Die Verpackungsindustrie erwirtschaftete 2021 über 29 Milliarden Euro Umsatz. Sie gehört zu den Wachstumsbranchen. 80 Prozent aller Unternehmen sind dabei fokussiert auf Verpackungen aus Pappe/Papier sowie Kunststoff.
Die Verpackungsindustrie gilt als systemrelevant. Verpackungen sind unabdingbar, um Güter und Waren etwa im Lebensmittelbereich zum Endverbraucher transportieren zu können. Ohne Verpackung drohen leere Regale. Ihre Bedeutung zeigt sich auch in dem wachsenden Segment des Online-Versandhandels. Dieser verdankt seinen Aufschwung nicht zuletzt der Verfügbarkeit von Umverpackungen wie Kartonagen.
Eine Industrie mit dieser Relevanz organisiert sich selbst in professionellen Industrieverbänden. Dabei geht es nicht nur um die Interessenwahrnehmung gegenüber politischen Instanzen. Industrieteilnehmer versuchen auch, Prozesse durch Standardisierung effektiv zu betreiben.
Mit privaten Normungsorganisationen wie der ECMA setzt der Verpackungsbereich Maßstäbe in puncto effektiver Selbstorganisation. Welche weiteren Verbände im Bereich Verpackung eine Rolle spielen, erfährst du in diesem Beitrag.
Europaweite Organisation: Die ECMA
Die European Carton Makers Association (ECMA) vereint bereits seit 1960 Beteiligte der Verpackungsindustrie an ihrem Hauptsitz in Den Haag und in einer Niederlassung in Brüssel. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, über einen spezifischen Code die Kommunikation über Stanzverpackungen und Faltschachteln zu erleichtern.
Hier bietet sie in einem Katalog mit einem System aus Buchstaben und Zahlen Konstruktionsdefinitionen für unterschiedlichste Faltschachteln an. Die Industrieteilnehmer können auf diese Weise effektiv und über Sprachbarrieren hinweg in ganz Europa über die spezifischen Formen von Faltschachteln kommunizieren und effektiv Aufträge beispielsweise an Druckereien erteilen.
Der Einfluss der ECMA erstreckt sich inzwischen über Europa hinaus, da sich Beteiligte in den USA und in Asien dem ECMA-System anschließen. Die ECMA ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie private Normung ohne rechtsverbindlichen Charakter Bedeutung in einem gesamten Industriezweig erreichen kann. |
Die FEFCO
Auch diese Organisation hat sich europaweit strukturiert. Sie versteht sich als gemeinnützig und steht für "The European Federation of Corrugated Board Manufacturers". In den Mittelpunkt setzt sie die Wellpappe. Hier vertritt die FEFCO die Interessen der beteiligten Industrieunternehmen und spricht verschiedene Themenbereiche wie Technik, Recycling und vieles mehr an. Gegründet wurde die Organisation bereits 1952.
Es ist das besondere Anliegen der FEFCO, ihren Mitgliedern Expertise und Unterstützung bereitzustellen. Dabei geht es auch darum, die Vorteile von Wellpappe immer wieder zu verdeutlichen. Wellpappe zeichnet sich unter anderem durch
- Langlebigkeit
- Wiederverwertbarkeit
- Nachhaltigkeit
- Bedruckbarkeit
aus. Die Organisation stellt interessierten Endkunden und Verbrauchern Statistiken zum Einsatz von Wellpappe zur Verfügung.
Auch für diesen speziellen Interessenverband sind Zahlen interessant: 2021 betrug der Wellpappenabsatz fast 9 Millionen m². Im Vergleich zu 2020 ist der Absatz um rund 550 Millionen m² gestiegen.
Die Unternehmen in diesem Bereich haben nach eigenem Bekunden ihr Wachstumsziel von einem Prozent damit bei Weitem übertroffen. Die Nachfrage nach Wellpappe steigt, weil dieses Material in so vielen Bereichen, insbesondere auch im Online-Versandhandel flexibel eingesetzt werden kann. Insoweit steigt auch die Bedeutung der jeweiligen Interessenverbände wie der FEFCO.
Industrieverband Papier- und Folienverpackung e.V.
Der Industrieverband Papier- und Folienverpackung e.V. (IVP) sieht sich als Interessenvertretung für Unternehmen, die flexible Verpackungen und Zellstoffprodukte wie Servietten herstellen. Seit seiner Gründung 1949 können die Mitglieder Angebote der Beratung und Expertise in ihrem Marktsegment in Anspruch nehmen.
In Arbeitskreisen und Fachgruppen werden die Kenntnisse für die speziellen Teilbereiche auf dem neuesten Stand gehalten. Dabei rücken immer wieder aktuelle Themen in den Vordergrund, wie die Frage der Wiederverwertbarkeit über verschiedene Recyclingverfahren.
Der IPV pflegt die Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen aus der Verpackungsindustrie, unter anderem mit dem Wirtschaftsverband Papierverarbeitung e.V. Verbände wie IPV können nicht auf eine Position wie die ECMA verweisen, haben aber in ihren speziellen Marktsegmenten wichtige Funktionen inne.
Das Deutsche Verpackungsinstitut e.V.
Der Verband stellt wichtige Plattformen zur Verfügung, die Verpackungsunternehmen
Impulse für neue Entwicklungen geben.
Seit 30 Jahren existiert das Deutsche Verpackungsinstitut e.V. Ihre Besonderheit ist, dass es ihr um einen Zusammenschluss von Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette im Verpackungsbereich geht. Ihre Mitglieder rekrutiert sie aus den Bereichen Maschinenbau, Recycling, Verpackung, Konsumgüter und anderen.
Das macht den Austausch branchenübergreifend effektiv. Zu ihren aktuellen Zielen zählen die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft im gesamten Verpackungsbereich und die Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit.
Das DVI veranstaltet selbst Seminare, Kongresse und Events wie den Tag der Verpackung. Hier findet die gesamte Verpackungsbranche, einschließlich umgebender Industrieteilnehmer, Möglichkeiten zum Austausch und zur Diskussion.
Der Verband hat eine wichtige Schlüsselfunktion inne, um die Kommunikation innerhalb der Branche und branchenübergreifend zu gewährleisten.
Verband der Wellpappen-Industrie e.V.
Hinter der Abkürzung VDW verbirgt sich der Verband der Wellpappe-Industrie e.V. Auch er ist eine Organisation, die sich auf das Segment Wellpappe fokussiert. Nach eigenen Angaben repräsentiert der Verband rund 80 Prozent der Wellpappenunternehmer in Deutschland.
Die Organisation versteht sich hier als umfassender Interessenvertreter für
Verbandsmitglieder, auch gegenüber Arbeitnehmervertretungen und anderen Industriebereichen. Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen zur Wellpappe und ihren diversen Einsatzmöglichkeiten gehört zu den Haupttätigkeitsfeldern des Verbandes.
Dabei stellt der VDW auch Publikationen bereit. Die Sammlung von Marktdaten und die Analyse der gesamten Marktsituation gehören ebenfalls zu den Aufgaben, denen sich die Organisation widmet. Sie möchte Ansprechpartner für andere Branchen sein, die sich über das Thema Wellpappe informieren möchten.
Warum benötigt eine Industrie wie die Verpackungsindustrie eigene Interessenverbände?
Systemrelevante Industriezweige wie die Verpackungsindustrie bewegen sich in einem gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmen. Hier haben die Beteiligten schon früh erkannt, dass man gegenüber Entscheidern in der Politik eigene Interessenvertreter benötigt. Außerdem ist es wichtig, für einen bestimmten Industriezweig Wissen und Informationen bereitzustellen.
Das sichert nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Industrieteilnehmer in ihrem jeweiligen Segment. Die Bedeutung der professionellen Verbände darf nicht unterschätzt werden.
Auf die Verpackungsindustrie kommen wie auf andere Schlüsselindustrien große Herausforderungen zu. Deshalb werden die spezialisierten Organisationen noch wichtiger.
Ressourcenknappheit, steigende Energiepreise und Diskussionen um Nachhaltigkeit sind Themen, mit denen sich die Verpackungsindustrie aktuell und auf absehbare Zeit auseinandersetzen muss. Recycling wird zum Schlüsselthema.
Unter diesen Gesichtspunkten erscheint es möglich, dass sich weitere Interessengruppen bilden, um noch deutlicher auf die Bedrängnis der Verpackungsindustrie durch Energieknappheit und steigende Preise hinzuweisen.
Organisationen wie die ECMA können in ihrer Bedeutung nicht hoch genug geschätzt werden. Sie setzen als private Normungsinstitute unverzichtbare Impulse zur Zusammenarbeit und Standardisierungim Verpackungswesen. Das funktioniert schon seit vielen Jahrzehnten, obwohl die Vorschläge der ECMA nicht bindend sind. |
Die Akzeptanz der Organisation sowie ihrer Codes ist sehr hoch und erstreckt sich inzwischen auch über Europa hinaus. Wenn es einer Industrie wie der Verpackungsindustrie gelingt, sich auf diese Weise selbst zu organisieren, hat das eine Vorbildwirkung für viele andere Branchen.
Fazit: Ein gut organisierter Industriezweig
Der Verpackungsbereich insbesondere im Segment Papier und Wellpappe hat eine starke Selbstverwaltung durch Organisationen wie die ECMA. Der Industriezweig hat verstanden, dass er systemrelevant ist und dass Verpackung in ihrer Bedeutung weit über die Branche selbst hinausgeht.
Die gesellschaftliche Relevanz von Verpackung schlägt sich nicht zuletzt darin nieder, dass dieser Industriezweig als unverzichtbar eingestuft ist. Wie in vielen Schlüsselindustrien fordern die derzeitigen Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Energiewende und die Bemühungen um Nachhaltigkeit viele Anstrengungen von den Beteiligten.
Diese können in vielen Bereichen nur gemeinsam von der gesamten Industrie bewältigt werden, weil das einzelne Unternehmen damit überfordert ist. Die Branchenverbände können ihren Beitrag dazu leisten, den Interessen der wichtigen Verpackungsindustrie in der Öffentlichkeit und auch gegenüber politischen Entscheidern Gehör zu verschaffen.
Ohne Verpackung keine Güter in den Geschäften – dieses Szenario sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, wenn wir die Verpackungsindustrie und ihre Branchenvertreter betrachten.
Es ist beeindruckend, dass dieser Industriezweig einen hohen Grad an Selbstorganisation aufweist. Das wird besonders deutlich an der ECMA, die schon seit Mitte des letzten Jahrhunderts Standards für Faltschachteln und Stanzverpackungen setzt.
FAQ
Gibt es einen Branchenverband, der die Gesamtinteressen der Verpackungsindustrie vertritt?
Die Organisationen rund um die Verpackungsindustrie teilen sich in verschiedene Segmente und Spezialisierungen auf. Es geht etwa bei der ECMA um Standards für Faltschachteln, während sich andere Organisationen für verschiedene Teilsegmente als Interessenvertreter und Wissensforen verstehen.
Werden die Verbände in Zukunft für die Verpackungsindustrie noch mehr an Bedeutung gewinnen?
Davon ist angesichts der anstehenden Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, Energiekrise und Anstrengungen im Bereich Recycling auszugehen. Einzelne Unternehmen müssen teilweise branchenübergreifend miteinander nach Lösungen suchen, weil ein Unternehmen allein die Probleme nicht bewältigen kann.
Warum findet das Thema Wellpappe so große Aufmerksamkeit auch in der Selbstorganisation der Industrie?
Wellpappe ist als Ausgangsmaterial für verschiedenste Anwendungen sehr gefragt. Die Nachfrage nimmt hier in den vergangenen Jahren zu. Gerade wenn es um mehr Nachhaltigkeit und Recycling geht, macht Wellpappe eine besonders gute Figur. Deshalb bemühen sich die spezialisierten Industrieverbände darum, das Material noch erfolgreicher zu machen. Wellpappe nutzt dem Image der gesamten Verpackungsindustrie.
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