Verpackungsstandards für Kartons haben nicht erst im Zuge der Globalisierung und weltweiter Logistikprozesse an Bedeutung gewonnen. Vielmehr wurde das Bedürfnis einer Standardisierung für den europäischen Raum schon vor mehr als einem halben Jahrhundert erkannt.

 

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Damals etablierte sich die European Carton Makers Association (ECMA), die mit ihren Codes für Kartonverpackungen bis heute die Maßstäbe für Produktverpackungen in ihrer Gesamtheit setzt. 


Was ist die ECMA?

Die European Carton Marketers Association, kurz ECMA, ist ein internationales Netzwerk, das Faltschachtelorganisationen, nationale Kartonverbände, Kartonunternehmen sowie Zulieferer aus der Kartonindustrie verbindet. Gegründet wurde die Organisation 1960. Ihr Stammsitz befindet sich in Den Haag, ein weiterer Standort in Brüssel. Gründungs- und Ehrenpräsident war der frühere Oberbürgermeister von Düren, Ernst August Hammans.

Wen repräsentiert die ECMA?

Die ECMA vertritt mehr als 500 Kartonhersteller mit derzeit über 60.000 Beschäftigten in nahezu allen Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Das entspricht mehr als 80 Prozent des Kartonmarktvolumens in Europa. Alle maßgeblichen Unternehmen der europäischen Kartonindustrie sind Mitglieder der ECMA.


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Viele Produzenten werben damit, nach den Standards der Verpackungsorganisation zu produzieren. Die Konformität mit dem ECMA-Kodex ist eine Art Gütesiegel für Kartonerzeuger.


Der Fokus der European Carton Marketers Association liegt auf der

    • Unterstützung einer gesunden Entwicklung der europäischen Kartonproduzenten
    • Optimierung des Profils und der Professionalität der europäischen Kartonindustrie
    • Unterstützung der Kartonproduzenten beim Ausbau ihrer Expertise und ihres internationalen Netzwerks
    • Entwicklung zeitgemäßer internationaler Standards und
    • Lobbyarbeit bei nationalen und europäischen Gesetzgebern.

Wie ist der Verband organisiert?

Um die Einbindung ihrer Mitglieder zu erhöhen, unterhält die ECMA mehrere ständige Ausschüsse und Foren. Sie ermutigt ihre Mitglieder aktiv, einen Antrag auf Mitgliedschaft in einem Ausschuss zu stellen und bei der Arbeit der Organisation mitzuwirken oder einem oder mehreren ECMA-Foren beizutreten.

Symbolbild: King of the jungle

Die Generalversammlung der European Carton Marketers Association, in der jedes einzelne Mitgliedsunternehmen und jeder Verband ein Stimmrecht hat, delegiert die täglichen Aufgaben der Organisation. Sie werden von dem aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Schatzmeister und dem Geschäftsführer bestehenden Managementteam des Exekutivkomitees übernommen.

Zu Letzterem gehören neben dem Managementteam auch die Vorsitzenden der ständigen Ausschüsse, die leitenden Mitglieder sowie die beratenden Mitglieder, welche die europäische Verarbeitergemeinschaft repräsentieren. Unterstützt wird die ECMA von professionellem Personal: dem Geschäftsführer, einem technischen Berater sowie dem Sekretariat.

Zu den fünf ständigen Ausschüssen gehören:

    • Ausschuss für Lebensmittelsicherheit (Plattform für die Kooperation der Industrie bei technischen Programmen)
    • Marketing- und Kommunikationsausschuss (kümmert sich um öffentliche Angelegenheiten und Kommunikationsinteressen sowie die Öffentlichkeitsarbeit der ECMA)
    • Verbandsentwicklungsausschuss (repräsentiert die nationalen Konverterverbände, die Abstimmung der nationalen und europäischen öffentlichen Angelegenheiten sowie den Informationsaustausch)
    • Ausschuss für Geschäftsentwicklung (übernimmt die Koordination der ECMA-Foren Pharma, Tabak und KMU) und
    • Nachhaltigkeitsausschuss (Konzentriert sich auf Entwicklungen rund um die Nachhaltigkeit im Kartonsektor sowie in der Verpackungsindustrie im Allgemeinen).
Infografik: Organisationsstruktur der ECMA

Alle fünf Ausschüsse haben die Möglichkeit, Repräsentanten von Verarbeiter-Mitgliedern, Experten nationaler Verbände sowie assoziierte Lieferantenmitglieder für Task-Forces oder Ad-hoc-Arbeitsgruppen einzubeziehen, in denen Bedarf für externes Fachwissen (von Nicht-ECMA-Mitgliedern) besteht.

Die unabhängigen ECMA-Foren bieten den Mitgliedsunternehmen eine Basis zur Einrichtung einer Kommunikationsstruktur für den Informationsaustausch bei Fachfragen von gemeinsamem Interesse. Es existieren drei Foren:

    • Pharma-Forum
    • Tabak-Forum
    • KMU-Forum (das Forum der kleinen und mittleren Unternehmen).

Was sind die Ziele und Vorgehensweisen der ECMA?

Die European Carton Marketers Association konzentriert sich auf folgende Themenbereiche, die für alle Unternehmen der Faltschachtelindustrie gleichermaßen interessant sind:

    1. Leistung Die ECMA möchte die europäische Faltschachtelindustrie ermutigen, ihre Messlatte höher zu legen und ihre betriebliche und finanzielle Leistung auf globaler Ebene zu verbessern.
    2. Lebensmittelsicherheit Der Verband will die Anerkennung von Faltschachteln als „lebensmittelechte" Verpackungen sicherstellen und erhöhen.
    3. Nachhaltigkeit Die Faltschachtel soll als nachhaltige Verpackung anerkannt und damit zur ersten Wahl für die Kunden werden.
    4. Positionierung der Branche Die Gesamtpositionierung der Faltschachtelbranche gegenüber Behörden, Interessengruppen und Medien soll verbessert werden.
    5. Positionierung der ECMA Die Organisation möchte sich als kompetenter, gesamteuropäischer Dachverband für die Kartonbranche präsentieren.

Um ihre Ziele zu erreichen, engagiert sich die ECMA mit folgenden Angeboten und Methoden:

    1. Plattform für die Vernetzung

      Die European Carton Marketers Association bietet verschiedene Plattformen für den Informations- und Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus organisiert sie einen jährlichen Kongress, Seminare und zweimonatliche Webinare, in denen aktuelle Themen aufgegriffen werden.

    2. Regierungsangelegenheiten

      Die ECMA vertritt die Belange der Kartonindustrie bei den nationalen Regierungen und der Europäischen Kommission. Sie beteiligt sich aktiv an Workshops und Konsultationen zu Kartonprodukten und zum Faserverpackungssektor. Zudem gibt sie Informationen über geplante Regulierungs- und Gesetzesänderungen an ihre Mitglieder weiter.

    3. Benchmarking und Informationsaustausch

      Sowohl für multinationale Unternehmen als auch für KMU stellt die ECMA spezielle Expertennetzwerke und Industrieplattformen bereit. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf:

      • Hersteller von pharmazeutischen Verpackungen und Tabakverpackungen
      • Lebensmittelsicherheit und Kommunikation sowie
      • auf Nachhaltigkeitsexperten
      • B2B-Möglichkeiten
      • Lieferanten der Faltschachtelindustrie bietet die Organisation beste Business-to-Business-Möglichkeiten. Fest in die ECMA eingebunden, haben die Zulieferer viele Gelegenheiten für ein direktes Zusammentreffen mit Entscheidungsträgern der Verarbeiter.

    4. Industrielle Richtlinien

      Von der ECMA stammen Branchenrichtlinien wie:

      • der ECMA-Kodex
      • die ECMA-Lebensmittelsicherheitsrichtlinie Good Manufacturing Practice (GMP) mit dem ECMA-Konformitätssiegel
      • die ECMA-Best-Practice-Leitlinien für pharmazeutische Sekundärverpackungen und der
      • ECMA-Braille-Standard.

    5. Zusammenarbeit mit anderen Verbänden

      Die European Carton Marketers Association arbeitet eng mit folgenden Organisationen zusammen:

      • Confederation of European Paper Industries (CEPI)
      • International Confederation of Paper and Board Converters in Europe (CITPA)
      • Paperboard Packaging Council (PPC)
      • Pro Carton.

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Beim ECMA-Kongress handelt es sich um die wichtigste Kontaktpflege-Veranstaltung für die Faltschachtelindustrie.


Wer ist Teil des Verbandes und wie profitieren die Unternehmen?

Die Mitgliedschaft in der ECMA empfiehlt sich insbesondere fürSymbolbild: Leopard international ausgerichtete Unternehmen und Organisationen. Profitieren können sowohl die Verarbeiter als auch die Zulieferer. Der Verband unterstützt alle Arten von Mitgliedsprogrammen und fördert einen gemeinschaftlichen Dialog zwischen sämtlichen Partnern der Produktions- und Lieferketten.


Die wichtigsten Vorteile für Produzenten und Verarbeiter:

    • Die ECMA gilt als führende Plattform für Hersteller von Faltschachteln.
    • Unternehmen, die am ECMA-GMP-Compliance-Programm teilnehmen, dürfen das ECMA-Lebensmittelsiegel verwenden.
    • Die ECMA übernimmt die Lobbyarbeit auf EU-Ebene.
    • Die Mitglieder erhalten direkten Zugang zu aktuellem Wissen und den neuesten Branchennachrichten.
    • Die Teilnahme an Ausschüssen und Foren ermöglicht den direkten Austausch mit Gleichgesinnten.


Die wichtigsten Vorteile für nationale Verbände:

    • Die ECMA gilt als führende gesamteuropäische Plattform für Kartonhersteller.
    • Der Verband ermöglicht die gemeinsame Entwicklung des ECMA-Good Manufacturing Practice (GMP)-Standards und des Lebensmittelsiegels.
    • Als aktives europäisches Lobbynetzwerk gewährleistet die ECMA eine schnelle Reaktion in Krisensituationen.
    • Mit der ECMA verfügen die Mitglieder über eine ständige Vertretung auf EU-Ebene.
    • Nationale Verarbeiter erhalten durch ihre Mitgliedschaft in der ECMA Zugriff auf Wissen und aktuelle Branchennachrichten.


    Die wichtigsten Vorteile für Lieferanten:

      • Als führende Plattform für die Kartonindustrie bietet die ECMA optimale B2B-Networking-Möglichkeiten.
      • Mitglieder der European Carton Marketers Association dürfen bei ECMA-Veranstaltungen sprechen und diese öffentlichkeitswirksam sponsern.
      • Sofern relevant, können sich die teilnehmenden Lieferanten in ECMA-Ausschüssen und -Projekten engagieren.
      • Mitglieder profitieren von der Medienaufmerksamkeit der ECMA-Website.
      • Über spezielle Newsletter versorgt die ECMA beteiligte Lieferanten mit den neuesten Nachrichten über eigene Aktivitäten sowie über die Aktivitäten der anderen Lieferantenmitglieder. 

    Wie können Unternehmen Mitglied der EMCA werden?

    Unternehmen, die Mitglied der ECMA werden wollen, müssen dies beantragen. Über die Mitgliedschaft entscheidet ein Exekutivausschuss. Dieser teilt den Interessenten innerhalb von drei Wochen nach Eingang des Antrags mit, ob er diesen annimmt oder nicht.

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    Die Mitgliedsbeiträge von europäischen Kartonherstellern und -distributoren staffeln sich abhängig von den jährlichen Umsätzen. Kleine Produzenten und Verkäufer, die weniger als 10 Millionen Euro pro Jahr umsetzen, zahlen 1.050 Euro jährlich. Liegt der Umsatz über eine Milliarde Euro, beträgt der Jahresbeitrag 40.000 Euro.

    Eine Staffelung gibt es auch bei den Lieferanten-Mitgliedern, zu denen beispielsweise Direktlieferanten von Maschinen, Verbrauchsmaterialien und Hilfsstoffen, aber auch die Forschung und andere Dienstleister für die Faltschachtelindustrie zählen. Hier liegen die Beiträge zwischen 3.150 und 10.500 Euro jährlich.

    Der Jahresbeitrag für nationale Verbände der Faltschachtelhersteller, welche die Faltschachtelindustrie im jeweiligen europäischen Land vertreten, errechnet sich aus der Anzahl ihrer Mitglieder.

    Kartonhersteller aus europäischen Ländern ohne nationalen Verband, die der ECMA als korrespondierendes Mitglied beitreten, zahlen pauschal 2.100 Euro pro Jahr. Produzenten außerhalb Europas sowie interessierte Dritte wie Universitäten, Institute und Medien entrichten jährlich 1.050 Euro.

    Fazit

    Karton-Umverpackungen und Faltschachteln sind heute unverzichtbare Elemente im internationalen Warenverkehr.
    Die ECMA sorgt mit ihren Regularien dafür, dass die Kartonverpackungen keine Kommunikations- und Konstruktionsprobleme in beteiligten Industrien verursachen, und hilft als internationales Netzwerk dabei, Kartonhersteller, Faltschachtelunternehmen, nationale Kartonverbände und Zulieferer der Kartonindustrie unter einen Hut zu bringen. Von den sich daraus ergebenden Vorteilen profitierst auch du als Kunde.

    FAQ

    1. Was sind ECMA-Codes?
      In ihrer Gesamtheit ergeben die Codes eine Übersicht zu unterschiedlichsten Formaten bei faltbaren Kartonagen und Standverpackungen. Sie beziehen sich ausschließlich auf die Form und lassen die Maße offen. Auftraggeber brauchen nur den jeweiligen ECMA-Code und die gewünschten Abmessungen anzugeben und schon können die Kartonhersteller die passenden Kartonverpackungen produzieren.

      Mittlerweile finden die ECMA-Codes auch außerhalb Europas Verwendung. Ihre Beliebtheit bei Verpackungs- und Produktionsbetrieben verdanken sie ihrer Einfachheit und Klarheit, die Übersetzungsprobleme minimiert und Missverständnisse vermeiden hilft.

    2. Was ist die ECMA-GMP-Leitlinie?
      Die ECMA-GMP-Leitlinie wurde für die Herstellung von Faltschachteln entwickelt, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen oder eine Quelle für die chemische Migration in Lebensmittel sein könnten.

      Faltschachteln mit Fenstern werden hierbei ebenso berücksichtigt wie laminierte Faltschachteln und Faltschachteln für trockene, tiefgekühlte und/oder fetthaltige Lebensmittel. Faltschachteln für Flüssigkeiten („Getränkekartons") bleiben außen vor. Die Leitlinie muss in ein Qualitätssystem wie ISO 9001 implementiert werden. Eine Verwendung als Stand-alone-Lösung ist nicht gestattet.

       

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