Nachhaltigkeit rückt zunehmend in den Vordergrund, auch im Bereich der Produktverpackungen. Kaum ein Hersteller oder Verpackungsunternehmen kann sich dieser Entwicklung entziehen. Doch welche Verpackung ist wirklich ökologisch? Wir haben zwei der wichtigsten verglichen: Standbodenbeutel, auch Doypack genannt, und Verpackungslösungen aus Glas.

Warum gewinnen nachhaltige Verpackungen an Relevanz?

Nachhaltige Verpackungen

Nachhaltige Verpackungen werden immer wichtiger.

Verpackungen sind für viele Produkte unverzichtbar. Sie schützen verschiedene Inhalte während des Transports, der Lagerung und des Verkaufs, helfen dabei Hygienebestimmungen zu erfüllen und verlängern zum Teil die Haltbarkeit. Darüber hinaus liefern sie dem Kunden Informationen zum jeweiligen Erzeugnis, zu dessen Inhaltsstoffen und/oder seinem Gebrauch.

Sie verursachen jedoch große Abfallmengen. Im Jahr 2019 fielen laut Umweltbundesamt allein in Deutschland rund 18,9 Millionen t Verpackungsmüll an. Das entspricht knapp 228 kg pro Bundesbürger – Tendenz steigend.

Angesichts immer drängenderer Umweltprobleme ist es an der Zeit, die Verpackungssystematik grundlegend zu überdenken. Es gilt, Verpackungen einzusparen, Stoffkreisläufe zu schließen und von vornherein recyclingfähiger zu konzipieren. Nachhaltige Verpackungslösungen bieten diesbezüglich gleich mehrere Vorteile, denn sie

    • schonen die Ressourcen,
    • wirken der Müllflut entgegen,
    • verringern die Menge der Einwegverpackungen
    • und belasten die Umwelt nicht unnötig bei ihrer Herstellung oder Entsorgung.

Die positiven Auswirkungen nachhaltiger Packmittel sind mittlerweile vielen Verbrauchern bewusst. Aber auch der Gesetzgeber erlässt zunehmend strengere Vorgaben.


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Für Unternehmen ist der Umstieg auf ökologische Verpackungen eine elementare Investition in ihre Zukunftsfähigkeit.

Was sind die Kriterien für nachhaltige Verpackungen?

Verpackungen gelten dann als nachhaltig, wenn sie aus nachwachsenden, recycelten oder recycelbaren Rohstoffen bestehen und/oder biologisch abbaubar sind. Zugleich belasten sie die Umwelt entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette deutlich weniger als herkömmliche Verpackungslösungen. Etabliert haben sich in diesem Zusammenhang folgende Bezeichnungen:

    • umweltfreundliche Verpackungen (ressourcen- und umweltschonend hergestellt)
    • recycelbare Verpackungen (können wiederverwendet beziehungsweise aufbereitet werden)
    • biologische Verpackungen (bestehen ausschließlich aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen)
    • wiederverwendbare Verpackungen (mehrfach nutzbar)
    • biologisch abbaubare Verpackungen (durch biologische Aktivität zersetzbar)
    • kompostierbare Verpackungen (zu Kompost zersetzbar)
    • emissionsarme Verpackungen (geringer CO2-Fußabdruck).

Bislang gibt es keine Verpackungslösung, auf die all diese Spezifika gleichermaßen zutreffen. Somit existiert auch nicht „die nachhaltigste Verpackung". Eine gewisse Orientierung bietet folgende Rangliste (von „sehr nachhaltig" bis „kaum nachhaltig"), die sich an den Ökobilanzen verschiedener Verpackungsarten orientiert:

Platz 1. ohne Verpackung
Platz 2. Mehrwegverpackungen
Platz 3. Papier und Karton
Platz 4. Bio-Kunststoff
Platz 5. gewöhnlicher Kunststoff.

Welche Vorteile bietet das Doypack als nachhaltige Verpackung?

Banane

Beim Doypack handelt es sich um eine flexible Verpackung, deren Boden so konzipiert ist, dass sie aufrecht stehen bleibt. Daher auch die Bezeichnung Standbodenbeutel. Geeignet sind Doypacks für unterschiedlichste Befüllungen.

Häufig zum Einsatz kommen sie beispielsweise in den Bereichen Lebensmittel, Nahrungsergänzung und Tiernahrung. Sie können aber auch Saatgut, Waschmittel, Kosmetika und viele weitere Produkte enthalten.

Benannt ist der Doypack nach seinem Erfinder, dem Franzosen Louis Doyen. Der Direktor einer in St. Germain au Mont D'or ansässigen Verpackungsfabrik hatte nach einer Möglichkeit gesucht, Oliven und Fruchtsäfte lang haltbar und sicher zu verpacken. Die Umhüllung sollte leichter sein als eine Glasflasche oder ein Topf, aber dennoch während des Transportes aufrecht stehen.

Zudem legte Doyen Wert auf Wiederverschließbarkeit. Und voilà: Mit seinem Standbeutel revolutionierte er die Verpackungsindustrie.

Der Doypack ist deutlich leichter als eine Glasflasche oder eine Konservendose. Auch größere Ausführungen wiegen oft nur wenige Gramm. Da können selbst PET-Flaschen nicht mithalten. Verantwortlich für das geringe Gewicht ist der sparsame Einsatz des verwendeten Materials. Gleichwohl ist der Standbodenbeutel äußerst robust und stabil.

Im Gegensatz zu den ebenfalls sehr leichten Kartonverpackungen halten Doypacks Druck besser Stand und weichen bei Feuchtigkeit nicht durch. Zudem lassen sie sich schnell und einfach wieder verschließen. In Verbindung mit dem Standboden wird somit ein ungewolltes Auslaufen des Inhalts verhindert.

Gegenüber Verpackungslösungen aus Glas punktet der Doypack mit einem deutlich geringeren Materialverbrauch, der auch insgesamt weniger Abfall zur Folge hat.

Zudem sind die Transport- und Lagerkosten niedriger, da der Standbeutel wesentlich leichter ist und sich aufgrund seiner Flexibilität platzsparender verstauen lässt. Das senkt die Treibstoffkosten und die transportbedingten CO2-Emissionen.

Welche Bedeutung hat das Material für die Nachhaltigkeit des Doypacks?

Doypacks können aus unterschiedlichsten Materialien bestehen. Die gängigsten Materialkombinationen sind:

    • Verbundkunststoffe (zum Beispiel PET-PE, PET-Alu-LDPE),
    • Mono-Kunststoffe (zum Beispiel PE-EVOH-PE, PP-EVOH-PP) und
    • Kraftpapiermaterialien (zum Beispiel Kraftpapier-EVOH-PE, Kraftpapier-Zuckerrohr-PE).

Je nach Material bieten die Standbodenbeutel unterschiedlichste Eigenschaften bezüglich Haptik, Lebensmittelkonformität, Druckbild und Recycling. Großer Beliebtheit bei den Konsumenten erfreuen sich Doypacks aus Kraftpapiermaterialien, die jedoch nicht immer recycelbar sind.

Um uneingeschränkt recycelfähig zu sein, müssen Standbodenbeutel aus einem Monomaterial gefertigt sein. Das bedeutet, dass sowohl die Behältnisse selbst als auch Komponenten wie Zipper aus demselben Werkstoff bestehen, also beispielsweise PP-Folie + PP-Zipper.

Es gibt außerdem industriell kompostierbare oder kunststofffreie Doypacks mit Innenbeschichtungen aus hauchdünnen Lackierungen oder Bio-Materialien. Diese weisen jedoch eine niedrigere Barrierefunktion auf als Beutel mit einer EVOH- oder Alu-Barriere. Zudem sind sie meist weniger stabil und strapazierfähig.

Wie überzeugt Glas als nachhaltige Verpackung?

Glas ist eines von wenigen Materialien, die vollständig wiederverwertbar sind. Insbesondere Verpackungslösungen aus Mehrwegglas genügen höchsten Anforderungen an die Nachhaltigkeit.

Glasverpackungen bestehen fast ausschließlich aus Rohstoffen, die überall in der Natur in ausreichender Menge verfügbar sind. Dadurch müssen die Ausgangsmaterialien nicht aufwendig um den halben Erdball transportiert werden.

Infografik: Wann ist Glas nachhaltig

Vor allem der Einsatz von Recyclingglas verbessert die Ökobilanz bei der Produktion von Flaschen und Gläsern. Mittlerweile beläuft sich sein Anteil in der Glasverpackungsherstellung auf knapp zwei Drittel.

Zu unterscheiden ist zwischen Einweg- und Mehrwegglas. Einwegglas-Verpackungen haben keine gute Umweltbilanz. Zwar lassen sie sich beliebig oft einschmelzen und zu neuen Behältnissen formen. Jedoch ist der Energieverbrauch dabei sehr hoch.

Eine deutlich bessere Bilanz haben Mehrwegflaschen, die sich vor dem Einschmelzen bis zu 50-mal wieder befüllen lassen, ohne dass qualitative Nachteile auftreten. Sofern sie nicht vorher zerbricht, ist eine Mehrweg-Glasverpackung etwa sechs Jahre lang immer wieder verwendbar.

Wie sind Glasverpackungen für den Verbraucher wiederverwendbar?

Einwegflaschen und -gläser müssen nach dem Leeren nicht zwingend im Altglascontainer landen. Viele Konsumenten nutzen Glasbehältnisse mit Schraubdeckel im Haushalt weiter, beispielsweise um darin Zucker, Nudeln oder Kaffee aufzubewahren oder um sie mit selbstgekochter Marmelade oder „Kuchen im Glas" zu befüllen. Ferner eignen sich alte Gläser sehr gut:

    • zum Frischhalten im Kühlschrank
    • zum Einfrieren
    • als Einmachglas für Obst aus dem eigenen Garten
    • als Einkaufsbehältnis für Unverpacktläden

Kleine Gläser wie Honig-Probiergläschen lassen sich ganz einfach zu Salz- und Pfefferstreuer umfunktionieren, indem ein paar Löcher in den Deckel gestanzt werden. Auf dieselbe Weise lässt sich aus einem etwas größeren Glas ein Puderzuckerstreuer herstellen.

Als Blumenvasen machen sich Glasgefäße ebenso gut wie als Kräutertöpfchen, als Stifthalter oder als Kerzenständer. Zudem eignen sich Gläser sehr gut zum Aufbewahren von Gewürzen, Tees oder Kleinteilen wie Schrauben und Nägeln.

Gern werden sie auch als Windlichter oder Erinnerungsgläser genutzt. Der Fantasie sind weder in der Verwendung noch im Design Grenzen gesetzt.

Sowohl Flaschen als auch Gläser sind so vielseitig einsetzbar wie kaum eine andere Verpackung. Im Internet finden sich unzählige Upcycling-Ideen, die sich in aller Regel leicht umsetzen lassen.


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Durch die Wiederverwertung von Glas im Haushalt lässt sich die Ökobilanz von Einweg-Glasbehältnissen verbessern.


Welche Nachteile haben Doypacks und Glasverpackungen in puncto Nachhaltigkeit?

Schlange

Herkömmliche Standbeutel bestehen typischerweise aus mehreren Schichten unterschiedlicher Kunststoffarten. Daneben finden sich häufig auch Lagen aus Aluminium. Das erschwert das Recycling und vergrößert die Menge an nicht recycelbaren Kunststoffen.

Eine bessere Ökobilanz haben Doypacks aus Monomaterialien, die aber schwieriger zu formen und zu verschließen sind. Eine hohe Verpackungsleistung lässt sich nur durch aufwendige Umform-, Abfüll- und Versiegelungsverfahren gewährleisten, was wiederum den Kostenaufwand für diese Verpackungen erhöht.

Nachteilig am Glasbehältnis sind die energieintensive Herstellung und das gegenüber dem Doypack deutlich höhere Gewicht. Letzteres erhöht den Transportaufwand sowohl für die Produzenten und den Handel als auch für den Kunden.

Leider lässt sich die Glasdicke aus Gründen der Stabilität nicht beliebig verringern, um Gewicht einzusparen. Gerade in der Lebensmittelproduktion sind diesbezüglich keine Kompromisse möglich, da Glas in diesem Einsatzbereich nicht zu zerbrechlich sein darf.

Fazit

Sowohl Doypacks als auch Glasverpackungen haben sich einen guten Ruf als nachhaltige Verpackungslösungen erworben. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, die es gründlich gegeneinander abzuwägen gilt.

Standbeutel haben zwar in Herstellung und Transport einen geringeren CO2-Fußabdruck als Glasflaschen und Gläser, lassen sich aber nicht immer recyceln. Glasverpackungen wiederum haben in Sachen Wiederverwertbarkeit die Nase vorn, verlieren aber gegenüber dem Doypack durch ihre energieintensive Erzeugung und den gewichtsbedingt höheren Transportaufwand an Boden.

Letztlich kann sich sowohl der Einsatz von Doypacks als auch die Verwendung von Glasverpackungen als nachhaltigere Lösung erweisen. Wichtig ist, die Verpackungsvarianten im jeweiligen Anwendungsbereich ökologisch sinnvoll einzusetzen und die Vorteile auch gegenüber den Konsumenten zu kommunizieren.

Viele von ihnen sind nämlich durchaus bereit, für nachhaltige Verpackungen mehr zu zahlen, wenn sie tatsächlich von deren Vorzügen überzeugt sind.

FAQ

  1. Welche Vorteile haben Standbodenbeutel abgesehen von der Nachhaltigkeit?
    Doypacks überzeugen unter anderem durch ihre Stand- und Reißfestigkeit, ihre leichte Handhabung und ihre Wiederverschließbarkeit. Ihre Beliebtheit als Verkaufsverpackung verdanken sie aber auch ihren vielfältigen gestalterischen Möglichkeiten.
  1. Was ist CO2 und wie werden CO2-Emissionen verursacht?
    CO2 ist die chemische Summenformel für Kohlenstoffdioxid. Das ist ein Treibhausgas, das bei steigender Konzentration in der Erdatmosphäre zur Klimaerwärmung führt. CO2-Emissionen entstehen beim Verbrennen kohlenstoffhaltiger Materialien wie Holz, Kohle und Öl.
  1. Was bedeutet Nachhaltigkeit?
    Den Begriff „Nachhaltigkeit" prägte der Forstexperte Hans Carl von Carlowitz im frühen 18. Jahrhundert. Er verstand unter Nachhaltigkeit, nicht mehr zu ernten, als die Natur nachwachsen lässt. Nach heutigen Maßstäben gilt es außerdem, dafür zu sorgen, dass die Umwelt nicht durch Schmutzwasser, Emissionen oder Gifte geschädigt wird.

 

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