Ohne Verpackungen funktionieren weder der Warentransport noch Handel – insbesondere das boomende E-Commerce ist darauf angewiesen. Doch die Verpackungsmüllberge wachsen kontinuierlich. Papier, Karton und Pappe machen nach wie vor den Löwenanteil aus. Hier scheiden sich nach wie vor die Geister: Was ist nun umweltschädlicher, Kunststoff oder Papier? Wie so oft sind bereits Lösungen verfügbar, sie werden nur unzureichend genutzt. Beispiel: Kraftpapierbeutel.
Streitpunkt Verpackungen: Papier als echte Alternative?
Im Vergleich zu Kunststoff hat Papier das Image einer umweltfreundlichen Alternative. Dazu trägt auch das Verbot von Einwegplastik und Plastiktüten bei: Immer mehr Einwegverpackungen werden aus Papier hergestellt, aber auch Verpackungen für unterschiedliche Lebensmittel, Obst und Gemüse. Die öffentliche Meinung unterstützt diesen Trend – und zwar weltweit.
77 Prozent der deutschen Verbraucher (75 Prozent global) bevorzugen Produkte, für die möglichst wenig Verpackungsmaterial verwendet wird. Das geht aus der Ipsos Global Advisor-Studie „A Throwaway World. The Challenge of Plastic Packaging and Waste“ hervor. Die Studie wurde im Jahr 2019 in 28 Ländern durchgeführt. Schon damals befürworteten rund 71 Prozent der Deutschen das Verkaufsverbot von Wegwerfprodukten aus Plastik.
Passend dazu stufen 70 Prozent der Befragten einer weiteren Studie, durchgeführt von Simon-Kucher & Partners im Jahr 2021, Papier und Pappe als nachhaltig ein.
Hier zeigt sich, dass noch Diskussionsbedarf besteht: Papier ist nämlich keineswegs gleich Papier – vor allem in puncto Nachhaltigkeit.
In unserem Blog findest du noch mehr Informationen zu nachhaltigen Verpackungen! Nachhaltige Kunststoffe setzen wir beispielsweise bei unseren Beutelverpackungen ein. |
bestehen - z.B. aus Papier.
Worauf kommt es bei Papierverpackungen genau an?
Um es vorwegzunehmen: Braunes Papier bedeutet nicht automatisch, dass bei den daraus hergestellten Verpackungen ausschließlich recyceltes Papier verarbeitet wurde. Auch die gängigen Siegel und Zertifikate geben nur unzureichend Auskunft, letztendlich können sie verwirren. Kaum ein Verbraucher kennt diese Fakten:
- FSC – damit werden Papierprodukte aus Frischfasern und damit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gekennzeichnet.
- FSC Mix – bei diesen Produkten wird Holz aus nicht umfassend zertifizierter Forstwirtschaft sowie Produktionsreste verarbeitet.
- FSC Recycled – hier kommen neben Altpapier meist auch Produktionsreste, als Pre-Consumer-Produkte, zum Einsatz.
- Blauer Engel – dabei handelt es sich um komplett aus Altpapier, d.h. aus Post-Consumer-Produkten, hergestelltes hochwertiges Papier.
Lediglich die Kennzeichnung ist schwierig – und damit ist das Problem mit der Nachhaltigkeit immer noch nicht umfassend geklärt.
Besteht die Verpackung aus purem Papier – oder wurde beschichtet?
Da Papier dem Grundsatz nach weder Wasser noch Fett abweisen kann, muss es zur Nutzung, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, weiterbearbeitet werden: Nur mit einer passenden Beschichtung lässt sich Papier als Kaffeebecher, zum Verpacken von Fast Food oder anderen Lebensmitteln einsetzen.Was die Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten vergrößert, verschlechtert jedoch die Umweltbilanz per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS).
Vor allem die Frage der fachgerechten Entsorgung hängt von der Art des Papiers ab: Handelt es sich um eine als Verbund bezeichnete beschichtete Sorte, wie zum Beispiel bei Getränkekartons oder Kaffeebechern, gehört diese nicht in den Papiercontainer, sondern auf den Wertstoffhof.
Der Unterschied lässt sich gut feststellen, wenn du versuchst, die Verpackung zu zerreißen: Findest du keine eingearbeitete Folie, sondern lediglich Papierfasern, dann kannst du die Verpackung im Papiercontainer entsorgen. Eventuell lässt sich die Folie abtrennen, sodass du diese zu den Wertstoffen geben kannst – der Papierrest kommt dann in den Papiermüll. |
kommt es auf viele Details an.
Trotz der braunen Farbe wird auch Kraftpapier nicht vollständig aus recycelten Fasern hergestellt, sondern nur höchstens zu 20 Prozent - und zwar aus Qualitätsgründen typische reißfeste Struktur zu verleihen, sind recycelte Fasern deutlich kürzer. Du kannst Kraftpapierbeutel deshalb nutzen, um schwere und sogar scharfkantige Produkte zu verpacken. Selbst Feuchtes ist hier gut aufgehoben.
Die Oberfläche des Kraftpapiers ist nämlich fast geschlossen, sodass sie sich auch gut bedrucken lässt. Beliebt sind die Sorten Kraftpapier, die auf einer Seite eine gerippte Oberfläche haben – diese erhöht die Reißfestigkeit zusätzlich, kann aber auch sehr dekorativ wirken.
Du erkennst Kraftpapier meist daran, dass seine Farbe noch dunkler ist als das aus Altpapier hergestellte Papier. Die Farbgebung ist jedoch keineswegs einheitlich, da sie von der zur Herstellung verwendeten Holzart und dem Anteil an recycelten Fasern abhängt. Gängig sind Farbtöne von Graubraun bis Dunkelbraun.
Zum Thema Umwelt: Kraftpapierbeutel sind nicht nur lebensmittelecht, sie lassen sich grundsätzlich recyceln und kompostieren.
DIE umweltfreundliche Verpackung – Was ist empfehlenswert?
Bieten Kraftpapierbeutel die Lösung für jeglichen Verpackungsbedarf? Keinesfalls – bislang gibt es nicht die EINE Verpackungslösung, die als umweltfreundlich gelten kann. Hier sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen, wie beispielsweise:
- Möglichkeit zum Recycling
- Anteil an verarbeiteten recycelten Bestandteilen
- Gewicht der Verpackung
- Art und Menge des Füllguts
- Häufigkeit der Nutzung
Auch das Ersetzen von Kunststoff durch Papierverpackungen oder das Einführen von Mehrwegverpackungen müssen nicht zwangsläufig zum gewünschten Erfolg führen. Das Forschungsprojekt Innoredux, durchgeführt vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), befasste sich genau mit diesem Thema und hat verschiedene Verpackungsvarianten für bestimmte Lebensmittel verglichen.
Das Ergebnis ist bemerkenswert. Wenn zum Beispiel passierte Tomaten möglichst umweltfreundlich verpackt werden, ergab sich in Bezug auf klimarelevante Emissionen folgendes Ranking:
- Mehrwegglas
- Einweg-Verbundkarton
- Einwegglas
Die Mehrweglösung reduzierte das Abfallaufkommen, der Einweg-Verbundkarton verursacht dafür den geringsten CO2-Ausstoß. Bei Einwegglas sind die Emissionen am höchsten.
Es sind also immer verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, wenn wir die Umweltfreundlichkeit von Verpackungsmöglichkeiten einschätzen wollen: Insbesondere bei Lebensmitteln ist Vorsicht geboten, denn nicht alle recycelten Materialien dürfen überhaupt in Kontakt mit ihnen kommen.
So muss Recyclingpapier mit einer Kunststoffbeschichtung versehen werden, um das Übergehen unerwünschter Stoffe in die Lebensmittel zu verhindern. Zudem ist Papier nicht wasserfest oder fettabweisend. Die Barriere-Schicht aus Kunststoff schützt somit auch das Verpackungsmaterial.
Aktuell sind nur Glas- und PET-Flaschen zur direkten Verpackung von Lebensmitteln zugelassen.
Du möchtest mehr zum Thema Nachhaltigkeit und unseren Produkten erfahren? Dann kontaktiere uns, wir freuen uns auf deine Kontaktaufnahme. |
„Vollständig recycelbar“ – nur als Hinweis verstehen
Damit sind wir bei einem weiteren Missverständnis angekommen: Wir setzen vollständig recycelbare Verpackungen mit Umweltfreundlichkeit gleich. Wir wissen jedoch nicht, ob das Material tatsächlich recycelt wird.
Die Zahlen für Deutschland haben eine gute Tendenz: Zur Herstellung der jährlich rund 21,4 Millionen Tonnen Papier, Kartonagen und Pappe (2020) wurden 16,9 Millionen Tonnen Altpapier eingesetzt – diese Quote hat sich kontinuierlich erhöht und beträgt 79 Prozent.
Darüber hinaus wirkt sich auch in diesem Bereich die Digitalisierung aus: Es wird weniger weißes Altpapier in den Wiederverwertungskreislauf gebracht, weil der Verbrauch an graphischen Papieren zurückgeht. Im Gegensatz dazu steigt der Verbrauch von Verpackungsmaterial an. Hier darf nicht vergessen werden, dass Fasern aus sogenannten Hygienepapieren nicht erneut verwendet werden können. Gutes Altpapier ist demnach knapp.
Auch in puncto Energieeffizienz konnte die deutsche Papierindustrie deutliche Fortschritte erzielen: Im Vergleich zum Jahr 1990, als die Herstellung einer Tonne Papier 3,413 Megawattstunden (MWh) verbrauchte, waren es im Jahr 2020 noch 2,743 MWh. Allerdings gehört zur Wahrheit dazu, dass die Produktion seit 1990 gravierend gesteigert wurde – nämlich um rund 68 Prozent. Die Energieeinsparung verliert dadurch ihren positiven Effekt.
Fazit: Nachhaltige Beutelverpackungen – auf den Umgang kommt es an
Recycling von Papierverpackungen stellt nur eine Seite der Medaille dar, um in diesem Bereich eine attraktive Umweltbilanz zu realisieren. Besser wäre es, stabile Papierverpackungen wie Kraftpapierbeutel sparsam und mehrfach zu verwenden, um sie dann ganz bewusst wieder dem Verwertungskreislauf zuzuführen.
Oder sie zu kompostieren, wenn es die Qualität der Verpackung zulässt: Aufdrucke und Aufkleber können hier nämlich schnell zum Problem werden. Wir sollten deshalb bei uns selbst anfangen – und das fordert etwas Konsequenz: Es ist so ungemein komfortabel, sich schnell und unkompliziert Lebensmittel zu kaufen und sie in Papier zu verpacken.
Hier kann ein Umdenken vieles bewirken, wenn du beispielsweise Stoffbeutel dabeihast, den Müll richtig trennst oder die Kraftpapierbeutel sinnvoll einsetzt – strapazierfähig sind diese allemal.