Im Rahmen der Global Sustainability Study 2022, durchgeführt von Simon-Kucher & Partners, wurde die deutsche Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Genauer: Zum Einfluss von Nachhaltigkeit auf ihre Kaufentscheidungen.
58 Prozent der Befragten wählen demnach Dienstleistungen und Produkte nach diesem Kriterium aus. Diese Haltung wird sich in den kommenden Jahren weiter durchsetzen, so eine Prognose aus den Ergebnissen der Befragung.
Für die junge Generation sind die Produktionsbedingungen und die Umweltverträglichkeit schon jetzt Grundvoraussetzung bei der Warenauswahl. Das betrifft nicht allein die Waren selbst. Bei der Auswahl eines Lebensmittels wird auf seine Herkunft, auf seine Reinheit und seine Unverfälschtheit geachtet.
Das ist jedoch längst nicht alles: Beim Kauf kommt es auch auf das Verpackungsrecycling an. Beides gehört zusammen – niemand möchte regionale, fair produzierte Produkte kaufen und gleichzeitig Unmengen an Verpackungsmüll produzieren.
Wenn von Nachhaltigkeit gesprochen wird, ist immer beides gemeint, Inhalt und Hülle.
Kaufargument Verpackung
Verpackungen sind ein wichtiges Kaufargument - wie bei den Produkten
spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle.
Zuerst ein Blick auf die Unternehmen: Auf die Hersteller und ihre Verantwortung, auf die Verpackungsindustrie und ihre Möglichkeiten. Warum soll ein Lebensmittelproduzent in teures Verpackungsrecycling investieren?
Ist es nicht besser, er investiert das Geld in noch grünere Lebensmitteltechnik? – Wenn du diese Frage vor 40 Jahren einem Wirtschaftsfachmann gestellt hättest, wäre die Antwort gewesen: „Produkt optimieren, Verpackung ist Nebensache."
Heute lautet die Antwort anders. Ökonomie und Ökologie sind zusammengewachsen. Öko verkauft – und zwar auf der ganzen Linie. Du weißt selbst, wie kritisch das Thema Verpackungsmüll diskutiert wird. 78 kg kamen davon in Deutschland 2020 auf jeden Einwohner!
Mikroplastik droht, das Ökosystem der Meere aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das weißt du, und das Wissen alle anderen auch. Und darum ist das Verpackungsrecycling für dich und viele andere zum Kaufkriterium geworden.
Unternehmen sind also gut beraten, wenn sie in "anständige" Verpackungen investieren. Denn die Verpackung ist das Erste, was du vom Produkt zu sehen bekommst.
Sie setzt ein Zeichen – für Verschwendung und Verantwortungslosigkeit; oder für das Gewissen und intelligente, zeitgemäße Lösungen. Die Verpackung verkauft nicht nur durch ihr Design.
Sie verkauft durch ihre Machart, durch ihre Zusammensetzung. Schauen wir uns deshalb als nächstes an, was heute im Verpackungsrecycling möglich ist.
Gute und schlechte Verpackungen
Der NABU hat beim Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) marktübliche Verpackungsmaterialien auf ihre Umweltverträglichkeit untersuchen lassen.
Am schlechtesten schnitten in der Studie Metalle und Einwegglas ab – und zwar auch dann, wenn sie dem Verpackungsrecycling zugeführt werden können. Plastik dagegen ist nicht immer schlecht, denn recyclingfähiges Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) stehen in der Öko-Bilanz gut da.
Am schlechtesten in einer Studie zur Umweltverträglichkeit von Verpackungsmaterialien schnitten Metalle und Einwegglas ab. |
Es ist also gar nicht so leicht, ein schnelles Urteil über die Nachhaltigkeit einer Verpackung zu fällen. Nehmen wir als Beispiel jene Verpackungen, die auf den ersten Blick umweltfreundlich aussehen.
Die IHK München zählt Produkte auf, deren Umhüllungen das Verpackungsrecycling wegen Multimaterialverbindungen erschweren. Tütensuppen, die in einem Karton stecken – super, denkst du, da hat der Hersteller bewusst auf Plastik verzichtet.
Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail: Denn die Tüten in dem Karton bestehen aus einer Verbindung von Papier, Plastik und Aluminium. Klar will der Hersteller dadurch sein Lebensmittel schützen; aber beim Verpackungsrecycling gehen Papier und Kunststoff verloren, sie müssen verbrannt werden.
Besser wäre in diesem Fall die klare Aufteilung in Papierbox als Außenhülle und Aluminiumoxid-beschichtete Tüten aus PE oder PP für die Suppen. Das gibt dir die Möglichkeit, Kunststoff und Papier fürs Verpackungsrecycling sauber und einfach zu trennen.
Das Problem mit den Druckfarben
Beim Verpackungsrecycling gibt es manchmal Probleme, auf die du als Laie gar nicht kommen würdest. Zum Beispiel die großen Kunststoff-Flaschen mit Flüssigwaschmittel.
Da sind meistens große, bedruckte Etiketten drauf. Diese lösen sich in der Sortieranlage teilweise oder gar nicht von der Flasche ab. Die Druckfarben verfärben beim Einschmelzen das Kunststoffsubstrat. Dieses lässt sich dann beim Verpackungsrecycling nur noch für dunkle Rezyklate verwenden.
Als Lösung für das Problem der ungewollten Einfärbungen schlagen die Experten Waschmittel in Standbodenbeuteln mit abnehmbaren Etikettenbanderolen vor. Hier wie bei allen anderen Vorschlägen ist es Aufgabe der Verpackungsindustrie, für alltagspraktische Lösungen zu sorgen.
Die Banderole am Waschmittel muss fest und sicher sitzen. Aber spätestens in der Sortieranlage soll sie sich leicht vom Beutel ablösen lassen. Daran arbeiten die Verpackungsfachleute. Jede gut umgesetzte Idee ist ein Schritt in eine müllfreiere Zukunft.
Umweltfreundliche Materialien für Verpackungen
Du hast es mittlerweile verstanden: Beim Verpackungsrecycling kommt es auf viele Faktoren an. Trotzdem gibt es Materialien, die umweltfreundlicher, ressourcenschonender und nachhaltiger sind als andere. Schauen wir sie uns mal an:
- Holz
- Pflanzenstärke
- Gras
- Hanf
- Zellglas
- rPET
- Holz (als Grundstoff für Papier und Karton): Holz hat in der Verpackungsindustrie vor allem als Grundstoff für Papier, Karton und Wellpappe Bedeutung. Ein nachwachsender, CO2-neutraler Rohstoff, der sich gut recyclen lässt. Wichtig: Die Herkunft aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern.
- Pflanzenstärke: Quelle der Pflanzenstärke sind stärkehaltige Gewächse wie Mais oder Kartoffeln. Aus dieser Stärke entstehen Kunststoffe, die von erdölbasierten Materialien nicht zu unterscheiden sind. Kunststoffe aus Pflanzenstärke sind kompostierbar.
- Gras: Gras ist ein Überlebens- und Wachstumskünstler. Das weißt du spätestens seit den vergangenen supertrockenen Sommern, als dein Rasen vor dem Haus aussah wie die Wüste Gobi – und trotzdem kamen im Frühjahr die frischen grünen Halme ans Licht. Gras ist ein regionaler, schnell wachsender Rohstoff, aus dem die Verpackungsindustrie Papier und Karton herstellt. Ein idealer Grundstoff fürs Verpackungsrecycling.
- Hanf: Hanf ist in vielerlei Hinsicht eine erstaunliche Pflanze. Du brauchst für sie kaum Dünger, kannst ihr beim Wachsen zusehen und sie fast vollständig verwerten. Aus Hanf stellt die Verpackungsindustrie zum Beispiel Thermovliese her. Diese machen sich die isolierenden, feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften des Hanfs zunutze. Hanf-Produkte sind kompostierbar.
- Zellglas: Hast du schon mal einen Beutel aus Zellglas in der Hand gehabt? – Klarer Fall von Plastik, würdest du sagen. Falsch! Zellglas basiert auf Zellulose, es ist ein „nachwachsender" Kunststoff. Seine Atmungsaktivität macht es für die Aufbewahrung von Lebensmitteln geeignet. Darum taugt es auch gut für die Herstellung von Frischhaltefolien.
- rPET: Hierbei handelt es sich um recyceltes Polyethylenterephthalat. Dieser Kunststoff aus der Gruppe der Polyester wird aus eingeschmolzenen PET-Abfällen (Getränkeflaschen, aber auch jegliche andere PET-Verpackungen) gewonnen. Das Verpackungsrecycling häckselt die PET-Behälter und unterzieht sie einer gründlichen Reinigung. Anschließend schmilzt es die PET-Flakes ein und verarbeitet sie zu einem Granulat.
Dieser Ausgangsstoff ist erstaunlich wandlungsfähig. Aus ihm können Kunststoffverpackungen, Lebensmittel- und Getränkebehälter, Bauteile für Elektrogeräte, Taschen, Kleidung und vieles mehr hergestellt werden. |
Außen hui, innen hui
Du willst Verantwortung übernehmen – du kaufst Produkte aus der Region. Du überprüfst die Herstellungsbedingungen, die Inhaltsstoffe. Aber du kaufst nicht nur das Produkt, sondern auch die Verpackung, in der es steckt. Deshalb hast du auch an die Verpackung berechtigte Ansprüche: Sie soll zum Produkt passen, sie soll ansprechend sein und praktisch – und sie soll keinen Müll hinterlassen.
Wenn du dich zwischen zwei Produkten entscheiden müsstest, eines mit Bestnoten beim Verpackungsrecycling, das andere so la-la, dann würdest du das erstere nehmen. Die Recyclingfähigkeit ist zu einem Verkaufsargument geworden – ebenso wichtig wie Herstellungsverfahren, Produktinhalte und Verpackungsdesign.
Diese nachhaltigen Kaufkriterien sind bei der Verpackungsindustrie längst angekommen. Ihre Forschungsabteilungen suchen unermüdlich nach immer ressourcenschonenderen Möglichkeiten.
Gutes Verpackungsrecycling: Eine Angelegenheit von allen
Mülltrennung ist eine Wissenschaft für sich. Als gewissenhafter Mensch hast du sicherlich schon manches Mal vor dem Gelben Sack gestanden: Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage.
Seit 2019 schreibt das Verpackungsgesetz ein Upcycling von Verpackungsmüll vor. Angestrebt ist dieses Jahr (2022) eine Verwertungsquote von 63 Prozent. Problematisch beim Verpackungsrecycling, wir haben es schon erwähnt, sind manche Materialmixe.
Als Verbraucher machst du am besten einen Bogen um sie, wenn du die Recyclingquote erhöhen willst. Zum Beispiel ein Joghurt, der aus einem Plastikbehälter, einem Kartonmantel und einem Aludeckel zusammengesetzt ist.
Hand aufs Herz: Die meisten Leute schmeißen sowas komplett in den Gelben Sack. In der automatischen Sortieranlage wandert der Becher durch den Kanal für Aluminium. Plastik und Karton gehen für die Verwertung verloren.
Ebenso schwierig: Dunkle Verpackungen, PET-Flaschen mit Schrumpffolien, große Etiketten und Beschichtungen, wasserunlösliche Kleber. Auch Tetra Paks mit ihren Plastik-Ausgießtüllen und dem plastikbeschichteten Aluminium sind schwer zu trennen und wandern meistens in die Müllverbrennung.
Verpackungsrecycling ist eine Angelegenheit für alle. Das kann auch nicht anders sein, denn alle profitieren davon. Für dich als Käufer darf das Trennen von recyclingfähigem Verpackungsmaterial nicht zu einer Wissenschaft werden.
Die Erfahrung lehrt: Wenn es zu mühsam ist, Materialien voneinander zu trennen, oder wenn es zu kompliziert ist, was wohin entsorgt wird, dann landet die Verpackung höchstwahrscheinlich im falschen Müll.
Fürs Verpackungsrecycling ist dein Mitmachen wichtig, das steht außer Frage. Aber es ist die Aufgabe der Verpackungsindustrie, den Kunden dabei entgegenzukommen.
Uns interessiert deine Haltung zum Thema Nachhaltigkeit! Kontaktiere uns gerne, um darüber zu sprechen! |
Fazit
Gutes Verpackungsrecycling ist zum Kaufargument geworden. Diese Botschaft ist bei der Verpackungsindustrie angekommen. Eine moderne Verpackung passt zum Produkt, schützt es optimal, macht durch ein ansprechendes Design auf seine Qualitäten aufmerksam.
Diese Forderungen müssen gute Verpackungen schon lange erfüllen. Neu kommt hinzu: Die Verpackung soll nachhaltig in den Produktkreislauf einfließen. Nur dann hilft sie dabei, die Müllberge auf unserem Planeten zu verkleinern.
Verpackungsrecycling ist auf deine Mitarbeit angewiesen. Aber die Trennung der Wertstoffe vom Restmüll darf nicht zur Wissenschaft werden. Darum entwickelt die Verpackungsindustrie gut trennbare Materialien.
Außerdem werden auf den Verpackungen leicht verständliche Anleitungen zum Müll-Trennen aufgeführt. Produzenten, Verpackungsdesigner und Konsumenten ziehen an einem Strang: Gemeinsam halten wir die Wertstoffkreisläufe am Fließen.