Am besten wäre es, wenn Verpackungen einfach verschwinden. Du müsstest sie nicht entsorgen und auf Mülldeponien tauchen sie auch nicht auf. Klingt nach Science-Fiction, gibt es aber schon jetzt – durch innovative Verpackungen, die du essen kannst. Wie diese funktionieren und was darin verpackt wird, zeigen wir dir im folgenden Text.
Was sind essbare Verpackungen?
Es gibt zahlreiche verschiedene Verpackungsvarianten, die essbar sind. Stellvertretend gehen wir an dieser Stelle auf eine Methode intensiver ein und zeigen dir danach weitere Beispiele.
Generell gilt, dass diese Verpackungen zwar essbar sind, aber du sie natürlich nicht essen musst. „Essbar" ist in diesem Zusammenhang auch zu verstehen als: „Das Material kann leicht von der Natur selbst abgebaut werden."
Ein Beispiel dafür ist der Stoff „Pullulan“, mit dem sich Lebensmittel einpacken lassen. Pullulan besteht nur aus Zuckermolekülen und schmeckt daher sehr süß. In feinen Fäden legt sich dieser Stoff um ein Lebensmittel – vielleicht einen Apfel – und hält dieses damit frisch. In einigen Tests, die ein Forscherteam aus den USA angestellt hat, haben sich dabei bereits vielversprechende Ergebnisse gezeigt:
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Das Material kann einfach von Lebensmitteln abgewaschen werden. In drei Tagen hat die Erde es auf natürliche Weise abgebaut.
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Im Vergleich zu unverpackten Früchten schützt Pullulan wesentlich besser: Eine damit verpackte Avocado wies nur etwa die Hälfte der Schimmelstellen im Vergleich zur unverpackten Frucht auf.
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Der Stoff ist günstig: Zucker ist nicht teuer und kann daher als ernsthafte Alternative zu Plastik & Co. verstanden werden.
Dies sind Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind – aber einige Baustellen gibt es noch.
Die Grenzen der aktuellen Technik
Um eine Frucht in diesen Stoff einzuwickeln, ist ein komplexer Apparat notwendig. Zwei bis vier Minuten vergehen, bis zum Beispiel eine Orange eingewickelt ist. Um massenweise Früchte in Pullulan einzuwickeln, ist das vielleicht noch zu langsam. Außerdem sind die Maschinen noch nicht serienreif, die Produktion muss also erst noch anlaufen. Der Nutzen der Technologie ist daher zwar offensichtlich, aber bis zur Marktreife wird noch ein wenig Zeit vergehen.
Weitere Alternativen
Essbare Verpackungen gibt es in zahlreichen Varianten. Während Pullulan noch in der Machbarkeitsstudie ist, sind andere Verpackungen schon im Praxiseinsatz angekommen. Einige Beispiele fallen wie folgt aus:
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Bestimmte Schalen werden für Speisen entworfen. Sie bestehen aus Produkten wie Weizenkleie, werden dann gebacken und verwendet, um zum Beispiel Suppen zu servieren. Wenn du fertig bist, kannst du die Schale danach gleich als Nachspeise aufessen.
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Diverse Tassen und Becher können ebenfalls aufgegessen werden – etwa eine Espressotasse aus gebackenem Teig.
Oft bestehen Produkte dieser Art aus Materialien wie Mehl, Getreide oder Hülsenfrüchten. Nicht immer steht dabei die Essbarkeit im Vordergrund, aber sehr wohl die Kompostierbarkeit. Beispielsweise dürfte ein geschmackloser Becher aus Mehl nicht gut schmecken – aber er kann problemlos entsorgt werden.
Selbst Umweltsünden, wie etwa ein auf der Autobahn aus dem Fenster
geworfener Kaffeebecher, wären dann nur noch halb so schlimm: In wenigen Tagen würde der Becher einfach verrotten.
Einsatzzwecke für essbare Verpackungen
Die meisten Verpackungen dieser Art werden aktuell in der Lebensmittelindustrie verwendet. Das ist sinnvoll: Wenn du ohnehin gerade etwas isst oder trinkst, kannst du die Verpackung gleich mitessen.
Das mag zuerst ungewohnt klingen. Gleichzeitig kennst du jedoch eine essbare Verpackung garantiert schon und hast sie sogar oft gegessen: die Eiswaffel.
Sie dient als Verpackung für Eiskugeln und wird anschließend aufgegessen. Von dem eigentlichen Produkt bleibt nichts mehr übrig und du musst nichts wegschmeißen. Auch für andere To-Go-Produkte, die wir uns unterwegs kaufen, wäre das eine denkbare Lösung für die Zukunft.
Mit entsprechenden Technologien und Lebensmitteln könnten wir zukünftig außerdem in Fast-Food-Restaurants gehen, dort etwas bestellen und am Ende einen sauberen Tisch zurücklassen, auf dem höchstens noch einige Gläser stehen. Den Rest haben wir einfach gegessen.
Essbare Verpackungen abseits der Lebensmittelindustrie
Auch als Verpackungsmaterial kommt der Zug der essbaren Verpackungen langsam ins Rollen. Beispielsweise stellte Evoware aus Indonesien Verpackungen aus Meeresalgen her. Diese könntest du als Dünger verwenden – oder auch als Gewürz für Fisch und ähnliche Speisen. Hast du keinen Einsatzzweck, hältst du diese Verpackungen einfach unter heißes Wasser. Sie lösen sich dann in ein paar Sekunden auf.
In eine ähnliche Kerbe schlagen die Plastikbeutel von Tipa. Das Unternehmen stellt kompostierbare Beutel aus Bio-Plastik her, die sich nach etwa drei Monaten einfach auflösen. Die Einsatzzwecke sind vielfältig, theoretisch lässt sich alles in diesen Beuteln verpacken, was auch in normalen Plastikbeuteln verpackt werden kann.
Einige Probleme existieren noch: Im Vergleich zu „echtem" Plastik sind die beiden vorgestellten Lösungen weniger haltbar. Kommt es also auf eine jahrelange Lagerung an, sind diese Methoden noch keine Alternative zu vollwertigem Kunststoff. Ist jedoch absehbar, dass eine kurze Lagerung ausreicht – etwa für einen Transport vom Onlineshop zum Käufer –, reichen diese biologischen Alternativen völlig aus.
Verbraucher und Unternehmen: Warum brauchen wir essbare Verpackungen?
Sowohl Unternehmen als auch Verbraucher profitieren von einigen Vorteilen, die essbare Verpackungen mitbringen können. Alle Vorteile stehen unter dem großen Mantel der Nachhaltigkeit, von der wir industrieweit noch immer weit entfernt sind. Beide Gruppen haben jedoch ein hohes Interesse daran, unsere Wirtschaft langsam in diese Richtung zu bewegen.
Essbare Verpackungen für Unternehmen
Je nach Land unterliegen Unternehmen inzwischen teilweise strengen Anforderungen der Environmental Social Governance (ESG-Anforderungen) oder haben sich freiwillig dazu verpflichtet, diese einzuhalten. Das heißt, dass sie Wege finden müssen, ihren biologischen Fußabdruck zu reduzieren und zum Beispiel CO2-Emissionen einzudämmen.
Herkömmliche Plastikverpackungen werden aus Kunststoff und damit Erdöl gefertigt. Satteln Unternehmen auf kompostierbare Verpackungen um, könnte sich dies positiv auf ihre Umweltbilanz auswirken. Ehrgeizige Ziele à la „CO2-neutral bis 2025" würden sich damit leichter umsetzen lassen.
Zusätzlich winken Vorteile aus Sicht des Images. Vor allem jüngere Menschen bewerten Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, deutlich positiver als die herkömmlichen Branchen. Die eigenen Marken werden somit gestärkt, das Image des Unternehmens verbessert sich.
ESG bedeutet „Environmental Social Governance". Diese Richtlinien bedeuten, dass sich Unternehmen Gedanken um ihre soziale und umwelttechnische Verantwortung machen. |
Essbare Verpackungen aus Verbrauchersicht
Für Privatpersonen besteht immer der Vorteil, dass diese normalerweise Interesse an einem Planeten haben, der frei von Müll ist. Außerdem kennt jeder das Dilemma zu Hause: Nach einem großzügigen Wocheneinkauf ist bereits ein halber gelber Sack gefüllt mit neuem Müll. Der wird zwar recycelt – aber besser wäre es natürlich, diesen Müll gar nicht erst entstehen zu lassen.
Zudem treffen viele Menschen ihre Kaufentscheidungen heute auch aus Sicht der Nachhaltigkeit. Fällt die Entscheidung zwischen einem nachhaltigen und einem nicht-nachhaltigen Produkt, entscheiden sich Verbraucher oft genug für die erstere Variante.
Essbare Verpackungen mit ihrer exzellenten Nachhaltigkeitsbilanz passen dort sehr gut ins Bild.
Nachhaltigkeit: Wie gut sind essbare Verpackungen wirklich?
Wie viel Müll wir wirklich produzieren, wird bei einem Blick auf den beliebten Kaffee deutlich. Pro Stunde(!) gönnen sich die Deutschen insgesamt etwa 320.000 Becher Kaffee. Dabei handelt es sich um Einwegbecher, die weggeschmissen werden. Das sind 2,8 Milliarden Becher Kaffee pro Jahr. Obendrauf kommen noch einmal 1,3 Milliarden Deckel – aus Kunststoff.
Immerhin: Diese Daten aus dem letzten Jahr lassen sich jetzt nicht mehr halten. Seit Juli 2021 müssen Becher wie diese aus anderen Materialien als Einwegplastik hergestellt werden. Die Dimensionen verdeutlichen jedoch das Problem, denn es gibt selbstverständlich noch viele weitere Verpackungen als Kaffeebecher.
Im Jahr 2019 produzierten wir allein in Deutschland etwa 6,3 Millionen t Kunststoffabfälle. Wenn du dir vorstellst, dass wir den Großteil durch kompostierbare Verpackungen ersetzen und damit Millionen Tonnen Müll einsparen, wird deutlich, dass dies der Nachhaltigkeit einen gewaltigen Dienst erweisen könnte.
Der Weg zu Zero Waste
Essbare Verpackungen sind wahrscheinlich ein wichtiger Schritt in Richtung
der Zero-Waste-Zukunft: Eine Gesellschaft, die keinen Müll produziert oder die ihren Müll sinnvoll einsetzt. Reines Plastik hat praktisch keinen sinnvollen Einsatzzweck und kann nicht recycelt werden.
Durch einen Umstieg auf Verpackungen, die rückstandslos „verschwinden“, weil sie gegessen oder kompostiert werden, könnte der Traum dieser zukünftigen Gesellschaft also deutlich näher rücken.
Haben essbare Verpackungen eine Zukunft?
Ja, sobald einige Probleme behoben sind. Gerade im Bereich der Lebensmittel erweisen sich essbare Verpackungen bereits als recht robust. Allerdings sind einige Verfahren noch zu komplex, um sie breitflächig einzusetzen – wie das eingangs erwähnte Pullulan.
Wir würden daher sagen, dass diese Verpackungen nicht nur eine Zukunft haben, sondern dass diese sogar gerade erst begonnen hat. Es würde uns nicht wundern, wenn in 20 Jahren praktisch jede Verpackung ess- bzw. kompostierbar ist. Bis dahin brauchen wir aber noch sehr viel mehr Forschung und Erfahrung.
Fazit: Die Verpackung von morgen
In der Lebensmittelbranche sind essbare Verpackungen schon angekommen. Bis jedes neue Smartphone in einer Verpackung aus Algenplastik bei uns ankommt, wird noch ein wenig Zeit vergehen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit würde es uns jedoch wundern, wenn in Zukunft nicht die meisten Verpackungen kompostierbar sind.
FAQ
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Sind essbare Verpackungen wirklich für den Verzehr geeignet?
Ja – aber ob sie genießbar sind, ist eine andere Frage. Eine Algenverpackung aus Bio-Plastik wird wahrscheinlich nicht besonders gut schmecken. Du solltest dir diese Verpackungen daher eher als kompostierbar vorstellen.
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Woran erkenne ich essbare Verpackungen?
Meist drucken Unternehmen diesen Vorteil gut sichtbar auf ihre Verpackung. Aufgedruckte Hinweise wie „Ich zerfalle nach ein paar Monaten zu Staub" sind nicht unüblich. Im Zweifelsfall fragst du einfach beim Verkäufer bzw. Hersteller nach.
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