Aktuelle Wirtschaftssysteme funktionieren meist so, dass Waren hergestellt, an den Verbraucher verkauft und schließlich irgendwann von diesem entsorgt werden. Dieses Prinzip funktioniert in kapitalistischen Systemen hervorragend, um Gewinne zu erwirtschaften.

Gleichzeitig bleibt dabei aber das Wohl des Planeten außen vor. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie zirkuläres Design dies ändern könnte und was das für Verpackungen bedeutet.

Was ist Circularity by Design?

Schauen wir uns zunächst an, wie in unserem aktuellen Wirtschaftssystem Gewinn generiert wird:

  1. Du entfernst Ressourcen an einem bestimmten Ort. Dies könnten Metalle oder Holz sein, aber auch Stoffe für die Erzeugung von Elektrizität.

  2. Du wandelst die Ressourcen in Produkte um, die du verkaufen kannst. Smartphones, Tische, Getränke, Strom – alles ist denkbar, sofern du es verkaufen kannst.

  3. Verbraucher kaufen dein Produkt und verbrauchen es entweder schnell (Strom) oder über einen längeren Zeitraum (Smartphones). Danach ist es fast oder vollständig wertlos.

Das Problem an diesen Handlungen ist, dass sie die Endlichkeit der Ressourcen auf der Erde nicht berücksichtigen. Machen wir immer so weiter wie jetzt, werden wir früher oder später unsere Ressourcen erschöpft haben.

Per Definition sind diese Praktiken somit nicht nachhaltig. Sie mögen jetzt aktuell noch funktionieren – aber wie sieht es in 50 oder 100 Jahren aus? Mit zunehmender Entnahme von Ressourcen werden diese im Laufe der Zeit außerdem immer teurer werden. Ein gutes Beispiel ist das Auto: Wird Erdöl immer seltener und damit teurer, wird auch das Benzin immer teurer.

Irgendwann können es sich nur noch wohlhabende Menschen leisten, Auto zu fahren (bzw. sich fahren zu lassen). Durch den Wechsel auf elektrische Antriebe wird dieses Problem bereits jetzt bekämpft, denn Strom fällt theoretisch kostenlos durch unsere Sonne vom Himmel.

Circularity by Design im Detail

Kreislaufwirtschaften funktionieren anders. Wie der Name schon sagt, würdest du in diesem Wirtschaftssystem nicht ein Produkt kaufen und am Ende seines Lebenszyklus einfach wegschmeißen. Stattdessen gelangen Produkte oder auch Dienstleistungen in einen Kreislauf, der im besten Fall niemals endet.

Schmetterlings-Diagramm: Design for Circularity

 

Dazu könntest du dir ein modular aufgebautes Smartphone vorstellen. Schauen wir uns kurz das aktuelle Konzept an: Smartphones sind schwer bis gar nicht vom Nutzer reparierbar. Am Ende ihres Lebens werden sie entsorgt. Du kannst sie nicht öffnen, Komponenten entnehmen und weiterverwenden. Die meisten Bauteile sind schwer recycelbar – ein großes Umweltproblem.

Modular aufgebaute Smartphones wie das Fairphone funktionieren anders:

  1. Du kannst das Smartphone öffnen, ohne dafür große Vorkenntnisse zu benötigen.

  2. Du kannst viele Komponenten austauschen – wie das Display oder den Akku.

  3. Nichts ist verklebt, du kannst jedes Bauteil erreichen und mit genug Sachverstand wechseln.

Für das Nutzungsverhalten führt dies zu großen Unterschieden.

Das modulare Smartphone im Kreislauf

Ein solches modular aufgebautes Smartphone wird einmal in den Warenkreislauf gebracht und kann dort theoretisch für immer bleiben. Die Komponenten kannst du bei Defekten einfach tauschen. Das Produkt hat kein Lebensende, sondern könnte bei entsprechender Pflege in 20 Jahren noch immer genutzt werden.

In der Praxis ist dies zwar unwahrscheinlich, da die Performance irgendwann nicht mehr ausreichen würde. Wäre die Modularität noch ausgereifter, sodass der Prozessor gewechselt werden kann, sähe die Sache jedoch anders aus.

Würde sich ein solches System durchsetzen, hätte es deutliche (positive) Auswirkungen auf das Thema Nachhaltigkeit – auch für Verpackungen, in denen diese Designphilosophie bereits ansatzweise genutzt wird.

recyclable

Wiederverwenden, nicht wegschmeißen! Circular Design unterstreicht die Bedeutung von Materialien, die im Warenkreislauf bleiben, um den Klimawandel zu bekämpfen.

 

Was ist das Ziel von Circular Design?

Generell geht es darum, nachhaltigere wirtschaftliche Systeme zu etablieren. Um Klimaschäden und damit verbundene Gefahren abzuwenden, ist die weitere Erzeugung von Müll und CO2-Ausstoß nicht mehr tragbar.

Zwar hat die Politik dies erkannt, und etwa in der EU das Ziel ausgegeben, bis 2050 klimaneutral zu sein. Allerdings muss die Wirtschaft noch mitziehen und ebenfalls in Frage stellen, ob der Wunsch nach immer mehr Wachstum nicht irgendwann an sein Ende kommt.

Die Aufgabe von Kreislaufwirtschaften besteht daher unter anderem darin, Produkte und Dienstleistungen neu zu konzipieren. Nicht mehr der maximale Profitgedanke steht im Vordergrund, sondern die Frage, wie einmal ins System eingeführte Materialien möglichst langfristig genutzt werden können.

Der Kaffeebecher aus Einwegplastik, der einmal genutzt und sofort weggeschmissen wird, bietet sich als leuchtendes Gegenbeispiel dieses Gedankens an.

Aktuell genutzte Tools beim Circular Design

Wirtschaftssysteme dieser Art lassen sich nicht über Nacht aufbauen. Momentan wird versucht, das Problem auf folgende Weise anzugehen:

  1. Systeme verstehen: Zuerst müssen wir verstehen, in welchem System wir uns überhaupt bewegen. Wir nutzen Produkte auf bestimmte Weise. Wie wirkt sich dies auf deren Herstellung und den Planeten aus? Sobald das feststeht, können wir uns überlegen, wie wir diese Probleme in einen Kreislauf übertragen.

    Symbolbild Waage
  2. Herausforderungen annehmen: Um lineare Wirtschaften in Kreisläufe zu verwandeln, ist Arbeit notwendig. Irgendwo werden wir auf Stolpersteine stoßen, die uns die Transformation in einen Kreislauf erschweren. Also schauen wir, wo wir ansetzen müssen – etwa durch verbesserte Reparaturen (wie beim genannten Smartphone), Recycling oder bessere Produktqualität.

  3. Loops entwerfen: Wenn alle Herausforderungen erkannt sind, können wir zirkuläre Systeme entwerfen, die diese Probleme beseitigen. Einwegflaschen aus Plastik könnten durch Mehrwegflaschen ersetzt werden, um sie zurück in den Warenkreislauf zu führen.

  4. Los geht's! Sind alle Aufgaben definiert, startet der Wirtschaftskreislauf. Wenn etwas nicht funktioniert, kann bei Punkt 1 wieder begonnen und Verbesserungen umgesetzt werden.

Die Aufgabe ist somit recht schwierig und verlangt je nach Branche nach mehr oder weniger komplexen Lösungen.

Konkrete Anwendungsfälle für Circularity by Design

In vielen Bereichen des alltäglichen Lebens sind diese Konzepte bereits angekommen – aber noch nicht immer flächendeckend. Beispiele sind unter anderem:

  1. Einige Hersteller (wie das nur in den USA ansässige Loop) verkaufen Produkte des täglichen Bedarfs wie Duschgel-Flaschen oder Gläser für Marmelade. Diese werden nach ihrer Nutzung nicht weggeschmissen, sondern einfach mit neuem Inhalt gefüllt. Du würdest also kein neues Duschgel plus Flasche kaufen, sondern nur das Duschgel und es in die bestehende Flasche füllen. Die Flasche bleibt somit im Kreislauf und nur der Inhalt wird tatsächlich verbraucht.

Viele Second-Hand-Läden sind Teil eines Warenkreislaufs. Dort kannst du etwas kaufen, vielleicht eine Jacke, diese für eine Weile tragen und wieder verkaufen – sofern sie nicht beschädigt ist. In diesem Fall bleibt das Material ebenfalls deutlich länger im Warenkreislauf, als wenn du die Jacke einfach entsorgen würdest.

info

Selbst Kleinigkeiten im Alltag können helfen. Du benutzt einen Mehrweg-Stoffbeutel zum Einkaufen und keine Einweg-Plastiktasche? Auch das ist ein Beispiel für zirkuläres Design.

 

Zirkuläres Design bei Verpackungen: Wie lässt sich das Konzept umsetzen?

Teilweise funktioniert Circular Design bereits. Im Fall der erwähnten Mehrwegflaschen wird durch die Wiederverwendung ein großer Vorteil für die Umwelt erzielt. PET-Mehrwegflaschen beispielsweise haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als Glasflaschen, obwohl Kunststoff wesentlich schwieriger zu recyclen ist als Glas.

Durch die sehr häufige Wiederverwendung und damit den Verbleib der Mehrwegflasche im Warenkreislauf wird trotzdem ein starker, nachhaltiger Effekt erzeugt. Bei Versandverpackungen trifft dieses Konzept ebenfalls bereits jetzt zu – wenn wir auf das richtige Material setzen.

In dieser Hinsicht hat sich vor allem Wellpappe etabliert als Material, das Circular Design ganz besonders gut umsetzen kann.

Die zirkulären Eigenschaften der Wellpappe

Symbolbild: Palme

Ein Blick auf die Zahlen bescheinigt Verpackungen aus einfacher Wellpappe bereits jetzt sehr gute Eigenschaften:

    • In Europa wird die Energie, die zur Herstellung von Wellpappe-Verpackungen notwendig ist, zu 56 Prozent aus Biomasse Es gibt keine praktischen Gründe, die einen Ausbau auf 100 Prozent regenerative Energie verhindern würden.

    • Etwa 80 Prozent aller benötigten Rohstoffe, die für eine vollständig neue Kartonbox notwendig sind, kommen aus Wäldern, die nachhaltig bewirtschaftet werden – es findet also keine Rodung von Tierlebensräumen statt.

    • Für das Recycling ist Wasser notwendig. 95 Prozent dieses Wassers wird jedoch einfach wiederverwendet, nur 5 Prozent gehen verloren. Es muss somit kein wichtiges Grundwasser „angezapft" werden.

    • 85 Prozent des gesamten Verpackungsmaterials werden abschließend recycelt und in neue Kartons oder andere Gegenstände eingearbeitet.

Vor allem letztere Zahl ist wichtig. Sie zeigt auf, dass der absolute Großteil des Materials im Kreislauf erhalten bleibt. Schmeißt du zu Hause einen Versandkarton weg, bedeutet dies, dass du 85 Prozent dieses Materials also an anderer Stelle wiedersehen wirst.

Die Verwendung von Kartons aus Pappe für den Versand ist daher ein Beispiel für zirkuläres Design: Der Karton kommt in den Umlauf, wird verwendet, recycelt und fast vollständig weitergenutzt.

Fazit: Wirtschaftlich umdenken – auch bei Verpackungen

Um eine grünere, nachhaltigere Zukunft einzuläuten, sind neue Denkweisen notwendig. Maximaler Profit kann nicht mehr viel länger im Vordergrund stehen.

Stattdessen müssen in Zukunft alle Produkte und Dienstleistungen auch mit dem Thema Nachhaltigkeit im Kopf designt werden. Viele Verpackungsarten sind dort durch starke Recyclingwerte bereits angekommen oder sind auf einem guten Weg dorthin.

FAQ

  1. Kann Circular Design wirklich funktionieren?
    Unser Wirtschaftssystem ist keine Naturkonstante, die einfach existiert. Wir haben es uns selbst über Jahrtausende ausgedacht, und genauso können wir es durch ein besseres, nachhaltigeres System ersetzen bzw. erweitern.

  1. Welche Folgen hätte der Umstieg auf zirkuläre Wirtschaftssysteme?
    Würden wir die gesamte Wirtschaft auf Nachhaltigkeit umstellen, hätte dies gravierende Resultate zur Folge. Zahlreiche Produkte würden uns nicht mehr gehören, sondern wären nur gemietet – wie etwa beim Car-Sharing, das Fahrzeuge deutlich besser auslastet als Privat-Pkws.

 

Titelbild: adobe.stock.com © svitlini #548306028

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