Das Bedürfnis nach künstlerischer Gestaltung ist wohl annähernd so alt wie die Menschheit selbst. Fels- und Höhlenmalereien in Frankreich, Spanien, Südafrika und anderswo werden auf ein Alter von 30.000 bis 40.000 Jahren und mehr datiert. Die berühmte kleine Skulptur der „Venus von Willendorf", die im heutigen Österreich gefunden wurde, entstand vor knapp 30.000 Jahren. Musik hat der Mensch damals ebenfalls schon gemacht, wie eine Flöte aus Vogelknochen beweist, die auf der Schwäbischen Alb ausgegraben wurde und etwa 35.000 Jahre zählt.

Die uralten Zeugnisse der Malerei und Bildhauerei belegen zudem, dass der Mensch schon sehr früh mit verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten gespielt hat. Im Laufe der Jahrtausende kamen immer mehr Materialien und Techniken hinzu.

Affe

Wenn du in unserem Blog vorbeischaust, findest du weitere spannende Themen.


Wellpappe als Basis für Kunstwerke ist nicht nur recht originell, sondern auch noch relativ jung, denn das erste Patent für diesen Werkstoff stammt aus dem Jahr 1882. Es darf bezweifelt werden, dass ihr Erfinder, der US-Amerikaner Robert H. Thompson, bei der Entwicklung Kunst vor Augen hatte. Mittlerweile nutzen jedoch zahlreiche Künstler das eigentlich für Verpackungen vorgesehene Material, um damit ihrem Gestaltungswillen Ausdruck zu verschaffen.

Ein kleiner Überblick: Welche Arten von Kunst gibt es?

Kunst ist ein weites Feld. Allgemein unterscheidet man vier große Gruppen:

    • bildende Kunst
    • Musik(klassische Musik, Rock, Pop, Blues, Jazz, Volksmusik, Hip-Hop etc.)
    • Literatur (Romane, Gedichte, Komödien, Tragödien etc.)
    • darstellende Kunst (Film, Theater, Tanz etc.)

Was uns in diesem Beitrag im Zusammenhang mit Wellpappe interessiert, ist die bildende Kunst. Auch diese unterteilt sich in mehrere Sparten, darunter:

    • Malerei
    • Grafik
    • Zeichnung
    • Collagen
    • Bildhauerei
    • Architektur
    • Kunsthandwerk

Um ausführlich zu beschreiben, welche Arten von Kunst es im Laufe der Geschichte und über alle Kontinente hinweg gab und gibt, könnte man sicherlich mehrere dicke Bücher verfassen und würde wohl trotzdem keinen Gesamtüberblick bekommen.

Denn viele Kunstwerke sind wahrscheinlich durch Katastrophen, Kriege oder sonstige Zerstörungen untergegangen, viele weitere wurden niemals dokumentiert.

Bestimmt gab es auch zahllose Künstler, die ihr Talent aufgrund widriger Lebensumstände niemals verwirklichen konnten. Oder manche Kunstwerke sind – wenn du zum Beispiel an Skulpturen aus Sand, Eis und Schnee denkst – vom Wind verweht worden oder bei wärmeren Temperaturen einfach geschmolzen.


info

Der Mensch hat schon immer versucht, seine Umwelt und seine Fantasie in bildnerischer Form Gestalt werden zu lassen und dafür die unterschiedlichsten Techniken und Materialien benutzt. Die ältesten bekannten Zeugnisse sind Fels- und Höhlenmalereien und kleine Skulpturen wie die „Venus von Willendorf", die 30.000, 40.000 und mehr Jahre alt sind.


Welche Materialien können für die bildende Kunst genutzt werden?

Symbolbild: Kreative Verpackung
Kunst kann aus verschiedenen Materialien entstehen. 

Das ist eine weitere Frage, über die man sich entweder auf Tausenden von Seiten auslassen könnte oder auf die es eine kurze und knappe Antwort gibt: fast alles.

Für die Malerei eignen sich Öl-, Acryl-, Aquarell- und andere Farben, die aus Pigmenten, Lösungs- und Bindemitteln hergestellt werden. Als Untergrund kannst du je nach Beschaffenheit der Farbe Stein, Holz, Metall, Leinwand, Papier, Karton – und, ja, auch Wellpappe verwenden.

Mit Graphit, Kreide, Kohle, Tusche und Tinte fertigen Künstler Zeichnungen an. Marmor, Granit, Holz, Ton, Gips, Papiermaché, Metall und Kunststoff werden auf unterschiedliche Weise zu Skulpturen und Reliefs geformt oder dienen als Werkstoff für architektonische Kunstwerke. Collagen kannst du aus Papier, Pappe, Kunststofffolien oder Stoffresten fertigen.

Picasso hat aus einem Fahrradsattel und einem Fahrradlenker einen Stierkopf geformt und sogar mit einer Taschenlampe in einem abgedunkelten Raum Lichtzeichnungen geschaffen, die auf Film festgehalten wurden.

Palme

Marcel Duchamp, ein Wegbereiter des Dadaismus und Surrealismus, schuf eines seiner sogenannten „Ready-mades" aus einem um 90 Grad gedrehten, handelsüblichen Urinal, das er lediglich mit einem Pseudonym signierte. Das mit „Fountain" betitelte Objekt zählt heute zu den Schlüsselwerken moderner Kunst.

Und noch ein dritter Künstler sei an dieser Stelle genannt: der Schweizer Dieter Roth. Er arbeitete sehr viel mit Schokolade, Käse und anderen Lebensmitteln, die er hinter Glas langsam verschimmeln ließ.

Diese Beispiele treffen mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, aber sie deuten an, dass aus den „unmöglichsten" Materialien und Gegenständen, selbst aus Müll, Kunst entstehen kann. Denn es gibt so gut wie keine Grenzen, wenn ein kreativer Kopf seine Ideen umsetzen will.

Besonderheiten von Wellpappe als Material für Kunstwerke

Doch kommen wir zum Thema dieses Artikels und der Frage, was Wellpappe im Vergleich zu anderen Materialien besonders macht.

Sie ist leicht wie Papier, allerdings deutlich stabiler und deshalb für mehr als nur für Zeichnungen und Malereien geeignet. Sie lässt sich in die unterschiedlichsten Formen bringen, sei es, indem man sie mit den Händen formt oder zuschneidet und verklebt.

Plus: Sie ist vor allem billig beziehungsweise umsonst zu haben, wenn man will. Denn jeden Tag fallen irgendwo mehr oder weniger Versandkartons aus Wellpappe an, die in der Regel zerrissen werden und dann im Altpapier landen. Wenn du mit Wellpappe kreativ sein willst, musst du im Grunde nur in ein paar Geschäften oder Büros nachfragen und dort darum bitten, dass man dir einige Kartons aufhebt. Damit legst du den Grundstein für dein schöpferisches Tun mit diesem Material.

Es gibt zudem (Online) Shops, in denen du Wellpappe kaufen kannst. Sie wird zum Teil in Form von Bögen als Archivierungsmaterial angeboten, diese sind weiß und hellgrau statt braun, säurefrei und alterungsbeständig. Der Vorteil:

Auf weißem Untergrund leuchten Malfarben stärker. Dafür hat braune Wellpappe eine ganz eigene Anmutung, die sich für manche Zwecke ideal eignet. Letztendlich entscheidest du selbst, was dir besser gefällt oder besser zu deinem Vorhaben passt.


Wellpappe ist preisgünstig oder sogar umsonst, sie lässt sich leicht bearbeiten und ist umweltfreundlich, weil recycelbar. Darüber hinaus ist sie stabil genug, um damit die unterschiedlichsten Kunsttechniken auszuprobieren.


Kunst aus Wellpappe: Basismaterial für Malerei

Wellpappe lässt sich mit allen gängigen Farben gut bemalen, ohne dass sie unbedingt grundiert werden muss. Wenn du Aquarell benutzt, musst du beachten, dass die transparenten Farben bei Verwendung brauner Pappe einen anderen Ton und eine andere Leuchtkraft bekommen als bei weißer Pappe. Dies kann aber durchaus sehr reizvoll sein.

Falls der Farbauftrag zu nass ist, wird sich auch Wellpappe trotz ihrer Stabilität etwas verbiegen. In diesem Fall musst du ausprobieren, wie weit sie sich wieder glätten lässt. Hast du Ölfarben zum Malen benutzt, ist ein Glätten erst einmal unmöglich, weil die Farben sehr lange brauchen, um völlig durchgetrocknet zu sein. Anschließend besteht die Gefahr, dass die Farbschicht brüchig wird. Das kann auch mit Acrylfarbe passieren. Am besten probierst du es vorher mit kleinen Stücken Pappe aus.

Kunst aus Wellpappe: Schnitzereien und weiteres

Wellpappe eignet sich nicht nur zum Malen, sondern auch für Collagen, Schnitzereien und dreidimensionale Objekte. Es handelt sich um Werke der französischen Künstlerin Eva Jospin. Eines ihrer immer wiederkehrenden Motive ist der Wald. Sie nutzt für ihre Objekte braune Wellpappe, die nicht weiter mit Farben oder anderen Materialien kombiniert, sondern einfach nur verklebt wird.

Eine Mischung aus Malerei, Collage und Dreidimensionalität findest du bei dem bayerischen Künstler Paul Roier. Seine Werke sind gute Beispiele dafür, was sich mit zusätzlicher Farbe und viel Fantasie alles aus einfacher Wellpappe kreieren lässt.

Schließlich sei noch der in Münster geborene Illustrator, Grafiker und Künstler Björn von Schlippe genannt. Er begann mit Wellpappe zu arbeiten, als er Spielfiguren für seine Tochter bastelte. Daraus entwickelte sich die Idee, dreidimensionale, bemalte Collagen zu schaffen, die er mittlerweile in zahlreichen Ausstellungen einem breiteren Publikum vorstellte. Da fast alle Kunststile der Neuzeit mit Bezeichnungen belegt werden, die auf „-ismus" enden – Impressionismus, Expressionismus, Futurismus etc. – nennt er seine Art der Kunst konsequenterweise Kartonismus.

Besonders interessante Strukturen erhältst du, wenn du die obere Schicht des flachen Papiers einritzt und abziehst, sodass die darunter liegenden Wellen sichtbar werden. Den Wechsel von glatter und welliger Oberfläche kannst du als Gestaltungsmerkmal nutzen und mit Farbe, aufgeklebtem Papier etc. weiter differenzieren.


Fazit: Wellpappe ist mehr als nur Verpackungsmaterial

Verpackung von Palamo
Wellpappe dient als Verpackung, aber auch für andere Zwecke. 

Die beschriebenen Möglichkeiten, aus Wellpappe Kunst zu machen, zeigen deutlich, wie kreativ du mit dem Material umgehen kannst, ohne dass du tief in die Tasche greifen musst. Manche Künstler zaubern fantastische Werke aus Wellpappe, die man tatsächlich als große Kunst ansehen kann. Schon Picasso hat in seiner kubistischen Phase mit dem Werkstoff gearbeitet und ihn in seine Kunst integriert.

FAQ

  1. Für welche Art von Kunst eignet sich der Gebrauch von Wellpappe?

    Wellpappe kann mit gängigen Farben bemalt, mit anderen Materialien beklebt oder auch zu dreidimensionalen Objekten und Skulpturen geformt werden. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

  2. Welche Vorteile bietet Wellpappe als Kunstmaterial?

    Wellpappe ist leicht, aber doch stabil, sie lässt sich problemlos bearbeiten, zum Beispiel mit einem Cutter schneiden, und sie ist umsonst zu haben, wenn du die Reste von Versandkartons verwendest. Selbstverständlich kannst du sie auch in größeren Bögen und ungestanzt kaufen, falls du bestimmte Projekte planst, die mit Resten von Versandkartons nicht zu realisieren sind.

  3. Ist Wellpappe als Kunstmaterial teuer?

    Nein. Du kannst sie recht preisgünstig bei einschlägigen Fachhändlern erwerben, wenn es unbedingt nötig ist. Die meisten Künstler, die damit arbeiten, nutzen jedoch einfach ausrangierte Versandkartons. Die sind umsonst zu haben, wenn du in Geschäften, Büros oder bei Freunden und Bekannten nachfragst.

Titelbild: stock.adobe.com © Andrew #592814427

Zurück zum Blog
1 von 3