreiben, die Bodenfläche und viele weitere Eigenschaften, die sich aus dem ECMA-Katalog im Detail ergeben.

Infografik: Der ECMA Bautyp-Code

Beispiele für konkrete Codes für Faltschachteln

Die ECMA-Codes sind unterschiedlich komplex. Ein Code mit vielen Zahlen ist etwa A01.15.00.03. Definiert wird hier eine Faltschachtel in rechteckiger Grundform, mit einem komplexen Faltdeckel und Boden. E12.30.00.00 beschreibt eine Umverpackung für vier Flaschen.

X23 ist eine einfache, aufrechtstehende Rechteckschachtel mit Boden und einem Verschluss mit Einstecklasche.


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Wer täglich mit dem ECMA-Code arbeitet, kennt nach einiger Zeit die Bedeutung der verschiedenen Zahlenpaare, die auf die Buchstabengruppe folgen. Das erleichtert eine Zuordnung von Faltschachtelkonstruktionen nochmals erheblich.


Welche Vorteile bietet eine solche Katalogisierung für Hersteller und Käufer?

Jede Form von Standardisierung erleichtert die Zusammenarbeit bei

Faultier

Produktionen, Druck und Logistik. Verpackungen sind in puncto Standardisierung ein besonders sensibles Thema. Häufig sind sämtliche Logistikkapazitäten und auch das Angebot im Geschäft selbst auf bestimmte Verpackungen abgestimmt. Hier kommt es exakt auf die jeweilige Form und Ausgestaltung an.

Umverpackungen werden etwa von Lebensmittelherstellern gesondert bestellt. Hier sollte es nicht zu Missverständnissen über die jeweilige Form der Verpackung kommen. Der ECMA-Code gibt den Beteiligten mehr Sicherheit, die Konstruktionsvorstellungen des Geschäftspartners richtig verstanden zu haben. Die Codes sind auch außerhalb von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden zu verstehen.

Es ist die einzigartige Kombination aus Zeichnung und einem zugeordneten Code, der Irrtümer ausschließt. Industriepartner profitieren vorwiegend davon, dass

    • die Kommunikationsprozesse aller Beteiligten untereinander vereinfacht und standardisiert sind.
    • teure Irrtümer über Formen und Konstruktionen vermieden werden.
    • Produktionsroutinen und Logistikprozesse sich an den Standardkonstruktionen der Faltschachtel ausrichten können.

Auch Käufer gewöhnen sich an bestimmte Verpackungen, die einen praktischen Bezug im Alltagsleben haben. So sind beispielsweise beim Transport der verpackten Bierflaschen die Eingriffslöcher für die Finger zum Tragen ein wichtiges Element des Kauferlebnisses.

Produkte werden auch über diese Faltschachtel eindeutig identifizierbar. Hier hat die Verpackung einen Wiedererkennungswert, der noch über das eigentliche Produkt hinausgeht.

Wie bleiben ECMA-Codes aktuell und passen sich der Zeit an?

In der Organisation ECMA sind Vertreter der Industrie in Fachgruppen organisiert. Sie halten die ECMA-Codes auf dem neuesten Stand. Vor einiger Zeit wurde der Katalog digitalisiert, damit auch ein digitaler Zugriff auf die Codes besteht.

Gleichermaßen wurden die Codes kompatibel gemacht für CAD-Anwendungen. Eine weitere Erleichterung für die Industrieteilnehmer in der Zusammenarbeit, etwa zwischen Produzenten und Druckereien. Es kommen so auch weitere neue Verpackungsformen hinzu. Diese kommen direkt aus den Unternehmen der von der ECMA organisierten Mitglieder.

Die große Nähe zur industriellen Produktion, Verpackung und Druck ist eine der Stärken bei der ECMA. Sie macht keine theoretischen Vorgaben, die in der Industriepraxis keine Anwendung finden könnten.

Im Gegenteil, die ECMA orientiert sich exakt an den Bedürfnissen und Vorstellungen der Industrieunternehmen. Das ist ebenfalls ein großer Vorteil einer privaten Normungsorganisation, die sich selbstständig aufstellt.

Sie ist unabhängig von offiziellen Stellen und erhebt keinen Anspruch auf Verbindlichkeit. Umso interessanter erscheint ihr Angebot für viele Industrieunternehmen zu sein. In Zeiten von Globalisierung und noch mehr internationalen Geschäftsbeziehungen sind die ECMA und ihre Arbeit wichtiger denn je.

Fazit: Die ECMA-Codes bleiben relevant

Faltschachtel
ECMA definiert mit dem Code einen Katalog mit Grundformen für Faltschachteln aus Vollpappe.

Schon seit Jahrzehnten behauptet sich die ECMA mit ihren Standards für Faltschachteln und Stanzverpackungen ihre wichtige Position in der Branche. Viele Unternehmen im Verpackungsbereich, in der Produktion und im Druck machen regen Gebrauch von ECMA-Codes.

Dabei werben Unternehmen auch mit ihrer Nutzung der Codes. Das zeigt die Bedeutung der begehrten Standards auf. Die Kommunikation innerhalb der Industrie mit verschiedenen Beteiligten wird durch die ECMA-Codes einfacher, effektiver und zielgerichteter.

Affe

Verpackungen sind aus dem Alltag der Menschen und auch im Industriebereich schwer wegzudenken. Sie sichern die Verfügbarkeit von Produkten, weil sie es sind, die die Logistik möglich machen. Ohne Umverpackung würden die meisten Produkte Endverbraucher nicht erreichen können.

Häufig machen wir uns die Bedeutung von Umverpackungen wie Faltschachteln nicht bewusst. Kannst du dir vorstellen, dass Amazon ein Produkt nach Hause liefert, ohne dass es eine Faltschachtel als Umverpackung hat? Der gesamte Online-Versandhandel im privaten wie auch im B2B-Bereich ist ohne Umverpackung nicht vorstellbar.

Selbstverständlich muss es dabei Standards für die Faltschachteln geben, weil sonst jedes einzelne Unternehmen viel Zeit und Geld investieren würde, Faltschachteln zu konstruieren. Hier reicht ein Blick in den Katalog der ECMA, um passende Eigenschaften für die jeweiligen Zwecke auszuwählen.

Es gibt inzwischen so viele Variationen, dass kaum ein Wunsch offenbleibt. Außerdem sind individuelle Abänderungen jederzeit möglich. Die ECMA-Codes sind ein Beispiel dafür, was private Normungsorganisationen idealerweise leisten können. Sie könnte Vorbild für weitere Bereiche sein, in denen es auf Standardisierung ankommt.

Besonders interessant ist, dass die ECMA-Codes trotz ihres privaten und unverbindlichen Charakters eine große Akzeptanz in den beteiligten Industriebereichen genießen. Es muss nicht immer der Gesetzgeber sein, der Standards setzt.

FAQ

  1. Sind die ECMA-Codes verbindlich für Industrieteilnehmer in der Verpackungsindustrie?
    Nein, sie sind es nicht. Jedes Unternehmen hat die Wahl, ob es ECMA-Codes einsetzen will. In der Praxis ist die Orientierung an den Vorschlägen der ECMA aber weitverbreitet, weil sie den industriellen Alltag der beteiligten Industrieunternehmen sehr vereinfacht. Vor allem aber macht sie die Zusammenarbeit über Sprachbarrieren hinweg frei von Missverständnissen.
  2. Schützt die ECMA ihre Konstruktionsvorschläge für Faltschachteln durch Patente und Marken?
    Die Organisation macht bewusst keine gewerblichen Schutzrechte auf die Konstruktionen geltend. Sie möchte die ECMA-Codes frei für alle Marktteilnehmer zugänglich halten.
  3. Hat die ECMA eine Zukunft?
    Die Organisation selbst sorgt dafür, dass sie fit für die Zukunft ist und bleibt. Anpassungen an geänderte technische Voraussetzungen wie die Digitalisierung führt sie selbstständig durch. Die ECMA-Codes sollten deshalb zu den Standards zählen, deren Bedeutung mittel- und langfristig eher noch größer wird als bisher.
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