Nachhaltigkeit ist eines der aktuellen Themen unserer Zeit und beschäftigt viele Industriezweige. Das gilt auch für Papierunternehmen. Auf den ersten Blick hat die Papierindustrie besonders gute Chancen, Nachhaltigkeitsaspekte zu verwirklichen.

Holz ist zwar ein fossiler, aber auch ein nachwachsender Rohstoff, und es gibt inzwischen viele Recyclingmöglichkeiten für Papier und Kartonagen. Dennoch kämpft die Branche angesichts der aktuellen Energiekrise mit ihrem Energieverbrauch.

Gerade die krisenhafte Entwicklung bei der Energieversorgung zeigt, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit zu einem Grundprinzip der gesamten Papierproduktion zu machen. Ebenso steht der Wasserverbrauch bei der Herstellung von Papier immer wieder im Fokus.

Es ist deshalb Aufgabe der Papierindustrie, die Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen weiter voranzutreiben. Nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen.

Symbolbild: Faultier

Wenn die Preise für Wasser und Energieversorgung immer weiter ansteigen, ist Nachhaltigkeit auch ein Mittel, um auch weiterhin wirtschaftlich produzieren zu können. Dieser Aspekt wird häufig auf den ersten Blick nicht gesehen.

Nachhaltigkeit erscheint immer noch eher als eine moralische Verpflichtung, die dem Zeitgeist geschuldet ist. Dem ist nicht so. Nachhaltigkeit hat einen realen wirtschaftlichen Hintergrund, an der kein Industriezweig und somit auch die Papierindustrie nicht vorbeikommt.

Die produzierenden Unternehmen gehören einer Branche an, die sich schon lange mit den Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auseinandersetzt. Man kann ihnen deshalb nicht den Vorwurf machen, die Bedeutung von Nachhaltigkeit nicht erkannt zu haben.

Insbesondere bei Papier aus Holzfasern bemüht sich die systemrelevante Branche darum, weiterhin nachhaltiger zu werden. Wie steht es aktuell um die Nachhaltigkeit von Papierfasern aus Holz? Wir haben Dir die aktuellen Erkenntnisse in diesem Beitrag zusammengestellt.

Wo werden Papierfasern aus Holz genutzt?

Die Papierproduktion ist derzeit größtenteils auf Pflanzenfasern aus Bäumen angewiesen. Aus Holz werden die Zellulosefasern gewonnen, die später zu Papier verarbeitet werden. Ganz simpel erklärt, besteht Papier aus aufgequollenen und getrockneten Holzfasern.

Symbolbild: Wasser

Das erklärt auch, warum zur Papierherstellung Wasser benötigt wird. In einem ersten Produktionsschritt müssen die Holzfasern aufgeschwemmt werden. Dabei werden sie auch verdichtet.

Bei der Gewinnung von Zellulosefasern kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Die Fasern entstehen, wenn Holz zerrieben oder gekocht wird. Je nachdem, ob Zellstoffkarton oder feines Papier als Endprodukte gefragt sind, werden unterschiedliche Techniken angewandt. Hier sind die verbleibenden Holzanteile in den Papierendprodukten unterschiedlich hoch. Je nach gewünschtem Endprodukt und der eingesetzten Technik kann am Ende sogar ein annähernd holzfreies Papier stehen.

Grundsätzlich lassen sich Papierprodukte auch aus anderen Pflanzenfasern herstellen. Schon lange werden diverse Alternativfasern auf ihre Eignung für die industrielle Papierproduktion geprüft. Aktuell können andere Pflanzenfasern Holz aber noch nicht in größerem Umfang bei der Papierherstellung ersetzen.


Symbolbild: Pflanze

Die Holzfaser ist der wichtigste Ausgangsstoff für sämtliche Papierprodukte.



Wie ist die CO2-Bilanz von Papier?

Der CO2-Fußabdruck, den die Papierproduktion hinterlässt, hängt maßgeblich von den hergestellten Mengen ab. Produzierende Unternehmen bemühen sich schon seit längerer Zeit, ihren CO2-Ausstoß zu senken.

Die bedeutsamste Komponente dabei ist der weitere Ausbau erneuerbarer Energien bei der Stromproduktion. Solange die Papierindustrie, wie auch die meisten anderen Unternehmen der gesamten Industriebranche, weiterhin abhängig von Erdgas und Kohle bleibt, ist die CO2-Bilanz schlechter als sie potenziell durch die Nutzung erneuerbarer Energien sein könnte.

Die Anstrengungen, die die Branche hier unternimmt, um nachhaltiger zu werden, hängen nicht allein von ihr ab. Insgesamt sind Papierunternehmen besonders auf eine zuverlässige Stromversorgung angewiesen. Hier wirken sich Engpässe und Preissteigerungen schnell existenzbedrohend aus.

Papierunternehmen können den CO2-Verbrauch weiter senken, wenn es gelingt, mehr Energie für ihren Bedarf aus erneuerbaren Energien zu ziehen. Nicht jedes Unternehmen wird aber in der Lage sein, seine eigene ökologische Energieherstellung weiter auszubauen.

Deshalb hängen Verbesserungen in der CO2-Bilanz unter anderem davon ab, dass insgesamt auf dem Markt mehr ökologisch erzeugter Strom zur Verfügung steht und genutzt werden kann.


Wie sieht es mit dem Wasserverbrauch aus?

Auch Wasser ist ein unabdingbares Element bei der Herstellung von Papier und Zellstoffkarton aus Holzfasern. Pro Kilogramm Papier werden etwa 8 Liter benötigt. Auch in diesem Bereich hat die Papierindustrie sich seit Jahrzehnten darum bemüht, den Verbrauch zu senken. Das ist nachweislich gelungen, 1980 lag der Verbrauch noch bei rund 25 l/kg Papier.

Ebenso arbeiten Papierunternehmen verstärkt daran, für das eingesetzte Wasser geschlossene Kreisläufe im eigenen Produktionsprozess zu bilden. Zurzeit gelangen noch 20 Prozent des verwendeten Wassers in die kommunalen Kläranlagen. Das bedeutet, dass rund 80 Prozent in geschlossenen Produktionskreisläufen genutzt werden. Dafür setzen die Unternehmen eigene Kläranlagen ein. Auch beim Recycling von Altpapier wird Wasser benötigt, um das Altpapier zu reinigen.


Symbolbild: Hand & Nachhaltigkeit

Die Papierindustrie arbeitet daran, den Wassereinsatz bei der Produktion immer weiter zu senken. Durch ressourcenschonende Kreisläufe wird immer weniger Frischwasser benötigt.



Bäume fällen als Problem – Wahrheit oder Irrtum?

Der Holzverbrauch in der Papierindustrie wird häufig kritisch gesehen. Um sich dieser Problematik objektiv zuzuwenden, müssen verschiedene Aspekte betrachtet werden:

    • Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und erfüllt
      Symbolbild: Palme
      damit grundsätzliche Nachhaltigkeitskriterien.
    • Der fossile Rohstoff wird auf der ganzen Welt bewirtschaftet. Eine verantwortungsvolle, nachhaltige Bewirtschaftung kann das ökologische Gleichgewicht der Waldflächen erhalten.
    • Die Papierindustrie ist Sekundärnutzer für den Rohstoff Holz. Anders als etwa in der Möbelindustrie kommen hier keine Stammhölzer zum Einsatz, sondern zum großen Teil Abfälle aus den Sägewerken und Bäume aus der sogenannten Durchforstung. Rohstoffe aus der Durchforstung sind Produkte einer ökologischen Bewirtschaftung von Waldflächen, weil dabei Bäume geschlagen werden, die das Gleichgewicht insgesamt belasten können.
    • Die deutsche Papierindustrie stellt sicher, dass auch bei Importhölzern eine nachhaltige Bewirtschaftung gewährleistet ist.

Mögliche Belastungen für die Umwelt

Chlorfrei gebleichtes Papier belastet die Umwelt wenig. Ganz ohne Bleichprozesse kommt die Papierindustrie nicht aus, weil weißes Papier für verschiedene Anwendungen benötigt wird. Dabei kommt in deutschen Papierunternehmen kein giftiges Elementarchlor, sprich pures Chlor, zum Einsatz.

Stattdessen werden Chlorverbindungen wie Chlordioxid und Hypochlorid verwendet. Damit gebleichte Papiere werden als elementar-chlorfrei-gebleicht (ECF) bezeichnet. Eine weitere, noch umweltschonendere Möglichkeit ist das Bleichen mit Sauerstoffverbindungen wie Wasserstoffperoxyd oder Ozon. Diese total-chlorfrei-gebleichten (TCF) Papiere werden allerdings nicht ganz so weiß.

Papier in seiner reinen Form ist biologisch abbaubar. Zellulose besteht aus Kohlenstoffketten, einem organischen Ausgangsmaterial. Es ist verwandt mit Zucker.

Problematische Inhaltsstoffe können über bedruckte Papiere in Recyclingprozessen zum Thema werden. Das ist einer der Gründe dafür, warum Papierrecycling zunehmend infrage gestellt wird.

Papier und Zellstoffkarton werden vor allem in der Verpackungsindustrie benötigt. Über recyceltes Papier können Mineralölrückstände in Lebensmittel gelangen. Dieser Aspekt ist immer wieder in der Diskussion.

Es ist derzeit nicht abzusehen, ob das Schadstoffproblem bei recyceltem Papier vollständig gelöst werden kann. Problematisch ist dabei vor allem auch, dass für viele Schadstoffe in diesem Bereich belastbare Grenzwerte bei der Belastung der Umwelt und der Menschen fehlen.

Symbolbild: Mülleimer

Die Reinigung von Altpapier ist ein komplexer Prozess. Die Ökobilanz fällt beim Papierrecycling nicht immer überzeugend aus.



Fazit - Ist Papier aus Holzfaser nachhaltig oder nicht?

Solange maßgebliche Industriestandards wie die Verarbeitung von Holzabfall aus der kontrolliert bewirtschafteten und zertifizierten Forstwirtschaft eingehalten werden, kann Papier aus Holzfaser nachhaltig sein. Die Nachhaltigkeit ergibt sich hier bereits aus der Tatsache, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist.

Symbolbild: Waage

Gleichzeitig müssen zum Erreichen von optimalen Nachhaltigkeitsstandards Wasser- und Energieverbrauch im Rahmen von geschlossenen Kreislaufen möglichst noch weiter optimiert werden.

Die Meinungen zur Nachhaltigkeit von Holzfaserpapier und Zellstoffkarton gehen auseinander. Die Umweltverbände halten nur recyceltes Papier für nachhaltig. Betrachtet man aber die möglichen Schadstoffbelastungen, die beim Papierrecycling aufkommen, lässt sich diese Schlussfolgerung infrage stellen.

Insgesamt hat gerade die Papierindustrie gute Chancen, über den nachwachsenden Rohstoff Holz und kontrollierte, transparente Produktionsprozesse Nachhaltigkeit zu einem hohen Prozentsatz verwirklichen.

Nicht vollständig von den Papierunternehmen allein beeinflusst werden kann der Nachhaltigkeitsaspekt bei der Energie, die für die Produktion benötigt wird. In diesem Bereich muss mehr Energie aus nachhaltigen, erneuerbaren Energiequellen zur Verfügung stehen, die bezahlbar ist und zuverlässig bereitsteht. Eine politische und gesamtwirtschaftliche Problematik, die nicht nur von der Papierindustrie gelöst werden kann.


FAQ

Wie steht es aktuell um die Nachhaltigkeit von Papier aus Holzfasern?
Der nachwachsende Rohstoff Holz sowie kontrollierte Produktionsprozesse in geschlossenen Kreisläufen bilden eine gute Grundlage, Nachhaltigkeit zu verwirklichen.

Welche Rolle spielt der Energieverbrauch bei der Nachhaltigkeitsdebatte von Papier aus Holzfasern?
Angewiesen auf eine zuverlässige Energieversorgung, kommen Papierunternehmen heute noch nicht an fossilen Energiequellen vorbei. Dies ist kein originäres Problem der Papierindustrie, sondern hängt auch davon ab, dass noch nicht ausreichend stabile Energie aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht. Eine hundertprozentige Nachhaltigkeit wird sich erst erreichen lassen, wenn auch die Energieerzeugung in diesem Zusammenhang nachhaltig ist.

Warum kommt die Papierindustrie an der Frage der Nachhaltigkeit nicht vorbei?
Papier aus Holzfasern ist heute noch die wichtigste Basis der gesamten Papierproduktion. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur ökologisches Erfordernis. Ökonomie und Ökologie sind eng miteinander verknüpft, wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit von deutschen Papierunternehmen geht. Mit steigenden Energiepreisen und Rohstoffengpässen in verschiedenen Bereichen steht nur eine nachhaltige Produktion für die notwendige Kontinuität in der gesamten Papierherstellung.

Zurück zum Blog
1 von 3